Dienstag, 12. September 2023

Leserbriefe an die Schwäbische Zeitung

Politik und Wirtschaft kennen nur eines: Wachstum um jeden Preis. 


Bei uns wird weitere Naturvernichtung durch den Regionalplan zementiert. 
Und nur weil 4 sinnfreie Industrieparks auf grüner Wiese zunächst einmal gestoppt wurden, schreit z. B. der IHK Geschäftsführende auf und malt den Untergang Oberschwabens mit dunklen Wolken in unsere Köpfe.
Dabei ist die Katastrophe nicht etwas, das auf uns zukommt, andere leben in der Katastrophe.
Beweisen die aktuellen Ereignisse mit hohen Milliardenschäden nicht, dass uns die Apokalypse bevorsteht? Alle negativen wissenschaftlichen Prognosen zu Kipppunkten werden pulverisiert. 

Das Leben lieben heißt, für das Leben von uns Menschen, aller Tiere und Pflanzen zu kämpfen.
Dass 3,3 bis 3,6 Milliarden Menschen durch die Klimakatastrophe hochrangig gefährdet sind, dass jeden Tag bis zu 150 Tier- und Pflanzenarten aussterben? Dass es so weiter geht und die Eliten dieser Welt keine wirklichen Lösungen finden wollen, ist die Katastrophe.

Aber ja, alle sind für Umweltschutz und sortieren brav ihren Plastikmüll, den wir bestenfalls verbrennen, wenn er nicht in der Landschaft, den Ozeanen und auf unseren Tellern landet.
Ich habe ganz vergessen, dass wir hier ohnehin nichts zur Rettung unseres Planeten beitragen können, weil wir so unbedeutend sind.

Immer eine gute Ausrede fürs Verdrängen eigenen Versagens. Vertrauen wir also auch weiterhin unseren kommunalen Wachstumsökonomen, damit wir unser Leben bis zum Schluss weiter genießen können, soweit dies noch möglich sein wird.

Manfred Scheurenbrand, Waldburg


Demokratische Zerstörung der Zukunft
Zu „Neue Kiesgruben werden möglich“, (SZ, 6. September)


Wer erinnert sich denn noch an den Regionalplan, der vor zwei Jahren heiß diskutiert wurde? Nach acht (!) Jahren steht die Regionalplanung, die der Regionalverband, ein wirtschaftsnahes Gremium ausgekungelt hat, wie die Zitate des Verbandsdirektor Dr. Heine in Ihrem Artikel beweisen. Echtes Deutschlandtempo…

Aber in diesem Fall gut so, denn die immense Naturzerstörung, die der neue Regionalplan für unsere Region vorsieht, hätte keinesfalls schon früher passieren dürfen.
In diesen acht Jahren sind die Ziele dieser Planung leider auf einem Stand von 1970 stehengeblieben. Aber die Welt hat sich weiterentwickelt. Ausbleibende Niederschläge, überhitzte Städte, schmelzender Asphalt, Hitzerekorde weltweit, alarmierend sinkende Grundwasserstände, überwärmte und versiegende Flüsse - alles hierzulande!
Aber auch unsere Urlaubsparadise brennen ab, eins nach dem anderen - ist demnächst Kühlhalle statt Kreuzfahrt für unsere Senioren angesagt?

Diese Entwicklung scheint an unserer vom Kreistag ernannten Verbandsversammlung fast komplett vorbei gegangen zu sein. Jeder der dort im Übermaß vertretenen Bürgermeister reibt sich wohl die Hände in der Aussicht auf Straßenbau, Neubaugebiete, Industriegebiete, Rohstoffabbau, beziehungsweise auf die Gewerbesteuer aus der am großen Kuchen beteiligten Bauwirtschaft.

Der große Kuchen - das ist unser Lebensraum, Oberschwaben. Ehemaliger Lebensraum von unzähligen Wildtieren und -blumen. Ehemaliges Erholungsgebiet für zivilisationsgeschädigte Städter. Heimat ade. Die Klischees vom stillen Wald, von der Allgäuer Blumenwiese mit Bienengesumm und dem plätschernden Bächlein müssen weichen. Den Projekten oben genannter Herren (Frauen sucht man in diesem angestaubten Gremium nämlich fast vergebens).

Ganz demokratisch wird hier die Zukunft unserer Kinder zerstört. Dieser jetzt genehmigte Regionalplan sieht zum Beispiel den doppelten (!) Flächenverbrauch vor, als die Landesregierung vorgibt.
Ja, man hat erkannt, dass der Flächenverbrauch, und zwar jeder Flächenverbrauch, die Erderwärmung weiter verstärkt. Und unsere Regionalplanung gönnt sich gleich das Doppelte davon? Anstatt endlich Konzepte umzusetzen, die einen ausreichenden Broterwerb ohne weitere Zerstörung unseres Lebensraums ermöglichen würden?

Wozu haben wir diese angeblich demokratischen Gremien, wenn Vorgaben aus Stuttgart zum Flächenverbrauch und CO2-Einsparzielen einfach ignoriert werden? Wenn sich Regionalverband und -versammlung und genehmigendes Ministerium gegenseitig die Zuständigkeit und Verantwortung für diese unsinnige und aus der Zeit gefallene Planung zuschieben?

Dieses Polittheater ist eine Farce! Wo bleibt die Sinnhaftigkeit dieser „Planung“, wenn der Klimawandel einfach ausgeblendet und hinter verschlossenen Türen weiter gekungelt und abgekartet wird?
Massenweise Stoff für eine kurzweilige Provinzposse, wenn nicht alles so fatal wäre.

Ulla Köberle-Lang, Schlier

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