Montag, 1. März 2021

Schwäbische: Bündnis gegen Kiesabbau macht sich im Wald breit

Die Baumbesetzer aus Ravensburg kündigen einen Protest nach Vorbild des Hambacher Forstes an

Kundgebung am Samstag im Altdorfer Wald: Ein breites Bündnis hat sich nun gegen die Kiesabbaupläne bei Grund formiert. In den Bäumen des Altdorfer Waldes sollen mehr Baumhäuser entstehen. Es haben sich Baumbesetzer aus ganz Deutschland angekündigt.

Auszüge aus dem Artikel:

Die drei Bäume, die das Baumhaus von Samuel Bosch derzeit tragen, sollen verschwinden. Stattdessen soll dort, im Altdorfer Wald beim Vogter Teilort Grund, eine Kiesgrube entstehen, die das Kieswerk und die Asphaltmischanlage in Grenis mit Kies füttern soll. Das sehen die Pläne des Regionalverbandes Bodensee-Oberschwaben vor. Noch vor den Plänen des Verbandes wurde das Gelände des Staatsforstes an das Unternehmen „Meichle und Mohr“ verpachtet, das dort Kies fördern möchte. Genau das wollen Samuel Bosch und seine Mitstreiter verhindern. Der Wald soll bleiben. Sie haben breiten Widerstand gegen die geplante elf Hektar große Kiesgrube angekündigt. Am Samstag hatten sie zu einer Kundgebung in den Wald eingeladen. Sie rufen dazu auf, dass sich mehr an ihrem Protest beteiligen und in den Wald kommen sollen.

„Sagt euch Dannenröder Wald etwas? Sagt euch Hambacher Forst etwas? Das habt ihr hier bald vor der Haustür“, brüllt eine junge Frau mit Maske ins Megaphon. Die Menge klatscht, pfeift und jubelt. Schätzungsweise an die 100 Personen sind in den Wald gekommen, um ihren Protest gegen die Pläne zu zeigen........

Die Baumbesetzer aus Ravensburg haben breite Unterstützung für ihre Aktion im Wald. ....
Zum Beispiel von den „Scientists for Future“, also einem Bündnis von Wissenschaftlern, die sich für den Klimaschutz engagieren. „Diese wertvolle Biosphäre darf nicht zerstört werden. Wald ist in Zeiten des Klimawandels unglaublich wichtig“, sagt Wolfgang Ertel, der als Professor unter anderem künstliche Intelligenz an der Hochschule Ravensburg-Weingarten unterrichtet. Er kritisiert auch den Kiesexport nach Vorarlberg und in die Schweiz. Dass Kies als Baurohstoff gebraucht wird, verschweigt er nicht. Aber: „Unser Luxus muss um einen Faktor 5 runter. Wir leben über unseren Verhältnissen. Der Wald absorbiert CO2. Wenn es nicht mehr so viel Kies gäbe, wäre das vielleicht ganz gut und es würde weniger mit Beton, dafür mehr mit Holz gebaut werden. Da kann uns Vorarlberg ein Beispiel sein.“ Dann spricht er das Thema Wasser an. „In Ravensburg kann man Nitrat im Grundwasser feststellen. Das Wasser von hier hat kein Nitrat, weil es hier Wald gibt und das Wasser gefiltert wird. Das müssen wir schützen“, sagt Ertel.

Wasser ist das auch Thema, warum Baienfurts Bürgermeister Günter A. Binder an diesem Samstag in den Wald bei Grund gekommen ist und das Megaphon in die Hand nimmt. Denn die Quellen von Weißenbronnen unweit des Camps versorgen die Gemeinden Baienfurt und Baindt mit Trinkwasser. Aber die Quelle könne bis zu 100 000 Menschen mit Trinkwasser versorgen, sagt Binder. Und weiter: „Dieser Wald muss in seiner Komplexität ohne Wenn und Aber erhalten werden. Er dient zudem als wertvoller CO2-Puffer für das Schussental.“...

Weitere Hintergründe und Texte rund um das Thema Kiesabbau gibt es in einem Online-Dossier zusammengefasst unter:

www.schwäbische.de/kiesabbau

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