Samstag, 23. September 2023

USA, China, EU im Klima-Vergleich: Strom-Studie sieht Deutschland als Vorbild - außer in genau einem Punkt

Focus hier   Freitag, 22.09.2023

Die Energiewende geht weltweit zu langsam voran. Zu dem Ergebnis ist ein Think-Tank in seiner neuen Studie gekommen. Auch wenn China massiv Erneuerbare Energien ausbaue, setzen sie genau wie die USA noch zu viel auf Kohle. Beim Kohleausstieg schneide die EU am besten ab. Für Deutschland haben die Forscher ein Lob und Rüge zugleich übrig. 

Die Energiewende kommt in den wichtigsten Staaten zu langsam voran. Das ist das Ergebnis einer neuen Analyse des Think-Tanks Climate Action Tracker (CAT). Die Organisation hat Pläne zum Ausbau der erneuerbaren Energien und zum Ausstieg aus Kohle und Gas von 16 Staaten untersucht. Nur wenige Staaten liegen in Teilbereichen der Energiewende auf einem Pfad, der mit einer Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels vereinbar ist, so der CAT. Viele Staaten setzen demnach noch zu sehr auf die Kohle- und Gasverstromung.

Studie vergleicht weltweite Energiewende - und lobt und rügt Deutschland

China werde auch 2040 noch circa ein Drittel seines Strombedarfs aus Kohle decken. Zwar wolle die Regierung ab 2025 weniger Kohle nutzen, aber es gäbe kein Zieldatum für einen kompletten Ausstieg, kritisiert der CAT. Stattdessen würden neue Kraftwerke gebaut. Zwar baut China seine erneuerbaren Energien im Rekordtempo aus, aber selbst diese Geschwindigkeit sei noch zu langsam, um die Kohle bis 2040 aus dem Strommix zu verdrängen.

Die USA hätten sich laut CAT zwar ein ausreichend hohes Ziel für die Energiewende gesetzt (ein „Kohlenstoff-freies Energiesystem bis 2035“), aber auch hier geht die Umsetzung zu langsam. Im Jahr 2030 werden die USA demnach noch immer acht Prozent ihres Stroms aus Kohle erzeugen. Der Anteil der Erneuerbaren wächst demnach zu langsam und wird laut CAT im Jahr 2050 lediglich bei 62 Prozent liegen.

Deutschland gilt als Vorbild bei Erneuerbaren - geht bei Gas „aber in die falsche Richtung“

Der EU stellt der CAT beim Kohleausstieg ein recht gutes Zeugnis aus. Die meisten Mitgliedsstaaten hätten ein Ausstiegsdatum, dass mit dem 1,5-Grad-Ziel vereinbar ist. Allerdings gäbe es auch Staaten, die zu langsam sind. Zudem brauche die EU „dringend“ einen Plan zum Ausstieg aus der Gasverstromung, mahnt der CAT. Gas macht 20 Prozent des Strommixes der EU-Mitgliedsstaaten aus. 

40 Prozent des Stroms stammte 2022 aus Erneuerbaren. Ihr Anteil muss bis 2030 auf 80 Prozent wachsen, um das 1,5-Grad-Ziel erreichbar zu halten. Vor allem der Ausbau der Windenergie müsse beschleunigt werden. Während Deutschland beim Ausbau der Erneuerbaren als vorbildlich gilt, kritisiert der CAT den steigenden Anteil von Gas am Strommix. Hier gehe Deutschland „in die falsche Richtung“.

Positiv hebt der CAT den Kohleausstieg Großbritanniens bis 2024, den Ausbau der Erneuerbaren in Chile und positive Entwicklungen beim Kohleausstieg in Südafrika, Chile und der EU hervor. In den meisten Staaten würden die Erneuerbaren allerdings nicht schnell genug ausgebaut. Japan und Mexiko werden hier als Negativbeispiele genannt.

Der Pfad zum 1,5-Grad-Ziel

Um das 1,5-Grad Ziel erreichbar zu halten, müssten:

  • Die Industrieländer bis 2030 aus der Kohleverstromung und bis 2035 aus der Verstromung von Erdgas ohne CCS („unabated fossil gas“) aussteigen.
  • Entwicklungsländer bis 2040 aus der Verstromung von Kohle und Gas aussteigen.
  • Alle Staaten bis 2035 80 Prozent ihres Stroms aus Erneuerbaren decken.
    Bis 2050 müsste dieser Anteil auf 100 Prozent steigen.

Im Jahr 2022 machten Kohle und Gas noch 36 beziehungsweise 22 Prozent der weltweiten Stromerzeugung aus – beide Werte sinken seit kurzem, aber bei weitem nicht schnell genug. Der Anteil der Erneuerbaren am Strommix lag 2022 bei 30 Prozent.

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