Samstag, 3. Dezember 2022

Warum die „Letzte Generation“ alles richtig macht

In den letzten Wochen gab es viel Mist, aber auch viele erstaunlich gute Artikel zu lesen, die sich mit den Aktionen der letzten Generation beschäftigen. Dieser hier ist einfach nur genial! Lesen Sie ihn selbst!

Übermedien  hier  von   24.11.22

Wirkungsvolle Protestformen


1: Was nicht sein kann

Der Mensch weiß zu viel, über sich und die Welt. Selbst unsere eigene Endlichkeit ist uns schmerzlich klar. Einer der wichtigsten Mechanismen unserer Psychohygiene ist deshalb die Verdrängung. Würden wir bei jedem Spaziergang ausführlich bedenken, überfahren werden zu können, wären wir gelähmt vor Angst – und blieben zu Hause. Ebenso normal scheint es, jenes wissenschaftlich belegte Szenario, als Spezies milliardenfach in Tod und Elend zu laufen, im Alltag auszublenden. Wir müssen unser Leben heute leben, egal was in 20 oder 200 Jahren mit der Welt passiert. Der Alltag geht schließlich weiter, auch wenn er unsere Normalität früher oder später zerstören wird.

In diesen Wochen erleben wir vielleicht den Anfang vom Ende einer immensen kollektiven Verdrängungsleistung. Als vorvergangene Woche die Aktivistin Carla Rochel bei Markus Lanz saß, hatte der Diskursaufbruch seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht: „Wie sollte ich denn sonst mit meinen 20 Jahren hier sitzen“, sagte sie, „und über die Klimakatastrophe debattieren können, wenn wir nicht [den Alltag] unterbrechen würden? Und ich weiß, dass das unangenehm ist, weil wir Tag für Tag auf die Straße oder in die Museen tragen, was wir alle so gerne ignorieren würden.“

Nur der Konjunktiv stimmt in diesen Sätzen nicht: Die meisten von uns ignorieren sehr erfolgreich und seit langem die Realität des drohenden Klimakollaps. Doch spätestens in diesem Moment musste man feststellen: Die „Letzte Generation“ hat ihre Themen, Anliegen und Persönlichkeiten mit wenig Budget innerhalb kürzester Zeit in die breite Öffentlichkeit gebracht. Über sie und ihre Schwesterorganisationen „Extinction Rebellion“ und „Just Stop Oil“ wurde so groß berichtet wie über kaum eine Gruppierung der vergangenen Jahre. Die Videos erreichten hunderte Millionen Abrufe, die „New York Times“ kommentierte, Staatschefs äußerten sich. Wer mir ein Beispiel eines quantitativ effizienteren Protests zeigt, bekommt einen unversehrten Monet.

Die qualitativen Reaktionen jedoch waren forsch bis feindlich: Man warf den Aktivist:innen Totschlag vor, stellte sie mit Terrorist:innen gleich, belehrte und beleidigte sie. Die Springer-Presse fuhr eine typische Hetzkampagne rund um den skrupellos instrumentalisierten Fall einer von einem Betonmischer überfahrenen Radfahrerin („Das ist auch eure Schuld, ihr Klimakleber“). Doch selbst in Qualitätsmedien wie dem Deutschlandfunk mussten sich Aktivist:innen schon der Schuldfrage stellen, bevor der Hergang gesichert war.

Es fanden sich genug, die mithetzten: Der FDP-Bundestagsabgeordnete Alexander Graf Lambsdorff twitterte vom „ersten Todesopfer“ der „Letzten Generation“, sogar Innenministerin Nancy Faeser („jede Grenze legitimen Protests überschritten“) und Justizminister Marco Buschmann sprangen mit Vorverurteilungen und Abwertungen („Dummheit“) bei. CSU-Landesgruppenleiter Dobrindt warnte vor der „Klima-RAF“, und Reinhard Müller soufflierte in der FAZ: „So kann Terror beginnen – und bei Gruppen mit anderen Zielen wäre das längst benannt worden und ein großes neues Kapitel im Verfassungsschutzbericht aufgeschlagen“.

„In Bezug auf die Klimaaktivistinnen und -aktivisten scheint keine Beschreibung zu krass und keine Bestrafungsfantasie zu haarsträubend zu sein“, schrieb Sophie Garbe im „Spiegel“ und beobachtete eine enorme „Aggressivität und Enthemmung“ in der Debatte. Die „Bild“-Zeitung fantasierte schließlich von Selbstjustiz: „Abreißen von selbst festgeklebter Haut dürfte ohne Weiteres in Kauf zu nehmen sein“, folgerichtig tauchen immer wieder Videos von gewalttätigen Übergriffen auf.

Ein Lehrstück an Feindbildpflege – von der statistischen Erfassung in den Berliner Behörden, die Verkehrsbehinderungen nur bei Klimaprotesten ganz genau dokumentieren, bis zu unzähligen Hasskommentaren und Morddrohungen im Netz. Ein Hauch von 1968 weht durch den Diskurs, als Springer mit Hilfe der rechten und konservativen Milieus so lange Stimmung gegen die Student:innen machte, bis Schüsse fielen.

