Sonntag, 29. August 2021

Für diesen Rohstoff wird gemordet

Frankfurter Allgemeine hier
KNAPPE RESSOURCE SAND

Es hört sich so an, als ginge es im Buch "nur" um den weltweiten Verbrauch von Sand. Doch auch bei uns wird Sand abgebaut, ebenso wie Kies. Daher denke ich, dass dieses Buch mit seinen Hintergrund-Infos auch für uns interessant sein könnte.

Ein Grundpfeiler unseres Lebensstils: Vince Beiser erzählt die Geschichte des Sands und schildert, warum wir dringend alternative Bausubstanzen brauchen.

Spätestens als vor einigen Jahren die vermeintlich kuriose Nachricht, dass Saudi-Arabien und Dubai Sand aus Australien importieren, die Medienrunde machte, war das Thema in einer breiten Öffentlichkeit angekommen: Sand ist nicht gleich Sand. Vielmehr ist Wüstensand für die Herstellung von Beton ungeeignet, denn die Körner sind vom Wind zu rund geschliffen. Weil nicht nur im Nahen Osten, sondern auch in China ganze Städte neu gebaut werden, ist Bausand zur knappen Ressource geworden, deren Preis immer weiter steigt.

Auch für die Herstellung von Zahnpasta
 (Anmerkung: der äußerst umstrittene Kalkabbau im Donautal soll für Zahnpasta erfolgen!) und Papier werden jeweils spezielle Sande benötigt. Um die Risse offen zu halten, die beim Fracking, also der Gewinnung von Öl und Gas aus Schiefergestein, entstehen, braucht es Sand. Wenn Beachvolleyballer bei Olympia an­treten und der türkische Staatspräsident für seinen Sommersitz an der Ägäis einen Strand anlegen lässt, dann ist nur der weichste und hellste Sand gut genug. Er wird von weit her angekarrt.

Der amerikanische Journalist Vince Beiser ist der Entwicklung des Massenmaterials Sand zum knapp werdenden Grundstoff unserer Zivilisation nachgegangen. Er musste dafür nicht weit in die Geschichte zurückgehen. Beton ist, nachdem ihn die Römer erfunden hatten, erst im zwanzigsten Jahrhundert zum vorherrschenden Baumaterial geworden, mit dramatisch steigender Tendenz – China soll allein von 2011 bis 2013 mehr Beton verbaut haben als die USA zwischen 1900 und 2000.

Auch die Massenproduktion von Glas und erst recht die von Computerchips, für die besonders feine Quarzsande benötigt werden, sind jüngere Entwicklungen. Und selbst die hohe Wertschätzung von Sandstränden datiert auf das neunzehnte Jahrhundert, als sie in England als Orte der Erholung entdeckt wurden. Von den dortigen Seebädern aus verbreitete sich die Idee im zwanzigsten Jahrhundert über die ganze Welt.


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