Mittwoch, 6. Dezember 2023

Frankreich: Jetzt steht auch dort das Ende des günstigen Atomstroms bevor

Schon wieder Atomkraft - auf der COP 28 war Frankreich noch als großer Fan der Atomkraft aufgetreten, um privates Geld dafür einzusammeln.

Die Wahrheit ist: Atomkraft muss immer und überall durch den Staat subventioniert werden, sei es nun beim Bau oder bei der Instandhaltung oder im Schadensfall und bei der Entsorgung...

Focus hier  6.12.23  Von Karl Lüdecke

Heftige Preissteigerung beschlossen

Frankreich erfreut sich seit Jahren an Stromkosten, die weit unter dem Niveau von Deutschland liegen. Aber das wird sich jetzt ändern, denn Atomstrom wird deutlich teurer. Die Risiken für die Zukunft sind hoch.

Während der Deutsche Bundestag schon 2011 entschieden hatte, aus der Atomenergie auszusteigen, ist sie im Nachbarland Frankreich die wichtigste Energiequelle. Fast zwei Drittel des Bedarfs werden damit gedeckt, weitere Kraftwerke sind in Planung. Parallel dazu forciert die Regierung in Paris vor allem den Ausbau der Windenergie. Allein im Jahr 2025 sollen Offshore-Windenergieanlagen mit einer Leistung von zehn Gigawatt ausgeschrieben werden.

Eine Besonderheit bei der Atomenergie in Frankreich ist, dass der Betreiber EDF sich vollständig in staatlichem Besitz befindet – und damit auch alle 56 Atommeiler des Landes. Der Staat bestimmt damit auch den Atomstrompreis, der bisher bei 4,2 Cent pro Kilowattstunde gedeckelt war. Zu diesem Tarif muss EDF also auch an private Wettbewerber (nicht an die Endkunden) verkaufen, zumindest bis zu einer Menge von 100 Milliarden Kilowattstunden. Aber die Preissteigerung ist bereits beschlossene Sache: Es geht ab 2026 um 67 Prozent auf 7,0 Cent nach oben, dann ohne eine Begrenzung der Menge.

Privatkunden in Frankreich zahlen rund 23 Cent pro Kilowattstunde – Tendenz steigend

Welche Auswirkung diese Erhöhung auf Privatkunden haben wird, lässt sich derzeit noch nicht genau beziffern. Dass der Strom für alle teurer wird, steht jedoch außer Zweifel. Französische Privatkunden hatten bisher rund 23 Cent für die Kilowattstunde bezahlt, damit also deutlich weniger als Kunden in Deutschland. Auch in Frankreich waren die Kosten für den Endverbraucher jedoch kontinuierlich gestiegen – binnen Jahresfrist um rund vier Cent. Bei Großabnehmern in der Industrie fiel die Steigerung mit drei Cent zwar etwas moderater aus, war prozentual aber deutlich höher: Zu Beginn des Ukrainekriegs lag der Großverbraucherpreis noch bei sieben Cent, ein Jahr später waren es laut Eurostat schon zehn, Steuern und Abgaben inklusive.  

Alte Meiler sind schwere Hypothek für die Zukunft

Weit problematischer als diese moderaten Erhöhungen sind die Unsicherheiten für die Zukunft. Viele der Meiler sind in schlechtem Zustand, was 2022 zu zahlreichen Zwangsabschaltungen geführt hatte. Die Sanierungsarbeiten kosten zweistellige Milliardenbeträge, ebenso wie der geplante Neubau von Meilern.

Frankreich muss aufgrund der Stilllegungen mehr und mehr Strom teuer aus dem Ausland importieren. Für EDF ist das ein Problem, das wächst, da die Abgabe des Stroms an Konkurrenten zum Festpreis erfolgt, der bei Importen unter dem eigenen Einkaufspreis liegt. Die Schulden des Konzerns sollen daher laut iwr.de bereits zum Jahresende 2022 auf mehr als 64 Milliarden Euro gestiegen sein.

Zu all den Problemen kommen Risiken durch den Klimawandel, denn ohne ausreichend Kühlwasser können die Kraftwerke nicht betrieben werden. In Dürreperioden steht dieses Wasser jedoch nicht an allen Standorten zur Verfügung. Auch daraus könnte sich ein Kreislauf aus höheren Zukäufen, höheren Schulden und damit auch höheren Preisen für alle ergeben. Die Rechnung, dass Atomstrom aus bestehenden Kraftwerken günstiger ist als aus neuen Wind- und Solaranlagen, dürfte nicht mehr lange aufgehen .

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