Freitag, 8. April 2022

Als man hinter Dürre und Hagel noch Zauber vermutete

Schwäbische Zeitung von Elke Oberländer

Museum Humpisquartier zeigt Kulturgeschichte des Ravensburger Wetters

Hexenverbrennungen waren oft Reaktionen auf Unwetter, Bittprozessionen sollten die Felder vor Hagel oder Dürre schützen. Wie haben die Menschen in der Vergangenheit extreme Wetterereignisse erlebt und erklärt? Wie haben sie darauf reagiert? Die neue Sonderausstellung im Museum Humpisquartier „Von der Kleinen Eiszeit ins Anthropozän. Klimawandel in Ravensburg 1350-2050“ betrachtet soziale, kulturelle und ökonomische Seiten des Wettergeschehens.

Schlimmes Hagelunwetter in Ravensburg, das „alle Feldfrüchte, Saaten und Weinberge in der Breite einer Meile dermaßen zermalmt, dass man glaubte, nicht einmal das dritte Jahr danach werde an den Weinbergen wieder Ernte bringen“. ...

...Mit Kälte, Dauerregen, Überschwemmungen und Dürre hatten die Menschen im Schussental immer wieder zu tun. Um 1770 gab es in ganz Europa eine Hungerkrise. Die nächste ganz große Krise kam 1816: „Gegen das Frühjahr wechselten sich Schneeschmelze und Gefrörnis beständig ab; der ganze Frühling war nass und kalt, so dass die Saaten der Felder zugrunde gingen. Auch der Sommer zeichnete sich aus durch Regen und Kälte, und was trotz dieser anhaltend ungünstigen Witterung im Felde zu gedeihen schien, zernichtete der Hagel“, heißt es in einer Geschichte der Stadt. Man sprach vom „Jahr ohne Sommer“. ....

Überschwemmungen waren im Schussental vom Mittelalter bis heute immer wieder Thema. 1836 zerstörte ein Hochwasser Dämme und Brücken an der Schussen. Im Sommer 1926 standen große Teile Ravensburgs unter Wasser. 1931 und 1936 folgten weitere Überschwemmungen....

Der Blick auf den Klimawandel gehe oft mit einer großen Lähmung einher, sagt Museumsleiterin Mücke. Um die Erderwärmung zu bremsen, müssten die Menschen Verhaltensweisen und Einstellungen ändern - und solche Änderungen bräuchten oft viel Zeit. „Kultureller sowie sozialer und ökonomischer Wandel sind langwierige Prozesse“, sagt Mücke. Vielleicht könne der kulturwissenschaftliche Blick auf solchen Wandel in der Vergangenheit die aktuell nötigen Änderungen erleichtern.

Die Ausstellung ist bis zum 2. Oktober zu sehen. Das Museum ist dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet, nicht jedoch am Karfreitag. Oster- und Pfingstmontag ist geöffnet, am jeweils darauf folgenden Dienstag bleibt das Museum dann geschlossen.

Am Samstag, 9.April, von 14 bis 15 Uhr führt Kurator Peter Fritsch durch die Ausstellung.
Am Sonntag, 10. April, von 15 bis 16 Uhr gibt es eine Führung mit Kuratorin Miriam Kresser. Anmeldung unter mhq@ravensburg.de oder telefonisch unter 0751/82820. Weitere Veranstaltungen rund um die Ausstellung finden sich unter www.museum-humpis-quartier.de/mhq/termine.

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