Die Klausurtagung scheint sehr interessant gewesen zu sein, da wichtige, aber bisher eher ungewöhnliche Themen auf`s Tablett kamen. Das ist bereits ein Riesenfortschritt, den man sich auch in den kleineren Ortschaften ringsum wünschen würde. Wenn jedoch die Prognosezahlen in den Vordergrund gerückt werden, dann frage ich mich schon, ob man das als Zahl einfach so stehen lassen kann. Ob zum besseren Verständnis nicht noch viel weiter aufgedröselt werden müsste: Was sind denn das für 3000 Personen, die hinzu gekommen sind? Wie viele davon sind Asylbewerber oder Menschen aus der Ukraine? Wie viele davon sind Rentner? Wie viele Kinder? Denn das entscheidet doch wesentlich, welche Art von Wohnraum und Infrastruktur überhaupt notwendig wird.
14.12.2022 |
Bürgermeister Fabian Müller ist sich der Sperrigkeit des Themas wohl bewusst. „Stadtentwicklung klingt abstrakt und strategisch“, erklärte er bei einem Pressegespräch. Doch wenn es darum geht, welche Flächen in den nächsten 20 Jahren wie verplant werden, wird das nicht nur für Eigentümer von Grund und Boden sehr konkret.
Der alte Flächennutzungsplan für Friedrichshafen und Immenstaad ist über 25 Jahre alt und bedarf einer Überarbeitung. Davor muss sich die Stadtpolitik auf Grundpfeiler verständigen. Wachsen oder nicht? „Diese Frage stellt sich nicht mehr“, so Müller. Die Entwicklung hat einstige Prognosen überholt. Statt Stagnation kamen allein in den vergangenen fünf Jahren knapp 3000 Einwohner hinzu.
Den Auftakt für diesen Planungsprozess gab es bei einer Klausursitzung des Gemeinderats Mitte November. Zwei Tage nahmen sich Rathausspitze und Stadträte Zeit, um über Stadtentwicklung, Strategien und Ziele zu diskutieren. „Wichtig war uns der Austausch“, sagt Fabian Müller. Er wünscht mit dem neuen Flächenplan eine Orientierung für künftige Entscheidungen.
Zwei Experten halfen dabei, ein paar Dinge einzuordnen. Dabei standen Themen wie Nachhaltigkeit oder sozial-gerechte Boden- und Wohnungspolitik im Mittelpunkt. Walter Göppel und Marc Schwarz von der Energieagentur Ravensburg legten anhand aktueller Zahlen zu Themen wie Energieverbrauch dar, mit welchen Konsequenzen Kommunen rechnen müssen, wenn diese Prognosen eintreffen sollten.
Und wie soll sich Friedrichshafen nun entwickeln? Vom Donut zum Krapfen. Stadtplaner sprechen vom Donut-Effekt, wenn ein Zentrum unbelebt ist. Eine Krapfen-Stadt schafft es, mit der richtigen Füllung Leben in die Mitte zu bringen. Auch andere Leitbilder waren den Stadträten wichtig, so etwa die wassersensible Stadt.
In der Flächenentwicklung hält die Mehrheit der Stadträte am bisherigen Leitbild fest: innen vor außen. Wobei Bauen im Außenbereich moderat möglich bleiben soll, vor allem an den Hauptverkehrsachsen.
Laut Fahrplan soll rund ein Jahr Zeit bleiben, um sich über die Strategie für die künftige Stadtentwicklung klar zu werden. Geplant ist in diesem Rahmen eine repräsentative Bürgerbefragung, eine Halbzeit-Bilanz zum ISEK-Prozess und im November 2023 der Startschuss für den neuen Flächennutzungsplan.
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