Doch auch aus dem wohlmeinenden Lager der Linken und Progressiven wurde den Protestierenden – von prominenten Grünen wie Cem Özdemir bis Renate Künast, von Klimaforscher Mojib Latif bis Kulturstaatsministerin Claudia Roth, von SZ bis „Zeit“ – erklärt: Das geht nach hinten los. Die intuitive Abneigung, mit der besonders auch das linksliberale Feuilleton reagierte, verdichtete sich am absurdesten in einem Walter-Benjamin-Zitat von Autor und Kunstkenner Florian Illies: Er schrieb vom „Irrtum des Aktivismus“. Den hatte Benjamin 1932 in einem Essay einigen überheblichen Schriftstellern der späten Weimarer Republik unterstellt, weil die völlig realitätsfremd eine Herrschaft der Intellektuellen einführen wollten – also in Thema und Kontext das Gegenteil des zu besprechenden Aktivismus. Vielleicht ein Versehen, aber symptomatisch für das empörte Desinteresse, mit dem dieser Protest bedacht wurde.

In den sozialen Medien lief es nicht besser. Die Gegenargumente reichten von „dafür wird Essen verschwendet“ bis zu „jetzt redet keiner mehr über andere Proteste“ und „die volkswirtschaftlichen Schäden der Blockaden sind zu hoch“, angesichts von 30 Milliarden Aufbauhilfe im Ahrtal eine interessante Rechnung. Dass 2020 auf dem Höhepunkt der Corona-Proteste eine tatsächlich hochgradig zerstörerische Anschlagserie von Rechtsextremen, die der Koch Attila Hildmann im Kampf gegen „Satanismus“ angestachelt hatte, beinahe unbemerkt vorüber ging, zeigt, wie selektiv die Empörung anspringt.

Viele solcher Widersprüche brachte der Protest an die Oberfläche: „Kunst ist wie Kinder“, sagte ein Museumsdirektor, der befragt wurde. Sie müsse Tabu sein, unbedingt schützenswert – ohne zu merken, dass die echten Kinder aus Fleisch und Blut gerade um ihre sichere Zukunft fürchten.

Niemand rede über ihre Forderungen, schallte es den beiden Frauen von „Just Stop Oil“ entgegen, die Tomatensuppe in Richtung eines Van Gogh warfen, was lustig war, denn ihre Forderung steht im Namen, und der wurde hundertmillionenfach wiederholt. Dennoch zeigten sich auch viele derer, die sich mehr Debatte rund ums Klima wünschen, öffentlich skeptisch, ob dieser Protest sich nicht ausschließlich selbst zum Thema mache.

Am vergangenen Sonntag sah sich Aktivistin Carla Hinrichs bei „Anne Will“ mit ähnlichen Anwürfen konfrontiert und bekam gleichzeitig mehrmals die Gelegenheit, niemand geringerem als dem Bundesjustizminister live zur besten Sendezeit den Klimaschutz-Rechtsbruch seiner Regierung anzukreiden. Ihre Kollegin Aimée van Baalen erklärte bei anderer Gelegenheit, was überall zu bezeugen war: dass eine Verhandlung der Legitimität des Protests gar nicht stattfinden kann, ohne die von ihm als Hebel seiner Legitimation herangezogene drohende Katastrophe ebenso zu diskutieren.

Neben einer gewissen Analysefaulheit der Wirkung stach vor allem der nachhaltige mediale und politische Unwillen heraus, die Proteste fehlerfrei abzubilden. Noch Wochen nach den Aktionen in Museen sprach, nur ein Beispiel von vielen, der Liberale Gerhart Baum zwar vom „dummen Zeug“ des RAF-Vergleichs, aber auch von „Barbarei“ der „Zerstörung von Kunstwerken“, obwohl nach wie vor kein einziges Kunstwerk Schaden genommen hatte. In der „Zeit“ schrieb Florian Eichel stur von „Angriffen auf die Kunst“ und damit auch „auf die Freiheit und Demokratie“, um Klimaschutz an sich am Ende wiederum als „Kunst“ einzustufen, da er nur von Eliten betrieben würde.

Es brauchte Wochen, bis eine Headline des Radiosenders FM4 die Wirklichkeit korrekt formulierte: „Schutzscheibe vor Klimt-Gemälde mit ‚Öl‘ beschmiert“ – auch wenn im Text dann schon wieder davon die Rede war, das Gemälde selbst sei beschmiert worden.

Ein ganzer Diskurs schien einem Prank auf den Leim gegangen, aber nicht nur für einige Schocksekunden, in denen man einen Klimt für immer zerstört sieht, sondern wie Kinder, die noch Wochen nach dem Horrorfilm unterm Bett nachschauen, ob der böse Klimaclown dort haust. Dieser Protest scheint eine Sehnsucht nach Eskalation auszulösen, als würden sich manche fast wünschen, dass wirklich ein Kunstwerk beschädigt wird, damit endlich klare Verhältnis herrschen.

