02.07.2023 hier im Südkurier
Die Kommunen rund um den Bodensee könnten im Kampf gegen (Mikro-)Plastik Vorreiter werden. Die Bodensee-Stiftung und Global Nature Fund, beide mit Sitz in Radolfzell, haben mit Vertretern von Städten und Gemeinden an Bodensee und Chiemsee anlässlich des Projekts Blue Lakes ein „Seenpapier“ mit Handlungsvorschlägen ausgearbeitet. Kommunen sind eingeladen, das Papier als freiwillige Selbstverpflichtung zu unterzeichnen, um Bürger für ihren alltäglichen Plastikverbrauch zu sensibilisieren und mit effektiven Maßnahmen das Engagement der Kommune für den Erhalt der Lebensqualität am See aufzuzeigen, heißt es in einer Mitteilung der Stiftung.Das Seenpapier setze zum einen auf das Reduzieren von Plastikabfall und zum anderen auf den Einsatz technologischer Lösungen zur Verhinderung des Eintrags von Kunststoffteilchen in den See. „Die Unterzeichnung des Seenpapiers ist ein starkes Signal dafür, sich aktiv für den Schutz der Bürger und unserer Gewässer einzusetzen, und darüber hinaus eine Chance, Gemeinden als nachhaltige Reiseziele zu positionieren“, wird Dimitri Vedel, Projektleiter seitens der Bodensee-Stiftung, in der Mitteilung zitiert. „Plastikmüll ist immer menschlichen Ursprungs“, stellt Dimitri Vedel heraus und fügt hinzu: „Ist es einmal im Ökosystem angelangt, ist es nahezu unmöglich, Mikroplastik wieder daraus zu entfernen.“
In das Seenpapier seien umfassende Recherchen zu Mikroplastik, Befragungen von Experten und Ergebnisse von Runden Tischen an den deutschen Projektseen Bodensee und Chiemsee eingeflossen. Die vorgeschlagenen Maßnahmen beziehen sich auf 15 Bereiche des öffentlichen Lebens – von Angelsport bis Wochenmarkt.
Ist Wasser mit Mikroplastik belastet, können es herkömmliche Kläranlagen nicht vollständig herausfiltern. Perspektivisch werden Kläranlagen nach europäischer Verordnung auch Mikroplastik entfernen müssen. Die frühzeitige Ausstattung mit einer zusätzlichen Reinigungsstufe ist laut Seenpapier trotz der Investitionskosten zu überdenken.
Auch hierzu könne die Bodensee-Stiftung beraten. Jüngst habe sich eine Expertengruppe aus Mitarbeitern von Kommunalverwaltungen, Kläranlagen und Naturschutzzentren an der Universität Marken in Italien über im Rahmen des Blue-Lakes-Projekts entwickelte, innovative Filtertechnologie informiert.
Die Bodensee-Stiftung ermuntert die Kommunen, bei der Umsetzung des Seenpapiers ihr eigenes Tempo zu finden, und ermutigt sie zur Beteiligung mit dem Hinweis, dass die Maßnahmen auch positive finanzielle Effekte erreichen. „Jede Müllvermeidung schont den Haushalt, ob in der Beschaffung oder bei der Entsorgung“, sagt Vedel. So auch im Tourismus: Mehrwegsysteme für den Gastronomiebereich und in Sanitärräumen und Badezimmern könnten mit Einsparungen verbunden sein.
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