Pressemitteilung 30.04.2024
Während sich der Ravensburger Stadtrat am vergangenen Montag über verschiedene Trassenführungen der neuen Bundesstraße 32 informieren ließ, mahnen Ravensburger Bürger:innen und Aktivist:innen eine "echte" Verkehrswende für die Türmestadt und das Schussental an. Ihr Motto: "Keine Trasse und kein Tunnel. Weniger Autos. Mehr Rad, Bus und Bahn."Am vergangenen Samstag wurden die Verkehrswendeaktivist:innen in der Ravensburger Innenstadt Ziel von verbalen Ausschreitungen von Autofahrenden, weil sie mit Gehzeugen genauso viel Platz wie ein übliches Auto auf der Straße einnahmen – eine Aktivistin wurde von einem Jeep angefahren.
"Wenn die Gemeinderäte im Schussental ihrer Verantwortung nachkommen, mit einer effektiven Verkehrswende den Autoverkehr zu reduzieren, brauchen wir weder einen Tunnel noch eine Trasse", so die Initiatoren der Gehzeug-Aktion vom vergangenen Samstag.
"In Zeiten von Erderhitzung und Klimakrise, muss in der Verkehrspolitik bei allen Vorhaben Vorfahrt für den öffentlichen Nahverkehr, Rad- und Fußverkehr gelten. Für die Verkehrswende nehmen wir auch persönliche Beschimpfungen und das Risiko, umgefahren zu werden in Kauf." so Kiki Köffle (21).
Verkehrswende-Aktionen am Samstag
Am Samstag waren in der Ravensburger Innenstadt fünf "Gehzeuge" unterwegs gewesen. Diese Holzgestelle in der Größe eines Autos müssen von Fußgänger:innen laut §25 der StVO auf der Fahrbahn mitgeführt werden. Danach versammelten sich Verkehrsaktivist:innen und Sympathisant:innen, darunter auch Rollstuhlfahrer:innen, zu einer Kundgebung auf dem Marienplatz. Dabei wurde auch die Forderung nach Wiederaufbau und Inbetriebnahme der vor Jahrzehnten stillgelegten Straßenbahn als zuverlässige und effiziente Verkehrsachse für das Schussental gefordert.
Stadtratssitzung ohne Perspektiven
Die Aktivist:innen vom Samstag hatten zudem am vergangenen Montag, um 16:00 Uhr kurzfristig zu einer Eilversammlung vor das Rathaus eingeladen. Grund hierfür war die Stadtratssitzung, bei der verschiedene Trassenführungen des Bundesstraßen-Neubaus außerhalb dem Stadtrat vorgestellt wurden. Neben verschiedenen Flächenverbrauchenden Varianten gibt es auch Überlegungen, einen Molldiete-Tunnel aus Beton zu bauen. Der seit rund 50 Jahren in den Köpfen von Generationen städtischer Verkehrsplaner fest verankerte Tunnel, soll irgendwann die Verkehrsbelastung in der Ravensburger Innenstadt durch eine Auto-Röhre Richtung B30 reduzieren.
Für den Ravensburger Stadtrat offenbar keine Rolle spielen dabei die enormen Kosten für das Tunnelprojekt für die Steuerzahler:innen. Nach den Ausführungen der Planungsbehörde muss, nach heutigem Stand, allein die rund 3,5 km lange Tunnelröhre auf weit über 200 Millionen Euro veranschlagt werden.
"Es ist schon so lange bewiesen: Wer Straßen ausbaut, wird mehr Verkehr ernten. Wir müssen uns als Gesellschaft darauf einigen: Schluss mit monströsen Straßenbauprojekten! Anstatt die Probleme in einen Tunnel zu verbuddeln, sollten wir endlich den Autoverkehr reduzieren und den Güter Verkehr auf die Schiene bringen.", so Samuel Bosch. [1]
Eine Einsicht, die die versammelten Stadträt:innen in ihren bisherigen Überlegungen offenbar nicht berücksichtigt hatten. Und auch die ausweichende Antwort von OB Rapp auf die Frage eines Radfahrers, woher man trotz der rasanten aktuellen Veränderungen die Gewissheit nehme, den Tunnel in 10 bis 20 Jahren, bis zu seiner möglichen Fertigstellung, überhaupt noch zu benötigen, verfestigte bei den Anwesenden den Eindruck, dass im Gemeinderat keine Klarheit herrscht, was angesichts der wirklich großen Herausforderungen für eine zeitgemäße Mobilitätswende, jetzt getan werden muss.
"Wir müssen an den Ursachen arbeiten und das ist nunmal die hohe Abhängigkeit vom Auto. Die Straßenbahn soll zu teuer sein, aber ein Tunnel für 200 Millionen Euro nicht?" , fragt Samuel Bosch.
Der Tunnel würde das Lärmproblem an der Wangener Straße zwar in 20 Jahren lösen, aber keine CO2 Reduktion bringen.
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