Montag, 2. Mai 2022

"Fracking für die Unabhängigkeit?"

Zwei gegensätzliche Standpunkte treffen aufeinander:

  • Umstrittene Gasgewinnung:  Söder will Fracking in Deutschland »ergebnisoffen prüfen« hier
  • Habeck hält Fracking in Deutschland für »schwer möglich«  hier
  • Bayerns Ministerpräsident bringt auf dem Weg zur Unabhängigkeit von russischem Öl und Gas Fracking ins Spiel. Allerdings sieht er die Potenziale dieser höchst umstrittenen Technologie weniger im Freistaat als vielmehr in Norddeutschland. hier

Für diese Zwiespältigkeit scheint Hr. Söder generell recht anfällig zu sein:
Atomkraft gerne - aber die Endlagerung doch bitte nicht in Bayern!
Windräder im Norden kein Problem, in Bayern bitte mit riesigem Abstand - oder noch besser: gar nicht.
Warum nicht Fracking im Norden ? - doch Bayern ist selbstverständlich außen vor.

Die Diskussion erinnert zudem sehr an die vergangene Diskussion zur Atomkraft: "Mann" kann ganz wunderbar von guten Ergebnissen träumen, solange die Sache nicht zu Ende gedacht ist. Solange man nicht ganz pragmatisch Nutzen und Schaden abgewogen hat.
Oder solange man den Nutzen haben kann, während man die Probleme in die weite Ferne verschiebt. 

Wasser ist unser höchstes Gut, das dürfen wir nicht vergessen. Und wir wissen, wie problembehaftet unsere Wasservorkommen inzwischen sind ( hier und hier). 
Warum weiß das ein Ministerpräsident nicht? Könnte man nicht erwarten, dass der sich vorher richtig informiert, bevor er mit solchen unausgegorenen Ideen rumpoltert?

Und noch mehr Nachrichten aus Bayern, die mit der Energieversorgung zu tun haben:

Neue Wirtschaftsmacht?Der Norden überholt den Süden: „Im Grunde ist Bayern schon längst abgehängt“
  • Neue Wirtschaftsmacht? Der Norden überholt den Süden: „Im Grunde ist Bayern schon längst abgehängt“  hier

  • Gazprom kontrollierte den Gasfluss: Große Sorge in Bayern: Deutscher Gasspeicher in Österreich ist fast leer  hier


Der Norden überholt den Süden: „Im Grunde ist Bayern schon längst abgehängt“

ARD hier  29.04.2022 Von Michael Houben, WDR

 Gasreserven in Deutschland

Deutschland hat eigene Gasreserven in Schiefergestein, die man mit Fracking fördern könnte. Doch aus Wasserschutzgründen ist diese Methode seit 2017 verboten. Kommt jetzt ein Umdenken?....

Warum Fracking in Deutschland verboten wurde

Schon vor über zehn Jahren gab es Pläne, in Deutschland zu fracken. Probebohrungen fanden in Niedersachsen und im Münsterland statt. Der Widerstand war groß. Es gab vor allem Bedenken in Bezug auf das Trinkwasser. Damit das zum Fracking nötige Gemisch aus Sand und Wasser im Untergrund stabil funktioniert, müssen Chemikalien beigemischt werden. Sie sind teilweise krebserregend und giftig. Es besteht Sorge, dass diese Gifte durch Risse im Gestein auch in höhergelegene Trinkwasserschichten gelangen könnten. Toxikologen und Geologen sehen aber noch ein größeres Problem: Das Wasser strömt am Ende ja wieder durch das Bohrloch nach oben. Dabei werden auch im Gestein vorhandene Gifte herausgelöst: Arsen, Brom, radioaktives Strontium. All das dürfte auf keinen Fall in Gewässer oder Erdreich gelangen.

In den USA findet Fracking häufig in Wüsten statt. Dort lässt man das giftige Gebräu oft einfach verdunsten und deponiert verbleibenden Schlamm als Sondermüll. Dort, wo wie in Deutschland kühleres, feuchtes Klima herrscht und Trinkwasser in Gefahr ist, wird es oft in leere unterirdische Gasspeicher zurückgepresst. Doch dabei sind immer wieder Lecks aufgetreten, und es wurden Erdschichten und Gewässer verschmutzt. Aber das seien beherrschbare Probleme, sagen so Befürworter. Trotzdem wurde Fracking deswegen nach massiven öffentlichen Protesten 2017 in Deutschland verboten.

...Viel Aufwand für eine Brückentechnologie?

Selbst wenn die Politik sich entschließt, diesen Weg zu gehen und Bürgerproteste besänftigt werden können: Bis das erste Gas gefördert werden könnte, würden mindestens drei Jahre vergehen. Relevante Fördermengen wären erst in zehn Jahren zu erwarten. In dieser Zeit müsste eine ganze Industrie neu aufgebaut werden - für Bohrtürme, Fracking-Chemie und Wasserbehandlung. Dabei war Erdgas eigentlich nur noch als Brückentechnologie eingeplant. Spätestens 2045 soll Deutschland klimaneutral sein, statt Erdgas nur noch Wasserstoff verbrannt werden.

Wirtschaftsforscher bezweifeln, dass es sinnvoll ist, eine so aufwendige Technologie neu aufzubauen - nur um dann für kaum mehr als zehn verbleibende Jahre gerade mal zehn Prozent des heutigen Gasverbrauchs zu fördern. Sie verweisen darauf, dass der immense Aufwand, den man dafür betreiben müsste, besser in die schnellere Entwicklung der langfristig tragfähigen Energieformen investiert würde: Photovoltaik, Windkraft, Wasserstoff und Speicher.

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