Montag, 23. August 2021

"Ravensburger Klimaaktivist klettert aufs Brandenburger Tor"

Schwäbische Zeitung von Lena Müssigmann

Sechs Klimaaktivisten sind in Berlin auf das Brandenburger Tor geklettert. Ganz oben stand dabei am Freitag der Ravensburger Baumbesetzer Samuel Bosch, wie auf Bildern zu sehen ist und von ihm selbst auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“ bestätigt wurde.


..Der inzwischen 18-jährige Bosch, der aktuell im Baumhauscamp im Altdorfer Wald lebt, indes wehrt sich gegen die „Kriminalisierung“ seiner Aktionen. Bosch will Besetzung als friedlichen Ungehorsam verstanden wissen.

Vor einem dreiviertel Jahr hat Bosch begonnen, mit der Besetzung eines Baums in Ravensburg auf die Forderungen seiner Generation nach wirkungsvollen Schritten gegen die Klimaerhitzung aufmerksam zu machen. Seither ist er schon auf weitere Bäume in Ravensburg geklettert, auf das Dach des Regionalverbandes in Ravensburg – und nun mit anderen Aktivisten, von denen auch schon welche zeitweise im Altdorfer Wald waren, auf das Brandenburger Tor.

Die Besetzung fand während der Aktionswoche „August Rise up“ in Berlin statt – Ankündigungsplakate dafür waren in Ravensburg auf Wahlplakate unter anderem von Grünen und CDU geklebt worden, woraufhin die Polizei Ermittlungen wegen Sachbeschädigung einleitete.
Bosch ist zu der Veranstaltungwoche nach Berlin gefahren, hinter der unter anderem die Organisation Extinction Rebellion steckt – die macht nach eigenen Angaben „mit friedlichem Ungehorsam auf den drohenden Klimakollaps und das massive Artensterben aufmerksam“. Genau so will Bosch seine Beteiligung daran auch verstanden wissen.

Über die rund vierstündige Besetzung des Brandenburger Tors sagte Bosch am Sonntag: „Wir sind sehr zufrieden mit der Aktion, weil wir viel Wirkung erzielt haben.“ Und: „Wir wehren uns dagegen, dass unsere Aktionen kriminalisiert werden.“ Aus seiner Sicht ist es ein legitimes Anliegen, „die Politik an ihre Ziele zu erinnern“. Dass sie mit ihrer Besetzung Gesetze überschreiten, war Samuel Bosch und den anderen Aktivisten klar. Man habe im Voraus mit anwaltlicher Unterstützung geklärt, was auf die Aktivisten zukommen könnte. Im aktuellen Fall lautet der Vorwurf nach Boschs Angaben Hausfriedensbruch.

...Dass er sich nicht einmal ein halbes Jahr nach seiner ersten Baumbesetzung in Ravensburg bei Aktionen in Berlin beteiligen wird, habe er „nie gedacht“. „Es ist krass, wie die Szene und die Klimabewegung vernetzt ist und sich bei Aktionen unterstützt“, sagte Bosch.

Eine Radikalisierung seines Klimaprotestes kann er aber nicht erkennen. Die Inhalte, für die er sich einsetze, seien von Anbeginn dieselben. „Um mehr Aufmerksamkeit zu erzielen, mache ich jetzt halt so was“, so Bosch. Durch die Aktionen wolle er das Thema Klimaschutz auf der Agenda nach oben rücken. „Denn das setzt die Politik unter Druck“, so seine Meinung.




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