Die Planungen für neuen Kiesabbau sowie Wohn- und Gewerbegebiete in der Boomregion Bodensee-Oberschwaben rufen heftigen Protest hervor. Die Bürger warnen vor Umweltzerstörung. Die Verantwortlichen schieben den schwarzen Peter an das Land weiter.
Vor dem Rathaus in Horgenzell, einer kleinen Gemeinde im oberschwäbischen Landkreis Ravensburg, protestieren vor allem junge Frauen und Männer lautstark gegen Kiesabbau in einem nahe gelegenen Waldstück.
Im Rathaus beraten Bürgermeister und Gemeinderäte aus der Region Bodensee-Oberschwaben über dasselbe Thema, aber mit anderer Zielrichtung: Sie wollen Kiesabbau – und vieles andere mehr.
Genauer gesagt feilen sie an den letzten Details des sogenannten „Regionalplans“ für die Region Bodensee-Oberschwaben, erklärt Thomas Kugler, Bürgermeister der badischen Kleinstadt Pfullendorf und Vorsitzender des Regionalverbandes Bodensee-Oberschwaben. Dort haben sich die Vertreter des Bodenseekreises sowie der Landkreise Sigmaringen und Ravensburg zusammengeschlossen.
Ihr Auftrag ist, festzulegen, wo in den kommenden Jahren Jahrzehnte neue Baugebiete entstehen sollen, wo Rohstoffe abgebaut werden dürfen und wo die Natur geschützt werden soll. Also eine Art „Langfristkonzept“ für eine Region mit mehr als 600.000 Einwohnerinnen und Einwohnern.
7000 Einwände gegen den Regionalplan
In der Endphase der Beratungen über diesen Regionalplan regen sich jedoch Proteste. Auch im gut eine dreiviertel Autostunde von Horgenzell entfernten Salem im Bodenseekreis gibt es eine Bürgerbewegung. Auch dort sollen, so steht es im Entwurf zum Regionalplan, langfristig weitere Gewerbebetriebe angesiedelt werden können.
Dagegen macht Suzan Hahnemann vom Aktionsbündnis „Grünzug Salem“ derzeit Front. Der Plan sei, Biotope eines geschützten Grünzugs in ein Industriegebiet zu verwandeln, kritisiert Hahnemann. „Das ist sehr schwierig für Flora und Fauna. Und es ist aber auch ganz besonders wichtig für die klimatische Belüftung des Salemer Tals.“
Hier die Proteste gegen den Kiesabbau, dort der Widerstand gegen die Ansiedlung von Gewerbegebieten: 7000 Einwände – eine enorme Zahl – sind gegen den neuen Regionalplan im Raum Bodensee-Oberschwaben eingegangen.
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