Donnerstag, 6. April 2023

Streit um Wasserstoffheizungen: Warum sie nicht die Lösung sind

Umwelt-Institut  hier   Kasimir Buhr  5. April 2023  

Die Ampel-Koalition hat neue Regeln für Heizungen vorgeschlagen, um das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen. Ursprünglich war geplant, fossile Heizungen zu verbieten und nur noch erneuerbare Heizungen einzubauen. Doch FDP und Gaslobby haben geschickt die Ängste vieler Menschen vor hohen Kosten ausgenutzt, um ineffiziente Wasserstoff-Heizungen zu unterstützen. Absurd: Gerade diese Geräte dürften auf lange Sicht das Heizen deutlich teurer machen.

Um das Klima zu schützen und unabhängig von Autokraten wie Putin zu werden, müssen wir weg von Erdgas und Öl. 2045 will Deutschland klimaneutral sein, gleichzeitig werden Heizungen aber oft deutlich länger als 20 Jahre genutzt. Um unser Klimaziel zu erreichen, dürften also ab jetzt nur noch Heizungen, die mit erneuerbarer Energie funktionieren, eingebaut werden. Darum war ursprünglich ein Verbot für den Neueinbau von fossilen Heizungen geplant.

Doch nach langem Streit wurde das Ziel, ab 2024 nur noch erneuerbare Heizungen einzubauen, durch viele Ausnahmen abgeschwächt. Besonders absurd sind dabei die Ausnahmen für sogenannte „H2-ready“-Heizungen. Das sind Geräte, die wie eine Gastherme Erdgas nutzen, theoretisch aber auch mit reinem Wasserstoff funktionieren.

Angstmache für teures Märchen

Um diese Wasserstoff-Heizungen zu ermöglichen wurde von Politiker:innen und populistischen Medien die Angst geschürt, die Regierung wolle den Menschen bereits eingebaute Heizungen wegnehmen und das Heizen unnötig verteuern. Doch das Gegenteil ist der Fall, denn es geht vor allem um den Neueinbau von Heizungen und das Heizen mit Wasserstoff dürfte ziemlich teuer werden.

Der Grund: Wärmepumpen brauchen nur ein Fünftel der Energie, die Gas- und Wasserstoffheizungen benötigen. Wasserstoff wird außerdem knapp bleiben; der Stoff ist in der Industrie hoch begehrt. Die Herstellung mithilfe von Strom aus Wasser ist sehr energieintensiv, entsprechend teuer wird das Gas eines Tages sein. Wenn es denn je für Privatkund:innen verfügbar sein wird: Ob die Verteil-Netze überhaupt umgestellt werden, ist unklar.

Teuer geworden war das Heizen zuletzt vor allem durch die Abhängigkeit Deutschlands von Erdgas. Umso absurder ist es, weiter neue Gasheizungen einzubauen und die Nachfrage so zu steigern. Oder, wie von manchen Gas-Konzernen geplant, Wasserstoff nicht mit Strom, sondern aus Erdgas herzustellen.

Wasserstoff aus fossilem Gas soll durch CO2-Abscheidung klimafreundlicher werden und wird dann als "blauer" Wasserstoff vermarktet. Doch die Technik bleibt ein Klimakiller. Mehr dazu auf unserer Themenseite  hier

Gas-Konzerne profitieren

Wenn Wasserstoff-Kessel in großem Umfang verkauft werden, würden vor allem die Betreiber:innen von Gasnetzen davon profitieren. Sie lobbyieren besonders intensiv für das Heizen mit Wasserstoff, weil sie um ihr Geschäftsmodell fürchten. Ob das Netz am Ende auf Wasserstoff umgestellt wird oder nicht, kann ihnen egal sein: Hauptsache es wird weiter mit Gasthermen geheizt, denn dann können sie weiter mit ihrem Netz Geld verdienen.

Für die Umwelt wäre das in jedem Fall fatal: Wenn weiter mit Erdgas oder aus Erdgas hergestelltem Wasserstoff geheizt wird, können die deutschen Klimaziele nicht mehr erreicht werden. Für die Produktion von genug erneuerbar hergestelltem Wasserstoff wäre aber ein Vielfaches des heute verfügbaren Öko-Stroms notwendig. Dafür müsste unnötig viel Natur Windrädern und Solar-Anlagen weichen.

Konflikt geht in die nächste Runde

Die Verhandlungen gehen jetzt im Kabinett weiter; das Gesetz soll noch diesen Sommer im Bundestag verabschiedet werden. SPD und FDP haben bereits angekündigt, dass sie weiter für Wasserstoff-Heizungen kämpfen wollen, die Grünen würden die ineffiziente Technik am liebsten verbieten.

Sollte sich die Gas-Lobby mit ihren Wünschen durchsetzen, bleibt offen, ob die Verteilnetze vor Ort wirklich auf Wasserstoff umgestellt werden. Der Widerstand von Umweltverbänden und Klimagruppen gegen eine Weiternutzung des Gasnetzes ist ihnen auf jeden Fall gewiss.

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