Sonntag, 11. April 2021

Leserbrief „Das Totschlag-Argument heißt „Wohnungsnot“

Zum Bericht „Isnyer Grüne wollen Flächenfraß stoppen“ (SZ vom 7. April):

Der kommende Regionalplan stellt die Weichen für die potenziellen Baugebiete der nächsten 15 Jahre. Der Entwurf unserer Volksvertreter und Bürokraten sieht die Vernichtung von 14 Hektar (140 000 Quadratmeter!) naturnahen Erholungsraums und landwirtschaftlich genutzter Fläche für alle Zeiten vor. Dabei wird seitens verantwortlicher Regional- und Lokalpolitiker stets das ach so herrliche und schützenswerte Allgäu lautstark besungen und öffentlichkeitswirksam kleine Blümchenwiesen gesät, das Pharisäertum kennt keine Grenzen.

Wachstum ist die moderne Götzenverehrung. Und das Totschlag-Argument heißt „Wohnungsnot“. Dabei wird im Isny unserer Tage so viel gebaut wie nie zuvor - für einen Preis, den künftige Generationen als Verbrechen einstufen werden. Es werden flächenfressende Häuser gebaut, in denen letztlich oft nur zwei Personen wohnen. Intelligente und optimierte Wohnkonzepte sehen anders aus: Beispielsweise die Förderung neuer Wohnformen, Verdichtung, weniger Flächenverbrauch durch Stockbauweise sowie aktiver Kampf gegen Verfall und Leerstände, die es auch in Isny noch zuhauf gibt. Und außerdem: Müssen wir jedem Rentnerpaar aus irgendeiner Großstadt, das sich hier einen Altersruhesitz sucht, auf Kosten unserer Lebensqualität einen Bauplatz bieten? Es gibt einfach Grenzen des Wachstums und nicht mehr alle Wünsche können befriedigt werden. Jeder Tourist nutzt unserer lokalen Wirtschaft mehr. Aber kommen Touristen in zugebaute Landschaften?

Anstelle des irrsinnigen Wettbewerbs auch mit den Nachbargemeinden nach immer neuen Bau- und Gewerbegebieten muss endlich der Wille zur Nachhaltigkeit und das Bewahren göttlicher Schöpfung treten. Das Fazit kann nur lauten: Nein zu diesem Regionalplan.


Rolf Schmid, Isny

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