Donnerstag, 7. April 2022

Die Lösungen, um die Treibhausgas-Emissionen bis 2030 zu halbieren, liegen bereits auf dem Tisch - jetzt kommt es auf das "Machen" an

 Standard  DER STANDARD - Klimaklartext <klimaklartext@email.derstandard.at>

 


am Montag ist der dritte Teil des aktuellen Berichts des Weltklimarats (IPCC) erschienen. Sie wissen es wahrscheinlich: Er gilt als die wichtigste Grundlage in der Klimaforschung.
Fast 3000 Seiten ist er dick geworden, immerhin haben 278 Wissenschafterinnen und Wissenschafter über Jahre zu der Abhandlung beigetragen. Während es in den vergangenen beiden Teilen aber um die Gründe für die Erderhitzung und deren Auswirkungen ging, zeigt der aktuelle Bericht, wie wir da wieder rauskommen. Das wichtigste zuerst: Es geht!

Denn die Lösungen, um die Treibhausgas-Emissionen bis 2030 zu halbieren, liegen bereits auf dem Tisch. Viele der Maßnahmen kosten wenig bis gar nichts - so ist etwa erneuerbare Energie oft günstiger als solche aus fossilen Energieträgern, ähnliches gilt für Autos mit alternativen Antriebsarten. Im Wesentlichen sagt der Klimabericht: Wir müssen nicht viel aufgeben, wir müssen uns nur smarter organisieren. Boomende Städte hätten etwa jetzt ein Möglichkeitsfenster, menschen- statt autozentrierte Infrastruktur zu schaffen, was auch zu mehr Lebensqualität führt.
Wir haben die sieben wichtigsten Punkte aus dem Bericht des Klimarats für Sie zusammengefasst.  (sehr lesenswert mit vielen Grafiken)

Wenn wir schon bei menschenzentrierter Infrastruktur sind: Können Sie sich vorstellen, dass Karl Nehammer (Österreich) zur Angelobung mit dem Rad kommt? In den Niederlanden wäre das kein großes Ding. 38 Prozent der Wege in Amsterdam werden mit dem Rad zurückgelegt, in Wien sind es magere neun Prozent. Doch warum ist das so? Kollege Andreas Sator erklärt es Ihnen.

Auszüge daraus:  

Warum fahren in manchen Städten mehr und in anderen weniger Menschen Rad? Das ist keine Raketenwissenschaft. Die Forschung zeigt: Wer Straßen für Autos baut, erntet Autoverkehr, wer gute Radinfrastruktur baut, Radfahrer. Autostädte wie in den USA haben häufig de facto null Radverkehr, New York City kommt auf einen Anteil an den Wegen, die mit dem Rad zurückgelegt werden, von einem Prozent. Amsterdam kommt mit seiner fantastischen Infrastruktur auf 38 Prozent

 Der Nachhaltigkeitsforscher Stefan Gössling hat die Kampagnen für das Fahrrad in Kopenhagen analysiert und festgestellt, dass es dabei nie um Moral ging – also etwa: Radfahren ist gut für die Umwelt – und auch nicht um eine Anti-Auto-Rhetorik. Die Menschen wollen auf dem Weg in die Arbeit nicht die Welt retten, und auch in den Niederlanden und in Dänemark steigt der Autobesitz an. Wer ein Auto haben möchte, soll es haben, aber wenn die Infrastruktur in der Stadt attraktiv ist, wird es weniger gefahren.


Ob die Wirtschaft in Zeiten der Klimakrise weiter wachsen darf, darüber tobt seit Jahrzehnten eine hitzige Debatte. Im aktuellen "Edition Zukunft"-Podcast spricht sich der umstrittene Umweltökonom Niko Paech gegen weiteres Wachstum aus. "Wir sind zu Konsumdeppen geworden", sagt er im Interview, das Sie hier auch lesen können.

Am besten Sie abonnieren den Podcast gleich auf iTunes oder Spotify, denn am Freitag erscheint wieder unsere aktuelle Folge "Klimafragen", dieses Mal zu der Frage, wie Medien mit der Klimakrise umgehen sollen.

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