Mittwoch, 1. Februar 2023

Dienstwagen: Nur Mut beim Schlachten der heiligen Kuh

RND Kommentar  hier  Frank-Thomas Wenzel  01.02.2023

Für den Klimaschutz muss es dem Dienstwagen an den Kragen gehen.

Unternehmen unterhalten überdimensionierte Dienstwagenflotten. Das passt aber immer weniger zum Klimaschutz. Deshalb braucht es Mobilitätsbudgets nebst kommu­nikativer Anstupser zur Nutzung des öffentlichen Verkehrs, meint Frank-Thomas Wenzel.

Der Dienstwagen ist hierzulande eine heilige Kuh. Viele Unternehmen leisten sich aufgeblähte Pkw‑Flotten, die sehr weit über das hinausgehen, was für geschäftliche Zwecke notwendig wäre. Weil die Fahrzeuge bei Beschäftigten äußerst beliebt sind. Definiert der schicke Audi, BMW oder Mercedes doch überaus sichtbar einerseits gegenüber den Kollegen und Kolle­ginnen, aber auch in der heimischen Nachbarschaft den gehobenen sozialen Status. Es soll Angestellte geben, die bereit sind, merklich auf Gehalt zu verzichten, wenn sie dafür ein dickeres Auto vor die Tür gestellt bekommen.

Doch die fürs Nachhaltige Zuständigen in den Firmen beobachten das mit wachsendem Argwohn. Denn viele Unternehmen haben sich ambitionierte Ziele in puncto CO₂-Bilanz gesetzt. Da passen PS‑protzende Boliden nicht mehr ins Bild, zumal mit dem Dienstwagen oft auch noch die Übernahme der Spritkosten verbunden ist – was eine Aufforderung ist, mit dem Auto von der Firma über die Autobahn zu brettern.

Lösung Mobilitätsbudget

Chefs und Chefinnen, die es mit der Nachhaltigkeit ernst nehmen, müssen die heilige Kuh schlachten. Viele zögern noch, weil sie Angst haben, dass ihnen Fachkräfte davonlaufen oder es schwerer wird, Qualifizierte anzuheuern. Doch jetzt hat das Wirtschaftsforschungsinstitut ZEW in einem Feldexperiment nachgewiesen, dass es auch anders geht. Und zwar mittels Mobilitätsbudgets.
Den Beschäftigten wird ein monatlicher Etat bei freier Wahl der Verkehrs­mittel zur Verfügung gestellt.

Damit die Beschäftigten dann aber nicht in alternative Nutzungsformen des Pkw (Mietwagen, Carsharing, vielleicht sogar Auto-Abos) abgleiten, braucht es sanften sozialen Druck durch flankierende Maßnahmen – indem ihnen immer wieder klargemacht wird, wie gut es für das Klima ist, dass sie das Auto stehen lassen. Managerinnen und Manager, Politikerinnen und Politiker sollten die Ergebnisse der ZEW-Studie beherzigen. Das nutzt dem Image des Unternehmens. Und intelligente Mobilitätsbudgets sind zudem ein wichtiger Mosaikstein, um beim Klimaschutz im Verkehr endlich was in Bewegung zu bringen.

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