Donnerstag, 7. September 2023

Wenigstens dieser Sieg: Aus für den Kalksteinabbau im Oberen Donautal

Schwäbische Zeitung hier 06.09.2023    Michael Hescheler

Nach jahrelangem Protest

Punktsieg für die Gegner des Kalksteinabbaus: 2017 hat es in Thiergarten eine Demo gegen die Pläne des Adelshauses zu Fürstenberg.

Der Kalksteinabbau des Hauses Fürstenberg sollte Teil des neuen Regionalplans werden. Warum ein Stuttgarter Ministerium nun überraschend den Daumen senkt.

Nach jahrelanger Diskussion ist der Regionalplan am Mittwoch genehmigt worden.

Überraschend ausgenommen von der Genehmigung: der geplante Kalksteinabbau auf dem Mittelberg bei Thiergarten im Donautal.

Das Ministerium für Landesentwicklung begründet seine Entscheidung mit der fehlenden Flora- und Fauna-Verträglichkeitsprüfung durch einen Gutachter. Nach Auffassung des Ministeriums hätte die Prüfung bereits zur Aufstellung des Regionalplans erfolgen müssen, der Regionalverband war der Auffassung, dass diese Aufgabe im Rahmen der Genehmigung erledigt wird. Stuttgart zog dem Kalkabbau wegen eines Verfahrensfehlers den Stecker, eine inhaltliche Würdigung zur Eignung des Standortes erfolgte nicht.

Was hinter dem Projekt steckte

Im Jahr 2016 waren die Pläne bekannt geworden. Unter der ID 437—504 war der Mittelberg in Thiergarten als Vorranggebiet für den Abbau von Karbonatgestein, also hochreinem Kalk, mit einer Fläche von 9,6 Hektar vorgesehen. Jahr für Jahr sollten dort 200.000 Tonnen hochreine Kalke gefördert werden. Und dies 25 bis 30 Jahre lang.

Die Kalkfelsen des Mittelbergs sind begehrt, weil der Reinheitsgehalt des Kalks bei weit über 90 Prozent liegt. Der Rohstoff gilt als Industriemineral, das in der chemischen Industrie und der Lebensmittelindustrie eingesetzt wird. Als Beispiel wird gerne die Zahncreme genannt, in der hochreine Kalke enthalten sind. Für eine Tonne werden Erlöse von einem Vielfachen erzielt im Vergleich zu klassischem Kalkschotter, dessen Förderung auf der Schwäbischen Alb gang und gäbe ist....

Im Raum Sigmaringen bildete sich die Interessengemeinschaft Pro Mittelberg, die immer wieder zu Protestaktionen aufrief. Zuletzt gab es im Juni 2021 eine Veranstaltung mit rund 200 Teilnehmern. Nach Ansicht der Bewohner und Liebhaber des Donautals werde einem unverhältnismäßigen und profitablen Ressourcenabbau mit großer Lobby Vorrang gegeben zulasten des Arten– und Naturschutzes, des sanften Tourismus und der menschlichen Bedürfnisse.

BUND–Chef behält mit seiner Einschätzung recht

Gerhard Stumpp vom BUND Sigmaringen hielt den Regionalplanentwurf „durch die Landesregierung für nicht genehmigungsfähig ist“. „120 Lastwagen würden täglich durchs Donautal fahren“, zeichnete Klaus–Peter Bürkle von der Interessengemeinschaft Pro Mittelberg bei einer Protestveranstaltung 2021 ein düsteres Szenario. Zusätzlich zu Motorradlärm und touristischem Straßenverkehr würden Staub, Dreck und Lärm zur Normalität werden. „Kalkabbau wird unser Tal total verändern.“....


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