Nach Lage der Dinge können sich
zwei Parteien berechtigte Hoffnung auf die Eroberung des
Kanzleramts machen. Die Herausforderungen vor denen die
beiden im Wahlkampf beim Klimathema stehen, könnten jedoch
gegensätzlicher kaum sein: Für die Union gilt es, den
Bürgerinnen und Bürgern glaubhaft zu vermitteln, dass die
Klimakrise auch mit einem Kanzler Armin Laschet gelöst
werden kann, obwohl Klimakompetenz bisher nicht zu seinen Stärken zählte.
Die Grünen hingegen müssen aufpassen, dass sie sich nicht
allzu konkret auf einzelne Vorhaben und Ziele beim
Klimaschutz festlegen, sodass sie im Wahlkampf angreifbar
würden und bei der breiten Wählerschaft Angst vor zu tief
greifender und schneller Veränderung schüren.
Die Zwischenbilanz, ziemlich genau
drei Monate vor der Wahl zeigt: Bisher lösen beide
Wettbewerber jeweils das Problem der Konkurrenz, aber nicht
das eigene.
Trotz zunächst bester Umfragewerte
kam Baerbocks Partei im Unterholz detaillierter
Auseinandersetzungen um Kurzstreckenflüge und Centbeträge
beim Tanken ins Stolpern. Die Union dagegen hat sich ein
Programm gegeben, in dem zwar das 1,5-Grad-Limit vorkommt,
konkrete Ideen zur Umsetzung der Klimawende aber weiträumig
umschifft.
Dabei wiegt die Leerstelle in der
Programmatik der Christdemokraten ungleich schwerer als die
inhaltlichen und taktischen Fehler der Grünen. Denn sie
enthält eine Botschaft, die sich bis zur Wahl kaum mehr
korrigieren lässt: Die Regierungspartei der vergangene 16
Jahre, deren Klimapolitik gerade erst für in Teilen
verfassungswidrig erklärt wurde, hält es auch nach
monatelanger Debatte und stetig wachsendem Handlungsdruck offenkundig
nicht für notwendig, den Wählerinnen und Wählern zu
erklären, wie die Emissionsziele umgesetzt werden sollen.
Und das in der klimapolitisch wichtigsten Dekade.
Dass sich die Union zum gerade
erst beschlossenen Ziel von 65 Prozent weniger Klimagasen
bis 2030 im Vergleich zu 1990 und der Klimaneutralität des
Landes bis 2045 bekennt, ist erfreulich und hätte ihr vor
ein paar Jahren Applaus beschert. Prozentziele zu
formulieren, ist heute aber längst nicht mehr ausreichend –
zumal es in dem Punkt inzwischen einen überparteilichen
Konsens aller demokratischen Parteien gibt. Glaubwürdigkeit
erlangt, wer ausbuchstabiert, wie der Weg dahin aussieht.
CDU und CSU tun das nicht.
Die »Klimaunion«, eine neu
gegründete parteiinterne Gruppe aus Unionspolitikerinnen
und Politikern schreibt über die
Vorhaben der eigenen Parteien denn auch: »Leider sind die
Klimaziele des Wahlprogramms weder Paris-konform noch
erfüllen sie den Auftrag des Bundesverfassungsgerichts.«
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