Leserbrief in der Schwäbischen Zeitung
Zum Artikel „Wald, Kies, Klima und verhärtete Fronten“ (SZ vom 11. August) hier und hier Bilder
Die Bevölkerung wurde von unserem MdL Haser und Kiesunternehmer Herrn Mohr zu einem „offenen Austausch“ eingeladen. Die Begrüßung von Herrn Mohr war freundlich. Er wolle jedem die Hand reichen. Schon im zweiten Satz hat er dann unmissverständlich erklärt, an Grund als Abbaugebiet kompromisslos festzuhalten. Wenigstens ehrlich!
Für mich stellte sich nur die Frage, warum wir dann eingeladen wurden und über was wir uns unterhalten sollen. Deshalb hatte ich Herrn Mohr unterbrochen und darauf hingewiesen. Der Industrieverband Steine-Erden und die Strabag hatten die hochkarätigsten Redner vor Ort.
Neben einem teuren Kinowerbefilm leistet sich der Verband Kampagnen und hochwertige Broschüren. Und die politische Lobbyarbeit ist auch nicht billig: Hauptsache der Kies stimmt. Höhepunkt war die Erklärung des Herrn der Strabag bis 2025 die Anlage weiter mit Braunkohlestaub zu betreiben. Erst dann kommt wohl eine neue Abgabe, die dieses Umweltgift verteuert. Die Gasleitung liegt schon jetzt vor dem Kieswerk. Aus Wettbewerbsgründen kann man das vorher aber nicht ändern. Soviel zur Eigenverantwortung von Kapital und Konzernen. Änderungen gehen nur mit Druck aus der Gesellschaft und mit klaren politischen Verboten oder Abgaben.
Dass es bei dem bevorstehenden Klimainferno um mehr als Kies geht, sollte zwischenzeitlich dem Ignorantesten klar sein. Auf jeden Fall gibt es genügend Kies ohne dabei Wälder roden zu müssen. Und dass die Politik versäumt hat, Recycling zu forcieren, bestätigte Herr Mohr. Recyclingkies ist bei ihm sogar billiger, er findet nur keinen Absatz. Sogar öffentliche Ausschreibungen lassen Recycling auch heute nicht zu.
Schlichtweg ist man nicht willens am generellen „weiter so“ in irgendeiner Weise zu rütteln. Diese verantwortungslose, weltweite Politik der letzten 30 Jahre trägt die Verantwortung an der bevorstehenden Menschheitsausrottung. Das sagen Wissenschaftler. Deren Beurteilung schließe ich mich an und nicht den Sprüchen windiger Politiker.
Manfred Scheurenbrand, Waldburg
Herr Mohr hatte nach dem Wahlkampf-Termin in der Schwäbischen Zeitung fast eine ganze Seite erhalten hier, auf der er seine persönliche Sicht darstellen durfte.
Im Bericht von Philipp Richter und Katrin Neef kam ausschließlich er zu Wort.
Anmerkung: Ich möchte daher noch einmal dringend auf die äußerst lehrreiche Presseerklärung von Rudolf Bindig /SPD zum Thema "alteingesessener Familienbetrieb??" Mohr verweisen hier
Wie erklären Sie sich dann die Zahlen, die aus der Geomaehr-Studie aus Vorarlberg und von der Eidgenössischen Zollverwaltung stammen?
Ich kann nur für mich sprechen, nicht für meine Kollegen. Aber ich könnte jeden Tag mehr exportieren. Erstens haben die Österreicher und die Schweizer kein so gutes Management in Sachen Rohstoffplanung wie wir es mit den Regionalverbänden haben. Die Nachfrage, vor allem aus der Schweiz, nach Kies aus der Region ist hoch. In der Schweiz sind die Preise um einiges höher. Das Thema könnte man in den Griff bekommen, wenn die Schweizer ein ähnliches Management wie wir hätten und sie sich selbst versorgen könnten.
Anmerkung: In der Schweiz und in Österreich hängt es nicht am "schlechten Management" wie Hr. Mohr mutmaßt, sondern an einer verantwortungsvollen Umweltvorsorge, die sicher stellt dass eben kein Grundwasser beeinträchtigt wird. Links zum Schweizer Grundwasserbericht und zum Österreichischen Gutachten finden sie hier
Die zusammengefassten Fakten zum Export finden sie hier
Wie wollen Sie in Grund vorgehen?
Wegen des großen Protests, werden wir sehr große Sicherheitsvorkehrungen treffen. In Grund wird vom ersten Tag an Polizei vor Ort sein. Wir werden das Gelände einzäunen, es ausleuchten und Kameras aufstellen. Wir müssen uns auf alles gefasst machen. oha!
Das heißt, Sie gehen von einer Genehmigungsfähigkeit Ihres Vorhabens aus?
Es gibt keinen einzigen triftigen Grund, eine Genehmigung zu versagen. Wir haben einen hydrogeologischen Gutachter, der uns in Grenis schon seit eh und je begleitet. Überwacht wird der Abbau vom Geologischen Landesamt. Das Gelände ist schon lange artenschutzrechtlich untersucht worden, bevor der Regionalplan das Gelände aufgenommen hat.
Anmerkung: die Zeiten ändern sich womöglich? hier Und es gibt ja auch noch so etwas wie das Grundgesetz....Nur weil die Baumbesetzer von gewissen Kreisen regelmäßig und mit Vorsatz verunglimpft und kriminalisiert werden, heißt das noch lange nicht, dass diese "Aussagen" einklagbares "Recht" darstellten. In dieser Frage hat die Berichterstattung der Schwäbischen Zeitung nicht gerade geglänzt in den letzten Monaten hier, das muss man leider hinzufügen.
Landesminister Peter Hauk (CDU) nannte die aktuelle Baumbesetzung im Interview mit der „Schwäbischen Zeitung“ einen „rechtswidrigen Zustand“. Auch die FDP hat dies im Landtag kritisiert. Wie sehen Sie die Sache?
Es ist die Frage, ob das rechtens ist oder nicht. Derjenige, dem das Gelände gehört, muss darauf eine Antwort geben.
Das Gelände ist Staatsforst und Sie haben es gepachtet.
Ich habe noch keine Pacht. Ich habe einen Pachtvertrag, der aber erst dann in Kraft tritt, wenn es eine Abbaugenehmigung gibt, folglich kann ich heute nicht tätig werden.
Ein großes Thema ist die Rekultivierung des Geländes. Wie wird das vonstattengehen?
Es wurde kolportiert, dass in Grund mit Bauschutt verfüllt werden soll. Es ist gar von einem Deponiebetrieb die Rede. Von welchem Material reden wir?
Das ist Unsinn. Es handelt sich hierbei um mineralisches Aushubmaterial von Baugruben, die es in jeder Gemeinde gibt. Das wird natürlich überwacht. In Grund wird nicht mit Bauschutt verfüllt, den nehmen wir in Grenis an und recyceln ihn. Das sind pro Jahr 25 000 Tonnen. Das sind rund zehn Prozent des Gesamtabbaus von in Grenis.
Anmerkung: Sehr interessant dazu ist der offene Brief von Alexander Knor mit entsprechenden Beweisfotos.
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