Newsblog zur COP26
AFP, dpa, t-online
Zahlreiche Staaten haben sich darauf geeinigt, bis 2030 die Zerstörung von Wäldern und Landschaften zu stoppen. Nun kommt ein entscheidender Unterstützer hinzu: Wladimir Putin.
Die Weltklimakonferenz (COP26) hat im schottischen Glasgow begonnen. Ihr kommt eine besondere Bedeutung zu: Die Weltgemeinschaft hat 2015 im Klimavertrag von Paris zugesagt, ihre Anstrengungen zu verschärfen. Noch bis zum 12. November werden Staatsoberhäupter vieler Länder erwartet.
Die Folgen des Klimawandels, der zu häufigeren und extremeren Wetterereignissen beiträgt, waren in diesem Jahr deutlich zu spüren: Erstmals seit Beginn der Aufzeichnungen hat es am höchsten Punkt des grönländischen Eisschildes geregnet statt geschneit.
Nach drastischen Klimaschutz-Appellen am Vortag erzielten die Staats- und Regierungschefs am Dienstag eine historische Einigung: Rund 100 Staaten haben sich darauf verständigt, bis 2030 die Zerstörung von Wäldern und anderen Landschaften zu stoppen. Wie die britische Regierung bekannt gab, repräsentieren die beteiligten Länder 85 Prozent der weltweiten Waldfläche, also etwa 34 Millionen Quadratkilometer.
Bereits am Montag wurde die Initiative gegen Entwaldung vorgestellt, die von Dutzenden Staaten unterstützt wurde. Doch erst am Dienstag kam ein zentraler Unterstützer hinzu: Russland. "Unser Land beherbergt 20 Prozent des weltweiten Waldes", so Präsident Wladimir Putin in einer vorab aufgezeichneten Videoansprache am Dienstag. Russland habe eine langfristige Strategie entworfen, um Klimaneutralität 2060 zu erreichen, so der Kremlchef, der nicht persönlich auf der Konferenz anwesend ist.
Weitere Unterstützerstaaten sind Deutschland und die gesamte EU, aber auch die Länder mit den größten Wäldern überhaupt – also Kanada, Russland, Brasilien, Kolumbien, Indonesien sowie China, Norwegen und die Demokratische Republik Kongo. Für das Vorhaben werden demnach bis 2025 etwa 12 Milliarden US-Dollar (rund 10,3 Milliarden Euro) an öffentlichen Geldern mobilisiert. Hinzu kommen 7,2 Milliarden US-Dollar private Investitionen.
Mehr als 100 Staaten besiegeln Pakt gegen Methan-Ausstoß
Mehr als 100 Staaten haben sich einer von der EU und den USA ins Leben gerufenen Initiative zur Reduzierung des Ausstoßes von klimaschädlichem Methan angeschlossen. Beim Klimagipfel im schottischen Glasgow teilten die EU und die USA am Dienstag mit, diese Länder repräsentierten 70 Prozent der Weltwirtschaft. Mit dabei sind neben Deutschland unter anderem auch Frankreich, Kanada, Israel und Japan. Die wichtigen Länder Indien, China und Russland standen allerdings nicht auf der Liste.
Methan ist das zweitschädlichste Treibhausgas und verantwortlich für Klimaerwärmung und Luftverschmutzung. Die schon im September ins Leben gerufene Initiative hat zum Ziel, Methanemissionen bis 2030 um mindestens 30 Prozent gegenüber 2020 zu senken. Wenn sie erfolgreich umgesetzt wird, könnte die Klimaerwärmung bis 2050 der EU-Kommission zufolge um rund 0,2 Grad reduziert werden.
"Den Ausstoß von Methan zu reduzieren, ist eines der effizientesten Dinge, die wir tun können", sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Dienstag in Glasgow. Sie stellte den Pakt gemeinsam mit US-Präsident Joe Biden vor. Der Ausstoß von Methan in die Atmosphäre habe einen erheblichen Beitrag zur Erderwärmung. "Das ist die am tiefsten hängende Frucht", die man schnell und effektiv reduzieren müsse.
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Pessimistische Experten
Die Erfahrung aus der Vergangenheit lässt bei Beobachtern des Geschehens in Glasgow aber wenig Euphorie aufkommen. So hätte sich eine ähnliche Erklärung aus dem Jahr 2014 als vollkommen wirkungslos erwiesen, sagte etwa der Klima- und Waldexperte Simon Lewis vom University College London der BBC. Es sei eine gute Nachricht, dass sich so viele Länder politisch dazu verpflichtet hätten, die Entwaldung zu beenden. Doch die Welt sei bereits vor Jahren an diesem Punkt gewesen. Die Abholzung in industriellem Maßstab ging auch nach 2014 ungebremst weiter - etwa auch im Amazonas-Regenwald, wo seit dem Amtsantritt von Bolsonaro 2019 jedes Jahr 10.000 Quadratkilometer Baumbestand verloren gingen. In den zehn Jahren zuvor waren es im Schnitt jährlich rund 6500 Quadratkilometer.
Außerdem werde der Aspekt der immer größer werdenden Nachfrage nach Fleisch in der Übereinkunft ausgespart, meint Lewis. Denn schließlich würden viele der Produkte auf gerodeten Regenwaldflächen produziert. Der Fleischkonsum in westlichen Ländern müsse thematisiert werden, so Lewis.
Der Ökologe Nigel Sizer vom World Resources Institute (WRI) bezeichnete die Abmachung hingegen als „große Sache“, schränkte aber ein, die Zielmarke von einem Ende der Entwaldung bis 2030 könne als „enttäuschend“ wahrgenommen werden.
Deutlicher wird da die Umweltschutzorganisation Greenpeace. Mit der Vereinbarung werden praktisch grünes Licht gegeben „für ein weiteres Jahrzehnt der Entwaldung."
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