Dass hier nicht die Kunst angegriffen wird, sondern im Gegenteil, wie die Aktivist:innen auch erklärten, ihr Schutz eingefordert wurde, würde man verstehen, wenn man ihnen zuhörte. Dass nur ein ökologisch intaktes System überhaupt erst die Existenzbedingungen – Wohlstand, Frieden, Sicherheit und so weiter – für Kunst und ihre Rezeption zu erzeugen vermag, scheint banal. Markus Lanz versicherte in seiner Sendung: „Ich kenne Plätze in den Dolomiten, da kommt kein Wasser hin, da parken wir die Kunstwerke zur Not.“ Dann sprach er der Aktivistin Rochel die Liebe zur Kunst ab: „Wer so etwas tut, kann die Kunst nicht lieben.“ Das fasst die Haltung des feinsinnigen Bürgertums gut zusammen: Mit Kunst und Essen spielt man nicht, mit eurer Zukunft schon.

Schließlich gab sogar ein Mann, der bisher eher nicht mit Interesse am zivilen Ungehorsam auffiel, gratis Nachhilfe in aktivistischer Taktik: „Was hat das Werfen von Tomatensaft auf ein teures Kunstwerk (…) mit Klimaprotest zu tun? Was hat das Werfen von Brei auf ein schönes Gemälde mit Klimaprotest zu tun?“, fragte ein ratloser Olaf Scholz in einem Interview mit dem RND. Aus seiner Sicht nichts, so der Kanzler weiter. Der Protest sei „nicht richtig zu Ende gedacht“. Die Aktivist:innen sollten sich etwas anderes auszudenken, „das weniger aufregt“, sagte Scholz. Sehr lustig: der Kanzler des geräuschlosen Zauderns berät die Agenten des Aufruhrs.

Näher mit Theorie und Praxis dieser Protestformen auseinandersetzen mochte sich auch nach Wochen der Verhandlung kaum jemand. Zu genau wusste man, dass das alles nichts bringen kann. Und kam in einem gigantischen, medialen, performativen Widerspruch nicht umhin, den wohl formulierenden, wissenschaftlich argumentierenden, höflichen „Chaoten“ mehr und mehr Raum zu überlassen. Mit einem Bruchteil des Mobilisierungsaufwandes hatte man blitzschnell mehr Präsenz als die üblichen Demonstrations-Rituale. Am Ende saßen die Aktivist:innen bei Lanz und Maischberger und Will, wurden befragt und beschaut, geliebt und gehasst – aber in ihrer Strategie doch erstaunlich wenig ernst genommen.

Dabei und damit hatten sie nach dem Handbuch des disruptiven Protests alles, aber auch alles richtig gemacht. Protest ist kein Schönheitswettbewerb und keine Beliebtheitsgala, sondern ein Schlagen nach dem Alarmknopf. Und Halleluja, ist die Bundesrepublik nun alarmiert. Aber was kommt danach? Was kann man für den weiteren Klimadiskurs lernen? Ich glaube: Wir nähern uns einem entscheidenden sozialen Kipppunkt, dank dieser Proteste.

2: Der Plan der Planlosen

Die quer durch alle Lager und Medien wiederholte These, diese Art von Protest sei „kontraproduktiv“, „abschreckend“, kurz: „ein Eigentor“ – sie kommt meistens ohne Erklärung aus, wo denn in diesem Spiel die Tore stehen, was der Ball ist und was das Spielfeld, und warum man bei einem aktuellen Spielstand von 0:6 gegen das Klima so sicher wäre, zu wissen, wie man sonst noch gewinnen kann.
Hatten sich denn die Aktivist:innen so gar nichts dabei gedacht, geschweige denn, wie vom Kanzler gefordert, „zu Ende“? War das „blinder Vandalismus“ von verzweifelten Seelen, ein Hilfeschrei der Hoffnungslosigkeit? Schrecklicher Verdacht: Man hätte erfahren, wie gut vorbereitet sie sind, wenn man nur ernsthaft mit diesen seltsamen Leuten gesprochen oder wenigstens ihre Webseite gelesen hätte.

In einem menschlichen Reflex aus Bauchgefühlprojektionen und Gesellschaftssimplifizierung wurde allerorts behauptet, dieser Protest würde die Leute, die man doch so dringend bräuchte, nur abschrecken. Als wären die bisherigen Mittel so viel erfolgreicher gewesen. Als würden alle so funktionieren wie man selbst. Und als wären alle ein bisschen doof, weil sie nicht zwischen Protest und Zweck und Mittel unterscheiden können.

