Donnerstag, 18. März 2021

Ravensburger Klimakonsens - Wissenschaftler drängen auf Veränderung

„Scientists for Future“ legen Papier zu Klimakonsens vor - Befürchtung: Der Wille fehlt

Auszüge aus dem Artikel in der Schwäbischen

Wenn die Stadt Ravensburg beim Ausstoß von klimaschädlichem Kohlenstoffdioxid so weitermacht wie bisher, entstehen jedes Jahr Schäden in Millionenhöhe. Das sagen Wissenschaftler der Gruppe „Scientists for Future“, die entsprechende Berechnung vorgelegt haben und darauf drängen, möglichst schnell möglichst drastische Schritte für den Klimaschutz in der Stadt zu ergreifen. Sonst sei das im Ravensburger Klimakonsens gesteckt Ziel der Klimaneutralität bis 2040 keinesfalls zu erreichen.

Die Wissenschaftler um den längjährigen Weingartener Professor Wolfgang Ertel, der Physik und Mathematik studiert hat, stellen eine Rechnung bezüglich der Folgen eines Festhaltens am Status Quo auf. Den CO2-Ausstoß der Gesamtstadt Ravensburg nehmen sie mit 440 Tonnen pro Jahr an und berufen sich dabei auf Angaben, die in der Klimakommission gemacht wurden. Auch öffentliche Quellen dazu gibt es: Die Stadt selbst hat den CO2-Ausstoß mit rund 422 000 Tonnen benannt (Stand: 2012), in einem Bericht der Energieagentur ist sogar von 508 000 Tonnen im Jahr 2012 die Rede.

Dass CO2 Schäden an Umwelt und Gesundheit anrichtet ist unbestritten, sie zu beziffern, ist aber schwierig. Das Umweltbundesamt hat 2018 eine Empfehlung gemacht, wonach die Emission einer Tonne Kohlendioxid (CO2) Schäden von rund 180 Euro verursacht. Das Amt berechnete die Gesamtkosten durch Treibhausgasemissionen Deutschlands im Jahr 2016 auf rund 164 Milliarden Euro. Analog dazu rechen die „Scientists for Future“ nun für Ravensburg, dass knapp 80 Millionen Euro Gesamtkosten oder Schäden entstehen - pro Jahr, in dem die Stadt so weitermacht wie bisher. Eigentlich müsste zur Einhaltung des Ravensburger Klimaziels pro Jahr eine CO2-Reduktion um etwa 13 Prozent gelingen - nach Ertels Recherche war in Ravensburg in der Vergangenheit oft nur ein Prozent pro Jahr eingespart worden. Das zeige, wie groß die Anstrengungen sein müssten.

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Die Wissenschaftler stellen aber noch weitere Forderungen auf, eine betrifft das Wachstum der Stadt. „Die angestrebte Reduktion wird kaum möglich sein, wenn die Stadt rasant wächst“, sagt Ertel. „Was aus unserer Sicht heute nicht mehr geht, ist die Ausweisung weiterer Gewerbegebiete. Das widerspricht dem Klimaschutz diametral.“

... „Man will das grüne Label haben, aber zu konsequenter Umsetzung ist man nicht bereit. Das muss öffentlich diskutiert werden“, so Ertel.

Das Papier der „Scientists for Future“ ist im Internet abrufbar unter https://bit.ly/30OuU4g. Wer einen wissenschaftlichen Hintergrund hat und sich für eine Mitarbeit interessiert, kann sich per E-Mail an Koordinatorin Ankita Agrawal wenden:ankita.s4f@gmail.com.

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