Montag, 9. August 2021

CO2-Fußabdruck: Wie ein PR-Trick von den Machern des Klimawandels ablenkt

telepolis  hier  von 
ES lohnt sich unbedingt den gesamten Artikel zu lesen!


Sind nicht "wir alle" mit unserem grenzenlosen Konsum schuld an der Klimakatastrophe? Müssen wir nicht deshalb bei uns selbst anfangen, unseren "Fußabdruck" verringern? Und schon verläuft sich die Spur der Täter

"It's time to go on a low carbon diet", appellierte 2006 der Öl- und Gaskonzern BP auf seiner Homepage an alle User. Als Bestandteil seiner PR-Kampagne "Beyond Petroleum" (statt "British Petroleum") bot das Unternehmen gleich neben dem Spruch einen "carbon footprint calculator" an.

Hier konnte nun jeder seinen ganz persönlichen Ausstoß von Treibhausgasen ermitteln und sich dann eine "Kohlenstoff-Diät" vornehmen - ganz so wie es der Konzern behauptete, nun auch zu tun. Die offensichtliche Idee der PR-Agentur Ogilvy & Mather: Wir erklären das Problem Treibhausgase zu einem, das seine Ursache in der gesamten Gesellschaft hat. Wenn irgendwie alle daran einen Anteil haben, gibt es keine maßgeblichen Täter, zum Beispiel BP mit seinem gigantischen Ausstoß durch sein Öl- und Gasgeschäft. Umso sympathischer kommt dann rüber, wenn eben dieser Konzern die Initiative ergreift und "uns alle" an "unsere" Verantwortung erinnnert.

Heute, 15 Jahre später, hat dieser PR-Trick wieder Konjunktur. Wesentlicher Treiber ist nun aber nicht mehr ein Energiekonzern. Vielmehr propagieren staatliche und gesellschaftliche Institutionen den persönlichen "CO2-Fußbabdruck".
Auf Websites beispielsweise der Europäischen Union und des deutschen Umweltbundesamtes kann man einen entsprechenden Rechner nutzen, ebenso auf zahlreichen anderen von Unternehmen aus der Energie- und Wasserwirtschaft, der Finanzbranche, von Industrie- und Handelskammern, von Verbänden und vielen Initiativen und Nichtregierungs-Organisationen wie WWF oder Greenpeace.

Die einstige Idee von BP, den eigenen Anteil an der Klimakatastrophe zu relativieren, hat eine erstaunliche Karriere hingelegt. Nun retten "wir alle" das Klima, wenn wir unseren jeweiligen Ausstoß an Treibhausgasen reduzieren. Der berühmte "Otto Normalverbraucher" steht so in einer Reihe mit Treibhausgas-Emittenten wie Industrie, Energie, Handel und Verkehr, Landwirtschaft sowie den sie flankierenden Staaten. Dann schauen wir uns doch mal an, wie das genau funktioniert.

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Mit dem persönlichen "Fußabdruck" sind die Akteure des Klimawandels aus dem Schneider

Der persönliche CO2-Fußabdruck wirft die ohnmächtigen Empfänger von klimaschädlichen Waren und Dienstleistungen in einen Topf mit deren Herstellern - und mit denen, die diese klimaschädliche Art der Herstellung sowohl grundsätzlich erlauben als auch ihr Grenzen setzen, den staatlichen Instanzen.

Für das Kapital und den Staat ist diese Gleichsetzung sicher nützlich. Sie schürt zwei Ideologien: Zum einen die Behauptung, der Wirtschaft ginge es um die möglichst optimale Versorgung des Volks mit Lebensmitteln, wozu auch deren Klimaverträglichkeit gehöre. Zum anderen die Vorstellung, dass der Staat nichts mehr im Sinn hat, als die Bevölkerung vor dem Klimawandel zu schützen.

Wer beides unterschreibt, sieht sich als Teil einer großen Einheit, die zusammen auf ein gemeinsames Ziel zusteuert. So leisten "wir alle", jeder "an seinem Platz" unseren Beitrag zur Weltrettung. Die Akteure des Klimawandels sind damit aus dem Schneider.

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