Watson hier 06.04.2024, Nathalie Trappe
Wer einmal die einzigartige Erfahrung gemacht hat, einen Wal in freier Wildbahn zu beobachten, dürfte dies als magisches Erlebnis in Erinnerung behalten. Mit einem Gewicht von mehr als 200 Tonnen gilt etwa der Blauwal als größtes Säugetier der Welt, auch die Erscheinung der andere knapp 100 Arten wird häufig als majestätisch beschrieben.
Nichtsdestotrotz wurden Wale in der Vergangenheit lange gejagt, viele Arten gelten mittlerweile auch durch die weltweite Klimakrise als bedroht. Mit einer neuen vertraglichen Regelung wollen indigene Völker in Neuseeland nun dafür sorgen, dass der Wal als Tier international entsprechend mehr Schutz erhält.
Abkommen regelt konkrete Rechte für Wale im Südpazifik
Unter dem Namen "He Whakaputanga Moana", was übersetzt so viel bedeutet wie "Deklaration für den Ozean", wurde auf der Insel Rarotonga im Südpazifik vor Kurzem eine vertragliche Grundlage für den Schutz von Walen geschaffen. An einer entsprechenden Zeremonie nahmen mehr als ein Dutzend hochrangiger Vertreter:innen der Cook-Inseln sowie Tahitis teil.
Konkret regelt der Vertrag künftig die Anerkennung aller Wale als juristische Personen. Damit erheben die Tiere rein rechtlich gesehen Anspruch auf das Recht auf Bewegungsfreiheit und das Recht auf eine gesunde Umwelt.
Hintergrund der Regelung ist, dass viele indigene Völker im Südpazifik Wale als heilige Tiere betrachten. So spricht etwa das Maori-Volk von den Meeressäugern als Vorfahren und Verwandte. Der Maori-König Tuheitia Paki bezeichnete den neuen Vertrag daher als "Schutzumhang für unsere Schätze – die prächtigen Wale".
Im Glauben der Völker der Inseln östlich von Neuseeland ist alles Lebendige miteinander verbunden. Die Bedrohungslage rund um die verschiedenen Walarten der Erde empfindet man entsprechend als besonders alarmierend.
Neuer Wal-Status soll mehr Schutz für die Meere bieten
"Der Gesang des Liedes unserer Vorfahren ist schwächer geworden, und ihr Lebensraum ist bedroht, weshalb wir jetzt handeln müssen", erklärte der Maori-König. "Wale spielen eine entscheidende Rolle für die Gesundheit unseres gesamten Meeresökosystems", unterstrich er weiter.
Expert:innen betonen bereits seit Jahren, dass Walkörper als riesige Kohlenstoff-Speicher dienen können und damit zum Artenschutz im Meer beitragen. Zudem fördern sie durch ihre Ausscheidungen das Wachstum von Phytoplankton, das wiederum maßgeblich zur Produktion von Sauerstoff beiträgt.
Vor allem durch den jahrzehntelangen Walfang, aber auch durch Auswirkungen der Klimakrise und die globale Schifffahrt wurde die Wal-Population zuletzt stark dezimiert. Arten wie der Blauwal, der Grönlandwal oder der Westpazifische Grauwal sind vom Aussterben bedroht.
Mit dem neuen Status als juristische Person hoffen die Unterzeichnenden auf mehr Schutz für die Tiere. Dieser sorgt unter anderem dafür, dass bei Verletzung oder Tötung eines Wals etwa durch Schiffe eine hohe Geldstrafe gefordert würde.
Die Initiator:innen des Vertrages hoffen darauf, dass sich weitere Regionen der Erde dem Abkommen anschließen werden. Mit künftig angebotenen Wal-Versicherungen und extra angelegten Fonds will man zudem in weitere Schutzmaßnahmen investieren.
Neuseeland hat in der Vergangenheit bereits ähnliche Konzepte für bestimmte Umweltzonen ausgearbeitet. So wurde 2014 bereits das Waldgebiet Te Urewera zur juristischen Person erklärt, 2017 folgte der Whanganui River. 2023 bekam auch der Berg Taranaki Maunga den Status eines Rechtssubjekts.
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