Gestützt wird sich dabei vor allem auf eine Umfrage des Instituts Civey: 81 Prozent empfinden danach die Protestformen („z.B. Straßenblockaden“) als zu weitgehend. Eine Bewegung und ihre Protestformen müssen jedoch nicht beliebt sein, um erfolgreich zu sein. Selbst eine charismatische Persönlichkeit wie Martin Luther King beispielsweise war 1966 in den USA bei 64 Prozent der Bevölkerung völlig unbeliebt, auch weil seine Bewegung deutlich radikaler war, als ikonische Worte wie „I have a dream“ im Nachhinein klingen.

Wer echte Veränderung will, macht sich selten Freunde, allein schon, weil nur Konflikte es in die Nachrichten schaffen. Dieses sogenannte „Activist’s Dilemma“ ist in der Forschung ausführlich beschrieben – aber gilt in seiner politischen Wirkung als umstritten. Welche jüngere Studie zu Klimaprotesten man auch betrachtet: so lange sie beim friedlichen zivilen Ungehorsam bleiben, schaden sie dem Anliegen nicht oder kaum. Die betreffende Umfrage sagt also nur aus, dass 81 Prozent die Protestform nicht gut finden. Und nicht, was sie mittelfristig sozial wie politisch auslöst.

Und was für ein Menschenbild steht auch hinter dieser Gleichsetzung? Als würden vernunftbegabte, informierte Bürger:innen eines Industrielandes ein paar Protestaktionen langfristig mehr aufwühlen als das Überleben der Menschheit. Als hätten wir alle vorher kollektiv emsig an den Lösungen der Krise gearbeitet, bis diese bösen Klima-Chaoten uns dabei störten. Als müsse Protest gefallen, um legitim und wirksam sein zu können, und als wäre dagegen der zivile Gehorsam der deutschen Nationalmannschaft, die sich in Katar nicht einmal eine One-Love-Armbinde zu tragen traut und deren Sprecher Steffen Simon allen Ernstes dazu sagte, man habe zwar eine Binde verloren, „aber nicht unsere Werte“ – aber lassen wir das lieber.

Hört man den zu selten befragten Protestforscher:innen zu, erfährt man: Wirksame soziale Bewegungen nutzten meistens „radikale Flanken“, um eine verdrängende Gesellschaft an den Tisch zu zwingen. Als historische Beispiele taugen hier neben Malcom X und den Black Panthers vor allem die Sufragetten; aber auch andere epochale Vorbilder wie Nelson Mandelas ANC und Mahatma Gandhis Unabhängigkeitsbewegung gingen nicht komplett gewaltfrei vor, kannten Taktiken der Blockade und des zivilen Ungehorsam. Dieser entzündete in Person von Rosa Parks das Ende der Rassentrennung in den USA, ihre Statue steht heute im Kapitol von Washington.

Über 347 Anschläge gegen Gegenstände und Sabotageakte verübten die britischen Frauenrechtlerinnen allein im Jahr 1913 in London, und gelten deshalb sogar als Erfinderinnen der Briefbombe. Ihr Motto: So lange das System uns Gewalt antut, dürfen wir dem System Gewalt antun – jedenfalls seinen Orten, Gegenständen, Institutionen. Diese Argumentation beleuchten theoretische Texte von Thoreau bis Habermas, von Rawls bis Arendt. In Deutschland gibt es unter anderem mit der Studenten- und der Anti-Atomkraft-Bewegung prominente Beispiele, wie ziviler Ungehorsam spätestens im Nachhinein als Bestandteil einer gesunden, lernfähigen Demokratie eingeordnet wird.

Ins Gegenteil verkehrt sich auch die These, die „Letzte Generation“ würde die Früchte der Arbeit von „Fridays For Future“ zerstören, wie Konstantin Kuhle (FDP) es im Bundestag markig ausdrückte: „Die ‚LetzteGeneration‘ reißt mit dem Hintern ein, was Luisa Neubauer und Greta Thunberg mühsam aufgebaut haben“ (denen übrigens, wie man in diesem Interview mit Neubauer sehen kann, vor wenigen Jahren exakt die gleichen Vorwürfe begegneten, um jetzt selbst von Politiker:innen als Vorzeigebewegung gelobt zu werden). Eine radikale Flanke lässt, wie bei Kuhle live zu beobachten, die moderateren Ableger einer diversen Bewegung im Gegenteil attraktiver und anschlussfähiger erscheinen. Auch dieser Effekt ist historisch gut erforscht.

Die Empirie bezüglich gegenwärtiger Bewegungen ist naturgemäß ungleich dünner. Einstellungsveränderungen auf Grund von jüngsten Aktionen sind sehr schwer nachzuvollziehen. Experimentelle Studien liefern eher positive Ergebnisse, sind aber wegen Laborbedingungen nur bedingt aussagekräftig. Welche Probleme zudem eine Forschungsrichtung hat, deren Wissenschaftler:innen oft selbst Teil der Klimabewegung sind, hat der Soziologe Sven Hillenkamp hier aufgeschrieben. Aber es gibt aktuelle Daten: Nach den ersten Protesten von „Just Stop Oil“ in England 2021 stieg in einer repräsentativen, dreistufigen Befragung die Bereitschaft zu Klimaschutzmaßnahmen leicht, obwohl die Aktivist:innen unter anderem mit Fußballunterbrechungen nervten.

