Frankfurter Allgemeine hier
KNAPPE RESSOURCE SAND
Es
hört sich so an, als ginge es im Buch "nur" um den weltweiten
Verbrauch von Sand. Doch auch bei uns wird Sand abgebaut, ebenso wie Kies.
Daher denke ich, dass dieses Buch mit seinen Hintergrund-Infos auch für uns
interessant sein könnte.
Ein Grundpfeiler unseres Lebensstils: Vince
Beiser erzählt die Geschichte des Sands und schildert, warum wir dringend
alternative Bausubstanzen brauchen.
Spätestens als vor einigen Jahren die vermeintlich
kuriose Nachricht, dass Saudi-Arabien und Dubai Sand aus Australien
importieren, die Medienrunde machte, war das Thema in einer breiten
Öffentlichkeit angekommen: Sand ist nicht gleich Sand. Vielmehr ist Wüstensand
für die Herstellung von Beton ungeeignet, denn die Körner sind vom Wind zu rund
geschliffen. Weil nicht nur im Nahen Osten, sondern auch in China ganze Städte
neu gebaut werden, ist Bausand zur knappen Ressource geworden,
deren Preis immer weiter steigt.
Auch für die Herstellung von Zahnpasta (Anmerkung:
der äußerst umstrittene Kalkabbau im Donautal soll für Zahnpasta
erfolgen!) und Papier werden jeweils spezielle Sande
benötigt. Um die Risse offen zu halten, die beim Fracking, also der Gewinnung
von Öl und Gas aus Schiefergestein, entstehen, braucht es Sand. Wenn
Beachvolleyballer bei Olympia antreten und der türkische Staatspräsident für
seinen Sommersitz an der Ägäis einen Strand anlegen lässt, dann ist nur der
weichste und hellste Sand gut genug. Er wird von weit her angekarrt.
Der amerikanische Journalist Vince Beiser ist der Entwicklung des
Massenmaterials Sand zum knapp werdenden Grundstoff unserer
Zivilisation nachgegangen. Er musste dafür nicht weit in die
Geschichte zurückgehen. Beton ist, nachdem ihn die Römer erfunden
hatten, erst im zwanzigsten Jahrhundert zum vorherrschenden Baumaterial
geworden, mit dramatisch steigender Tendenz – China soll allein von
2011 bis 2013 mehr Beton verbaut haben als die USA zwischen 1900 und 2000.
Auch die Massenproduktion von Glas und erst recht die
von Computerchips, für die besonders feine Quarzsande benötigt werden, sind
jüngere Entwicklungen. Und selbst die hohe Wertschätzung von Sandstränden
datiert auf das neunzehnte Jahrhundert, als sie in England als Orte der
Erholung entdeckt wurden. Von den dortigen Seebädern aus verbreitete sich die
Idee im zwanzigsten Jahrhundert über die ganze Welt.
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