Donnerstag, 5. Mai 2022

Land weit hinter Windkraft-Ziel

 03.05.2022  |  VON MARTIN OVERSOHL, DPA  hier

Die Zahl 1000 stand. Monatelang. Und unwidersprochen. Die baden-württembergische Landesregierung wolle in den kommenden Jahren 1000 Windräder bauen, hieß es immer wieder, das Land wolle endlich aus den Startblöcken kommen und seine Klimabilanz deutlich ausbauen. Aber das Ausbauziel ist in weite Ferne gerückt.

„Das ist ja realistischerweise überhaupt nicht zu schaffen“, sagte Regierungschef Winfried Kretschmann. „Jedes Jahr, wo ich nicht baue, muss ich ja im nächsten Jahr mehr bauen“, fügte der Grünen-Politiker mit Blick auf lediglich 28 errichtete Anlagen im Jahr 2021 hinzu. Die Regierung habe aber auch nie versprochen, 1000 Windräder bis zum Ende der Legislaturperiode zu bauen, deutete er in Stuttgart an.

Mit dem derzeitigen Stand sei er „natürlich nicht zufrieden“, räumte Kretschmann ein. Die jüngsten Statistiken und der starke Kontrast zwischen dem baden-württembergischen Windpark und den Erwartungen von Parteifreund und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck dürften auch ihn ernüchtert haben. Ziel müsse es werden, 100 Räder im Jahr aufzustellen, gibt er nun als Vorgabe aus. „Das ist, glaube ich, auch einigermaßen realistisch.“

Im grün-schwarzen Koalitionsvertrag heißt es, es sollten die Voraussetzungen für den Bau von bis zu 1000 neuen Windkraftanlagen geschaffen werden. Die FDP warf der Regierung politisches Marketing vor. „Wer davon ausgeht, dass pro Jahr 100 Windenergieanlagen gebaut werden können, der muss dies aber auch in seinem Koalitionsvertrag ehrlich aufführen“, sagte der energiepolitische Sprecher der Landtagsfraktion, Frank Bonath.

Laut Kretschmann behindern vor allem die geänderten Ausschreibungsbedingungen des Bundes den schnellen Ausbau der Windkraft im Land. Durch die Regeln fühlen sich windärmere und hügeligere Bundesländer benachteiligt. Mit den neuen Regeln sei die Bilanz im Südwesten geradezu abgestürzt. Das Land fordert deshalb seit Längerem eine Südquote, deren Ziel es ist, Windkraft auch in den windärmeren und topografisch anspruchsvolleren Regionen zu installieren. Der Bund will, dass zwei Prozent der Landesfläche für den Bau von Windrädern ausgewiesen werden – in Baden-Württemberg sind es 0,2 Prozent. Als ein gewichtiges Problem gilt die fehlende Verfügbarkeit von Flächen. Vor allem Mindestabstände und genehmigungsrechtliche Hindernisse verkleinern das Potenzial. 

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