Schwäbische Zeitung hier 19.12.2022, Katja Korf
Fast die Hälfte aller Waldflächen in Baden-Württemberg weist deutliche Schäden auf. Das ist Ergebnis von Untersuchungen der landeseigenen Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA). Seit Beginn dieser Studien 1985 fiel der Wert nur einmal ebenso schlecht aus – und zwar im Jahr 2020.....
Wie geht es dem Wald?
„Besorgniserregend“, fasste Forstminister Peter Hauk (CDU) die Ergebnisse am Montag zusammen. Noch nie seit Beginn der Erhebungen habe es mit 17 Prozent der Flächen so wenige gesunde Waldstücke im Land gegeben. Bei den Nadelbäumen hat laut Bericht die Kiefer mit einem mittleren Nadelverlust von 33 Prozent gelitten, Fichte, Tanne und Lärche liegen bei rund 25 Prozent. Die Douglasie ist resistenter als andere Bäume gegen Trockenheit und verliert etwas mehr als jede fünfte Nadel (21 Prozent).
Bei den Laubbäumen steht es am besten um den Bergahorn (18 Prozent Blattverlust). Anders die Esche, die vor allem wegen eines Pilzes rund 43 Prozent verliert – und laut Hauk bald im Land ausgestorben sein wird. Beim häufigsten Laubbaum, der Buche, gelten 58 Prozent als deutlich geschädigt, bei den Eichen sind es 71 Prozent.
Wie steht es um den Wald in der Region?
Im Landesschnitt haben die Bäume 28,4 Prozent ihrer Nadeln oder Blätter verloren. Darunter liegt der Kreis Ravensburg mit knapp 23 Prozent, einer der niedrigsten Werte in Baden-Württemberg. ....
Was sind die Ursachen?
Die vergangenen Jahre waren aus Sicht der FVA zu heiß und zu trocken. Seit 2018 war demnach nur 2021 kühl und feucht genug. Danach kamen, so Minister Hauk, „auch heuer wieder verbreitet Hitzerekorde und Dürreperioden.“ Sind Bäume durch Trockenheit geschwächt, haben es Schädlinge wie der Borkenkäfer oder Baumpilze leichter, sich einzunisten.
Die Experten der FVA werten die seit Beginn der 2000er Jahre zunehmenden Baumschäden als Folge der sich deutlich veränderten Wetterbedingungen, also als Folge des Klimawandels. Dazu gesellen sich weitere Faktoren. Der Bericht nennt unter anderem die noch immer spürbaren Folgen des schadstoffhaltigen „sauren“ Regens in den 1970er Jahren sowie die Einträge aus Verkehr und Landwirtschaft....
Was soll dem Wald helfen?
„Die Folgen für den Wald von heute spiegeln die Fehler und Inkonsequenz beim Klimaschutz von vor 20 Jahren wieder“, sagte Hauk. Deshalb gelte es, diesen voranzutreiben. Dem Wald ganz konkret soll ein Umbau helfen – also das Pflanzen anderer Baumarten, die Trockenheit und Hitze besser widerstehen. Dazu gehören zum Beispiel die Esskastanie, Nussbäume und Hainbuchen. Dafür stehen in den kommenden Jahren bis zu 30 Millionen Euro von Bund und Land zur Verfügung. Privatleute sollen beraten werden, wie sie ihren Wald auf die neuen Klimabedingungen einstellen. Ihnen gehört etwa ein Drittel der Wälder, den Rest teilen sich in etwa Land und Gemeinden.
Welche Kritik wird laut?
... „Die Waldstrategie erhält im Haushalt 2023/24 nur ein Drittel der benötigten Mittel. Dringend benötigte neue Stellen für die Forstverwaltung sind damit nicht zu machen“, so Geschäftsführerin Odile Bour.....
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