Alles noch keine Beweise für die konkrete Wirkmacht der „Letzten Generation“, allein schon weil wir grundsätzlich zu wenig wissen, wie Überzeugung wirklich funktioniert. Gesellschaftliche Aushandlungsprozesse sind komplexer als Umfragen. Politisch wirksamer Druck entsteht selten durch direkten Bürger:innenwille. Manchmal hilft eine Polarisierung, manchmal schadet sie. Aber wenn man genau hinschaut, sieht man starke Indizien gegen die von vielen Medien nachgebetete Intuition vom Eigentor, keinen „wirren Wahn“ (Illies) am Werk, sondern etwas strategisch Fundierteres und kühler Gezieltes als die meiste Kritik.

Selbstverständlich ist dieser Protest hässlich, wo er für Schockbilder Kunst riskiert, zumal eine gewisse Gefahr der Beschädigung unschätzbarer Werte bestand (wenn es auch erstaunlich ist, wie viele Beobachter:innen den Aktivist:innen spontan zutrauten, einfach ihr Glück mit einem potenziellen Millionenschaden versucht zu haben). Natürlich habe man recherchiert, sagte Carla Rochel bei Lanz trocken.

Und dennoch muss man, wie bei jedem Protest für jedes Ziel, diskutieren, wo das Verhältnis stimmt. Ob Straßenblockaden nicht ein zu großes Risiko darstellen, ob es nicht eine Frage der Zeit ist, bis ein Rettungseinsatz entscheidend behindert wird. Ob man statt Kunstwerkglasscheiben nicht lieber wie in England die von Luxusautohäusern bespritzen sollte. Ob die Terminals für Privatjets, wie sie in den Niederlanden blockiert wurden, nicht die besseren Orte des zivilen Ungehorsams sind als Museen und Autobahnkreuzungen (ein ähnlicher Protest in Berlin verhallte kaum bemerkt). Ob die Adressaten, die Antagonisten im Narrativ dieses Protestes die richtigen sind.

Wenn man eine Aktivist:in wie Carla Hinrichs dazu befragt, kommt eine Gegenfrage: Ob man davon erfahren habe, dass die „Letzte Generation“ im April diesen Jahres über 30 Mal deutsche Öl-Pipelines abgedreht und dabei der fossilen Industrie einen Millionenschaden zugefügt habe? Nein, wusste ich nicht. Und auch niemand aus meinem hinreichend gut informierten Umfeld. Das, sagt Hinrichs, sei ein Beleg dafür, dass das Unterbrechen von fossiler Infrastruktur kaum mediale Aufmerksamkeit brächte. Zu moralisch eindeutig, könnte man vermuten, kein Aufreger.

Die „Letzte Generation“ halte jeden Vormittag ein Strategie-Meeting ab und diskutiere immer wieder ihre Maßnahmen und Ziele, sagt Hinrichs. Sie seien selbst überrascht gewesen, wie sehr die Tomatensuppenaktion von „Just Stop Oil“ einschlug. „Wir machen eben, was funktioniert.“ Im Vergleich zu briefbombenden Sufragetten, von denen sich eine sogar tödlich verletzte, als sie sich 1913 vor das Pferd des Königs warf, sind die Aktionen der „Letzten Generation“ zum Glück völlig brav. Sie wissen warum: Ihre vergleichsweise harmlosen Mittel sind viel zu erfolgreich darin, den Diskurs zu kapern, als dass man auch nur über Gewalt nachdenken müsste. Unzählige weitere Schmerzpunkte der offenen Gesellschaft lägen blank, es gebe noch viele Ideen, sagt Hinrichs.

Dass die Organisationen selbst einen sehr genauen Plan davon haben, den aber niemand wirklich erfragte, ist ein merkwürdiges Versäumnis dieses Diskurses. Es gibt ganze Vorträge online, in denen beispielsweise „Extinction Rebellion“ (ER) die Mobilisierungsstrategie hinter den Aktionen erklärt. ER stützt sich besonders auf die „3,5 Prozent“ der Bevölkerung, die es laut einer berühmten Studie der Protestforschung braucht, um selbst autoritäre Regimes zur Umkehr zu zwingen.

Im Falle der „Letzten Generation“ und „Just Stop Oil“ ist der Anspruch, Mehrheiten zu erzeugen, allerdings ein vornehmlich von außen herangetragener. Die Bewegungen wenden sich ausdrücklich nur an die Regierung. Sie fordern mit dem 9-Euro-Ticket und Tempolimit 100 teilweise schon erprobte, breit mitgetragene, überschaubare, umsetzbare Schritte.

