21.06.2021 |
Wie erreicht die Schweiz ihre Klimaziele?...
Deren Einwohner stimmten gerade gegen ein neues CO2-Gesetz. Der vom Parlament beschlossene Kompromiss sollte bis 2030 die Reduzierung des Treibhausgases auf 50 Prozent des Wertes von 1990 ermöglichen. Im Nein seiner Landsleute erkennt Nils Epprecht, Geschäftsleiter der Schweizerischen Energiestiftung, „durchaus Parallelen“ zur Debatte hierzulande.
....Das spiegelt die Atmosphäre in Deutschland wider: Geht es um konkrete Maßnahmen im Alltag, etwa höhere Benzinpreise, ist es mit der Bereitschaft zum Klimaschutz weniger weit her als bei vage formulierten Zukunftszielen.
Einen wesentlichen Unterschied gibt es aber zwischen den Nachbarländern: In der Schweiz stimmen die Bürger direkt ab....
Der Schweizer Politik-Experte Michael Hermann teilt die Einschätzung des Gemüsehändlers. „Erfolgreiche Änderungen in der Klimapolitik funktionieren nicht über Basisdemokratie“, sagt er. Hermann analysiert seit Jahren die politische Stimmung im Land und ordnet diese ein. Für ihn lösten die Maßnahmen in der Bevölkerung ein Unbehagen aus: „Die möglichen Folgen werden persönlich negativ wahrgenommen, der Nutzen aber nur für eine große Allgemeinheit.“
...Den Befürwortern des neuen CO2-Gesetzes
wurde im Nachgang vorgeworfen, sie hätten nicht deutlich genug dafür
geworben. Auch dass es für Mehrkosten fürs Autofahren oder Fliegen einen
finanziellen Ausgleich geben soll, sei unklar gewesen. So blieb bei
vielen haften: Die Zeche für die Bekämpfung der Klimakrise werden
Geringverdiener und sozial benachteiligte Menschen zahlen.
Ein
Fehler in der Kampagne, sagt der Kreuzlinger Silvio Krumm. ..
„Es
kommt dazu, dass die Schweizer Klimabewegung intern uneins war und
keine klare Linie verfolgte“, sagt Krumm. Tatsächlich lehnte ein großer
Teil der Aktivisten den Kompromiss ab und stimmte daher mit Nein. Seinen
Freunden von Fridays-for-Future Konstanz, mit denen seit einiger Zeit
ein Austausch besteht, rät er daher zu Geschlossenheit und
Kompromissbereitschaft.
Lena Gundelfinger von Fridays-for Future sieht
dieses Problem auch auf die Diskussionen in Deutschland zukommen. „Es
muss abgewogen werden zwischen dem, was gerade politisch realistisch ist
und was dem Idealziel entspricht“, sagt die Konstanzer Aktivistin.
Die anstehende Bundestagswahl sieht sie als Fingerzeig für die Bereitschaft der Bürger, ob und wie weit der bisherige Lebensstandard fürs Klima aufgegeben wird. Der Unterschied zur Schweiz: Hier wird sich dies in Prozenten für Parteien und nicht für konkrete Gesetzesvorschläge niederschlagen.
Dabei ist dieses Nein für das neue CO2-Gesetz für die Schweiz und ihre Umweltpolitik ein herber Schlag. Vonseiten des Bundesamtes für Umwelt heißt es: „Die Schweiz ist vom Klimawandel besonders stark betroffen.“ Seit 1864 habe sich die Durchschnittstemperatur im Land um rund zwei Grad Celsius erhöht. Das sei doppelt so stark wie im weltweiten Schnitt.
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