Focus hier, 02.02.2023
Nach der Nuklearkatastrophe im japanischen Fukushima hat die Bundesregierung unter Angela Merkel 2011 einen radikalen Schnitt gemacht und den Atomausstieg beschlossen. Viele Nachbarländer gehen einen anderen Weg.
Nicht zuletzt aufgrund der drohenden Energie-Engpässe durch den Ukrainekrieg sind in Deutschland bis heute drei Atommeiler in Betrieb. Doch sie werden noch in diesem Jahr vom Netz gehen. Der Ausstieg ist beschlossene Sache. Damit geht Deutschland einen anderen Weg als unsere Nachbarländer.
Blickt man über die Grenzen hinaus, ergibt sich in Europa ein anderes Bild. Mehr als 160 Kernreaktoren erzeugen Strom, im Kriegsgebiet Ukraine ebenso wie in unserer unmittelbaren Nachbarschaft, vor allem in Frankreich.
rechts: Gefährliche Erzeugung: Atomstrom aus Frankreich und der UkraineStatista meldet unter Verweis auf den World Nuclear Industrie Status Report , dass allein in Frankreich 18 Kernkraftwerke mit 56 Reaktoren betrieben werden. Das ist mit Abstand die Spitzenposition in Europa und weltweit Rang zwei nach den USA. Der Zustand der Meiler ist allerdings alles andere als gut. Es kommt zu wochenlangen Abschaltungen, bis zur Hälfte der Kraftwerke muss pausieren. Und die Begründungen können kaum beruhigen: Rostige Legierungen, beschädigte Schweißnähte – der Reparaturbedarf ist hoch. Dazu kommt: In Deutschland kommt der Wind meist aus Richtung West.
Noch bedrohlicher ist die Situation in der Ukraine, denn auch hier stehen 15 Druckwasserreaktoren, die sich über vier Standorte verteilen. Das Atomkraftwerk Saporischschja kommt seit Wochen nicht aus den Schlagzeilen: Das größte AKW Europas liegt mitten im Kriegsgebiet. Die Internationale Atomenergiebehörde sprach angesichts der anhaltenden Kämpfe in der Umgebung im September 2022 von einer „unhaltbaren Situation“. Nach dem Unglück in Tschernobyl 1986 schien plötzlich eine neuerliche Atom-Katastrophe in der Ukraine real.
EU ohne Atomkraftwerke derzeit unrealistisch
Der Blick in die Länder-Planungen zeigt: An ein Ende der Energiegewinnung aus Atomkraft ist weder weltweit noch in Europa zu denken. Mehrere Staaten bauen ihre Kapazitäten aus beziehungsweise neu auf, darunter Russland und die Türkei. Rund ein Viertel des Strombedarfs in der EU wird mit Atomstrom gedeckt – und damit laut Brüsseler Entscheidung aus einer nachhaltigen Energieform, in die investiert werden sollte.
Aber es gibt aus deutscher Sicht auch Anlass zum Optimismus: Die Mehrheit der EU-Staaten kommt schon ohne eigene Atomkraftwerke aus. In 14 von 27 Staaten wird keine Kernenergie genutzt. Und der Ausbau der Solar- und Windenergie läuft auf Hochtouren.
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