Die angesichts dieser maßvollen Ansprüche umso heftiger erscheinenden Reaktionen, die erratische Aggressivität mancher Gegenrede, die Machtdemonstration des Rechtsstaates, der in Bayern ein umstrittenes Antiterrorgesetz nutzt, um dutzende Aktivist:innen ohne Prozess mehrere Wochen in „Präventivgewahrsam“ zu nehmen (und damit laut Aktivist:innen mehr zur Mobilisierung beiträgt als jede Kampagne), dazu die überwiegende mediale Verweigerung einer konstruktiven Auseinandersetzung  – das sind alles Zeichen eines sozialen Systems, das sich gegen eine aufgezwungene Ausleuchtung seiner kognitiven Dissonanzen wehrt. Oder auch: Das sich einem Kipppunkt nähert. Wir stehen damit möglicherweise an der Schwelle zur dritten Phase des Klimadiskurses. Denn wir beginnen, die Krise, ihre Abgründe und ihre Widersprüche nicht mehr nur zu diskutieren. Sondern sie zu fühlen.

3: Das Ende der Verdrängung

Erst war „Klima“ lange ein Thema unter vielen, dann zu groß und zu kompliziert und zu anstrengend, um angemessen behandelt zu werden. Erst kontrovers diskutierter Protest holt all diese Konflikte in alle Gesellschaftsbereiche und Wohnzimmer. Er zwingt uns, die Verzweiflung der Aktivist:innen angesichts einer hochgradig unsicheren Zukunft mitzufühlen. In unserem „finite pool of worries“, wie eine psychologische Hypothese heißt, also in unseren begrenzten Ressourcen der Sorge, wird die Zerstörung unserer Lebensgrundlage angemessen übergeordnet. Und politisch wird Klima dadurch endlich das, was es längst hätte sein sollen: zur diskursiven conditio sine qua non; zu der einen Frage, die beantwortet werden muss, bevor man andere angehen kann.

Juristisch sind wir schon so weit. 2021 urteilte das Bundesverfassungsgericht, dass sich aus dem Grundgesetz eine Pflicht zu ausreichendem Klimaschutz ergebe, weil sonst die Freiheit künftiger Generationen gefährdet sei. Und dass das Klimaschutzgesetz dahingehend unzulänglich, also verfassungswidrig sei. Zuletzt sprach das Amtsgericht Berlin-Tiergarten einige Aktivist:innen der „Letzten Generation“ frei (ebenso eine Richterin in Flensburg einen Baumbesetzer), weil die existenzielle Bedrohung durch die Klimakrise dem Strafrecht überzuordnen sei (und auch im Interesse der von der Blockade betroffenen Autofahrer:innen und Einsatzkräfte sei). Als Bundesjustizminister Buschmann sie bei Anne Will über ihren Rechtsbruch belehrte, sagte die Aktivistin und Jura-Studentin Carla Hinrichs ihm ins Gesicht, dass er das Grundgesetz breche.

Genau das wird durch eine radikale Flanke erreicht: Die Systeme gesellschaftlicher Organisation (Politik, Medien, Zivilgesellschaft) können ihr Anliegen nicht länger ignorieren. Und die folgende Diskussion zwingt viel mehr Menschen als zuvor, die Widersprüche nicht nur zu hören, sondern zu fühlen. Ein Justizminister, der selber Recht bricht. Eine Medienelite, die selbst verwirrt ist. Ein Land der Ordnung und Sauberkeit, das nicht in Ordnung ist und die Welt überdurchschnittlich verschmutzt.

Meine gute Freundin Samira El Ouassil schenkte mir einen Vergleich: Kollektiv sitzen wir in einer U-Bahn, in der ein Obdachloser zu betteln beginnt; die meisten versuchen ihn zu ignorieren, sein Elend, die Ungerechtigkeit, die kollektive Scham. Nur wenige schauen hin und geben etwas. Alle anderen suchen nach Ausreden, er solle doch arbeiten oder wenigstens Musik machen für Geld, sich erst einmal waschen und überhaupt, nicht so laut reden. Die Behörden, schlimmstenfalls die Security werden sich schon um ihn kümmern. Das grundlegende Problem Armut und Ungerechtigkeit verdrängen dabei alle.

Manche hassen die Aktivist:innen nun, angefeuert von Medien wie der „Bild“-Zeitung, die nur davon leben. Aber glücklicherweise haben viele Menschen andere Ressourcen zur Verfügung, allen voran empathische und moralische. Wenn wir einen aus Verzweiflung drastisch handelnden Menschen sehen, fragen wir uns unwillkürlich: Wenn es diesen Leuten so ernst ist, sollte es mich auch kümmern? So beginnen langfristige Diffusionseffekte der Überzeugung und Nachahmung. Die interessante Frage ist deshalb weniger, wie man solchen Protest spontan empfindet. Sondern wie viele Menschen in den nächsten Wochen und Monaten anfangen zu googeln: Drei Grad zum Beispiel oder Klimakollaps oder unbewohnbare Erde.

