Sonntag, 1. Mai 2022

Was ist denn eigentlich aus der Petition geworden?

Petition: hier

17.03.2021: Architects for Future: Petition „Bauwende JETZT!“ im Bundestag  hier

50.000 Menschen haben die Petition des Netzwerks architects for future unterzeichnet. Damit ging es nun in den Bundestag. Unser Kolumnist war dabei. Nun stehen die nächsten Schritte in Richtung Bauwende an.


Im Dezember 2020 hatte ich über die Petition von architects4future geschrieben. Darin fordert das Netzwerk aus rund 700 Aktivist*innen – berufstätige Architekt*innen, Ingenieure*innen und Studierende – eine umfassende Bauwende. Hintergrund ist, dass die Baubranche einen großen Anteil am CO2-Verbrauch und am Müllaufkommen in Deutschland hat.

Die Petition überschritt Anfang des Jahres die Marke von 50.000 Unterzeichner*innen und wird deshalb im Petitionsausschuss des Bundestages behandelt. Am vergangenen Montag um 13 Uhr war es dann soweit: Michael Wicke und Elisabeth Broermann stellten als Vertreter*innen des Netzwerks die Petition in einem fünfminütigen Statement vor. Anschließend konnten die Bundestagsfraktionen in zwei Runden Fragen an die Repräsentant*innen von architects4future stellen, außerdem an den Staatssekretär Volkmar Vogel (CDU), der für die Bundesregierung sprach.

Vielleicht kommt ein Gesetzespaket

Erst im Nachgang der Anhörung werden die Fraktionen einen Bericht erstellen, in dem sie Position beziehen. Ich habe im Vorfeld unter anderem mit Timon Gremmels gesprochen, der SPD-Bundestagsabgeordnete ist Mitglied des Petitionsausschusses: „Der Best-Case für eine Petition ist, dass dieser „entsprochen“ wird. Dann übernehmen die regierenden Parteien dies in die entsprechenden Fachministerien und bereiten dazu ein Gesetzespaket vor.
Allerdings gäbe es sehr viele Forderungen in dieser Petition zur Bauwende, darunter eine ganzheitliche CO2-Bilanz für Graue Energie, die schon 2020 bei der Novelle des Gebäudeenergiegesetzes am Koalitionspartner CDU gescheitert sei.

So oder so: ein Erfolg für die Bauwende

Allerdings ist ein Gesetzespaket auf Basis der Petition nicht der einzige Maßstab für deren Erfolg. „Vielleicht ist die Zeit noch nicht gekommen, dass aus unseren Forderungen Gesetze werden, doch die Petition hat bereits viel Aufmerksamkeit bekommen und war durch die Kampagne ein guter Türöffner in Verbände, die Industrie und auch die Politik“, erzählte mir Elisabeth Broermann. Sie sieht die Petition bereits jetzt als vollen Erfolg, denn die öffentliche Wahrnehmung sei deutlich gestiegen und das Thema nachhaltigen Bauens in der Branche wie in der Politik angekommen. „Unsere Forderungen sind ein Marathon und kein Sprint.“

Die gesamte öffentliche Sitzung des Petitionsausschusses rund ums Thema Bauwende kann hier im Nachhinein mitverfolgt werden.


Globalmagazin hier  vom 21.4.21

Nach Energie- und Mobilitäts- jetzt die Bauwende

Mit dem „Bauhaus der Erde“ hoffen Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber und seine Mitstreiter ein ganz neues – gleichwohl äußerst brisantes – Kapitel in der Klimapolitik aufzuschlagen. Gemeinsam mit Annette Hillebrandt vom Bund Deutscher Architekten und architektinnen (BDA) sowie Dirk Messner, dem Chef des Umweltbundesamts (UBA), leitet der Gründer des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung die „entschlossene Bauwende“ ein.

Allzu lange, so Schellnhuber, hätte Klimaschutzexperten auf der ganzen Welt den „Elefant im Zimmer“ ignoriert. „Ohne eine radikale Bauwende wird das Pariser Klimaabkommen scheitern“, betonte er jetzt vor der Presse in Berlin: Allzu lange habe die Klimaforschung den gewaltigen Einfluss des Bauen bei der Betrachtung der globalen Treibhausgase negiert. Dabei ist der Bausektor mit einem Anteil von 40 Prozent das eigentliche Schwergewicht unter den Emissionsquellen, die den Klimawandel befeuern. Allein 11 Prozent der globalen Emissionen stammen aus der Betonproduktion. Zum Vergleich: Der Flugverkehr steuert 2 Prozent zum Klimawandel bei.

Bausektor ist Treiber des Klimawandels

Wer länger die Augen vor diesen Zahlen verschließe, riskiere das Scheiterns des weltweiten Klimaschutzes. Vom in Paris 2015 formulierten Ziel sei die Menschheit derzeit nur noch „ein Viertel Grad entfernt“, sagt Schellnhuber. Es ist also Eile geboten. Davon sind die Initiatoren überzeugt. Den neuen, auf private Initiative der beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gegründeten Verein, unterstützt die Laudes Foundaton.

Das „Bauhaus der Erde“ soll Treiber der Bauwende werden. Die Initiatoren sehen sich in der Tradition des originalen Bauhaus, das 2020 sein hundertjähriges Jubiläum beging. Sie sind sicher, dass Walter Gropius heute analog zu seiner Designrevolution von damals heute eine Materialrevolution anstoßen würde.

Das ehrgeizige Projekt ist auf längere Sicht angelegt. Bauen umfasse, so die Gründer, normalerweise von der Idee über die Planung und Umsetzung bis zur Nutzung fertiger Gebäude einen längeren Horizont. Fest aber steht der Ansatz: Es geht um die Umstellung auf organische Materialien. Nachwachsende Rohstoffe sind zugleich Kohlenstoffspeicher. Und sie sind recycelbar.

Schellnhuber: „Wenn wir mit nachwachsendem Material statt Beton oder Aluminium bauen, trocknen wir die CO2-Quellen aus und stärken zugleich die Kohlenstoffsenken, weil wir Wälder pflanzen und nachhaltig bewirtchaften.“

Bauen und wohnen braucht neue Wertsetzung

Heute dagegen verschlingt der Bausektor neben immensen Mengen Energie, die dann auch seine Klimabilanz ins Negative drehen, immense Rohstoffressourcen. Mancherorts wird sogar Sand schon zur Mangelware. Nur 9 Prozent der im Bausektor in Europa verbrauchten Rohstoffe stammen allerdings von eigenen Kontinent. Die Masse importieren wir aus anderen Regionen.

Die Bauwende will noch mehr anstoßen. Es gehe, betont Annette Hillebrandt, um eine neue Wertsetzung. Gerade die aktuelle Lage in der Pandemie mache vielen Menschen bewusst, dass Wohnen mehr sei als in vier Wänden zu hausen. Es gelte, schreiben die „Bauhaus der Erde“-Initiatoren, die „überragenden und einzigartigen Eigenschaften lebendiger Wesensheiten für das Bauwesen zu entdecken“.

Holz als Werkstoff habe Vorteile. Sie müssten dafür nur weiter erforscht und richtig eingesetzt werden. Dann lasse sich daraus erbebensicherer als mit Stahlbeton und kostengünstiger Bauen. Auch aus Naturschutzsicht spreche nichts gegen die Bauen mit Holz – solange das Material dafür aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stamme und Primärwald dagegen intensiver als heute geschützt bleibe.

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