Eine weitere spezielle Dissonanz: Alle Information liegt frei verfügbar für die meisten Menschen nur ein paar Handbewegungen entfernt. Und trotzdem kümmert es die meisten nicht. Selbst Journalist:innen, deren Beruf das Aufnehmen und Aufbereiten dieser Informationen sind, verdrängen noch viel zu oft, wie Ann-Kristin Tlusty es in der „Zeit“ offen gesteht: „Nach 50 Seiten ging es mir so schlecht, dass ich das Buch beiseitelegte.“ Sie hatte „Deutschland 2050“ gelesen, ein Buch über die Auswirkungen der Katastrophe hier. Und sich danach in Zynismus geflüchtet, um nicht fühlen zu müssen.

Diese Diskrepanz zwischen Sein und Bewusstsein legt der Protest frei. Seine Hoffnung: Wenn das Wissen um eine mögliche dystopische Zukunft unignorierbarer wird, kippt die Beschämung der Störer früher oder später in eine Scham der Passiven.

Wie diese Scharniere tiefgreifender gesellschaftlicher Veränderung ohne Druck von außen oder neue Argumente funktionieren, hat der britisch-ghanaische Philosoph Kwame Anthony Appiah in seiner Studie „Eine Frage der Ehre – Wie es zu moralischen Revolutionen kommt“ beschrieben. Erst schämt man sich, gegen die Normalität zu verstoßen. Dann schämt man sich, so lange an der Normalität festgehalten zu haben. Dazu braucht es viele, aber weitaus weniger Menschen, als man annehmen würde: einige Tausend Frauen, die als Sufragetten für ihr Wahlrecht kämpften. 20 Prozent der (britischen) Männer, die 1833 eine Petition gegen die Sklaverei unterschrieben. 3,5 Prozent, die auf die Straße gehen müssen. Gegen sie ist langfristig kaum Politik zu machen.

Kurzfristig wird Politik aus der Angst der Entscheidungsträger vor den Konsequenzen, vor Unruhe und unbequemen Widerstand gemacht. Langfristig von tektonischen Verschiebungen der Stimmung.

Was genau verdrängen wir heute noch? Erstens: Dass wir Vampire sind, die den Planeten aussaugen. Davon hat der Planet, nein, hat die Menschheit Fieber bekommen. 1,5 ist krank, 3 Grad gefährlich, mehr als 4 Grad tödlich. Das wissen wir, und doch versagen wir kollektiv, es zu senken. Die Klimakrise scheint bis dato ein „wicked problem“ zu sein, ein unlösbar verkeiltes Problem, wie Jens Beckert in der „Zeit“ noch einmal darlegte. Die Profitinteressen einer sagenhaft reichen und skrupellosen Industrie sind zu groß, die Politik ist zu sehr auf Wachstum angewiesen, die Bevölkerung zu passiv. Alle bedienen sich am Kollektivgut Klima, keiner der trittbrettfahrenden Nationen will als erste damit aufhören, daher die Paralyse.

Ohnmacht in einer beängstigenden Situation ist ein sehr negatives Gefühl. Um sie und die nachfolgende Scham nicht fühlen zu müssen, brauchen wir die Verdrängung. Deshalb klammern wir uns an die Simulation einer Normalität, an die Utopie eines zu bewahrenden Status Quo. Mit im Kern widersprüchlichen Begriffen wie „Wohlstand“, der besser „Wohlbeute“ heißen müsste, weil es in einem ausbeuterischen System keine Stabilität geben kann. Mit einem Verzichtsdiskurs, der uns einredet, unser CO2-Sparen löse das Problem schon. Mit einem modischen Fatalismus, der im Verzicht aufs Kinderkriegen mündet.

Die konkrete politische Situation in Deutschland ist eine ironische Spiegelung der Proteste: Politiker der Beharrung wie Verkehrsminister Volker Wissing blockieren jeden Weg zu einer echten Klimapolitik, das Pariser Abkommen wird gebrochen (so wie in allen anderen 186 Unterzeichnerstaaten auch), als Reaktion auf die von Russland ausgelöste Energiekrise klebt man sich auf Jahrzehnte an andere fossile Abhängigkeiten, Christian Linder empfindet ein Tempolimit als „nicht erforderlich“.

Obwohl allen klar ist, dass Naturkatastrophen, Pandemien, Dürren, Fluten, Hungersnöte, Bürgerkriege, Migrationsbewegungen, Wasserknappheiten und Hitzetote zunehmen werden, zigfach schlimmer als heute, wird die Externalisierung von Kosten nicht nur nicht sanktioniert, sondern meist noch mit Profit belohnt. Kein Wunder, dass viele Menschen einfach resignieren. Oder sich einreden, die Regierung hätte schon alles im Griff.

Das ist die zweite Ebene der Verdrängung: Wir wollen nicht glauben, dass der Fahrer des Wagens, in dem wir hilflos auf der Rückbank auf den Abgrund zurasen, die Hände nicht am Steuer hat. „Was, wenn die Regierung das nicht im Griff hat“, fragt die „Letzte Generation“ auf ihren Bannern. Und was, wenn in Wirklichkeit der Beifahrer, die fossile Industrie, weiter fest gen Abgrund steuert, weil sie bei der rettenden Vollbremsung unangeschnallt aus der Windschutzscheibe fliegen würde?

„Wir kämpfen um unser Leben“, sagte UN-Generalsekretär António Guterres, wiederholte Carla Rochel bei Lanz, „und wir verlieren.“ Das Ende des Ökosystems, wie wir es kennen, kampflos hinzunehmen – das wäre der eigentliche Wahnsinn. Verrückt ist nicht, wer dagegen Widerstand leistet, sondern wer die Zerstörung akzeptiert. Angesichts der Skala der Verwüstung erscheint ein bisschen Essen auf Glasscheiben und die Blockade einer Straße ein völlig adäquater Protest.

Unsere Reaktanz kommt vermutlich auch daher, dass wir selbst wissen: Die natürliche Reaktion auf große Gefahr ist nicht mehr Alltag. Sondern die Aufkündigung der Normalität. Die Aktivist:innen sind nicht verzweifelt oder defätistisch, im Gegenteil: „Die Optimistischsten kleben sich an die Straße“, schreibt Nele Pollatschek in einem der wenigen Texte, die nicht als Prämisse die Proteste für kontraproduktiv erklären. Oder wie Carla Rochel bei Lanz sagte: „Ich bin voller Hoffnung. Sonst würde ich mich ins Privatleben zurückziehen.“

Das ist die dritte, noch wichtigere Ebene der Verdrängung: Wir verdrängen, wie mächtig wir sein könnten.
Wir, die wir die Klimakrise angeblich verstanden haben, danach einkaufen und wählen, mäkeln immer noch bequem von zu Hause aus, statt zu streiken und zu blockieren oder eben auszuprobieren, was immer wir an Protest für wirksamer halten. Wir sind die desillusionierten Fatalisten. Wir sind die Endzeitsekte, die existenzielle Verwüstungen akzeptiert, nur weil wir das perfekte Gegenmittel noch nicht gefunden haben. Bevor wir uns schmutzig machen, uns im direkten Kontakt mit den Gegnern vielleicht sogar wehtun, erzählen wir uns in sicherer Distanz lieber gegenseitig, dass man das Spiel sowieso nicht mehr gewinnen könne.

Auch deshalb nerven die Aktionen: sie zeigen, was möglich ist, und stellen damit jedem Menschen die unangenehme Frage, ob man lieber an einer zerstörerischen, aber kollektiv akzeptierten Normalität festhält, oder diese schleunigst aufkündigt und aktiv wird. Und deshalb, weil dieser Protest diesen Selbstbetrug und seine Konfliktlinien heller ausleuchtet als jemals einer zuvor, ist er genau der richtige. Er verunmöglicht, im „gleißenden Licht einer klaren moralischen Frage“ (Salman Rushdie), den Kern unserer mächtigen Verdrängung.

Was kommt danach? Der französische Philosoph Bruno Latour fordert in seinem neuen, letzten Buch „Zur Entstehung einer ökologischen Klasse“ (gemeinsam mit Nikolaj Schultz), dass die „ökologische Klasse“ sich endlich findet – also diejenigen, denen der Schutz der Lebensgrundlagen am wichtigsten ist. Dazu muss diese Klasse jedoch nicht nur wissen, was ihr Ziel ist. Sondern auch, was sie zu opfern bereit ist. Die Protestierenden opfern momentan ihre Zeit, Ressourcen, Energie und Freiheit. Die Kräfte der Beharrung opfern ihre Energie, um sie abzuwerten. Was opfern wir anderen?

Soeben ging die 27. Klimakonferenz zu Ende, und sie lieferte nicht einen Funken Hoffnung, warum die nächsten 27 mehr für die Rettung von Milliarden Menschen tun sollten. „Wissenschaftlich gesehen ist das kein Klimaschutz“, sagte Mojib Latif und forderte, mit diesen Konferenzen aufzuhören. Man kann angesichts dessen mit gutem Grund mutlos sein. Man muss aber auch feststellen: Wir haben noch gar nicht angefangen zu kämpfen. Deshalb senden diese Proteste, wenn sich der Rauch der Empörung verzogen hat, eine Botschaft voller Hoffnung: Es ist nicht zu spät. Es ist nicht allen egal. Und sie stellen jedem einzelnen eine kleine, mächtige Frage: Wo stehst du?


Der Autor
Friedemann Karig

Friedemann Karig schreibt Essays und Bücher. Sein Sachbuch „Wie wir lieben. Vom Ende der Monogamie“ erschien 2017 bei Blumenbar; 2019 folgte sein Romandebüt „Dschungel“ bei Ullstein, 2021 das Sachbuch „Erzählende Affen. Mythen, Lügen, Utopien – wie Geschichten unser Leben bestimmen“ (mit Samira El Ouassil). Jeden Freitag bespricht Karig mit El Ouassil im Podcast „Piratensender Powerplay“ die Woche.



Mehr zu den Protesten der letzten Generation: hier

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