Montag, 3. Januar 2022

"Wir können uns Milliardäre nicht mehr leisten"

Die Zeit hier Von 


Quelle: Oxfam (2020): Confronting Carbon Inequality

Eigentlich verkneift sich unser Autor fürs Klima jede Avocado - während die Superreichen mit ihren Yachten jede Mühe vergebens machen. Ihm reicht's. 2022 wird radikaler.

...."MilliardärInnen stoßen jährlich oft das Tausendfache dessen aus, was durchschnittliche ErdenbewohnerInnen ausstoßen. Zentral dabei sind: Superyachten mit fester Crew, Hubschrauberlandeplätzen und U-Booten." Ganz vorn dabei: der Ölmilliardär Roman Abramowitsch, der eine 162-Meter-Yacht besitzt, ihr wahnwitziger CO₂-Ausstoß: 22.000 Tonnen jährlich.

Ich verkneife mir jede Avocado, jede Mango und fast jede Bratwurst, und Abramowitsch unterhält sich eine schwimmende Villa, die er ein paar Mal im Jahr besucht, und produziert damit so viel Treibhausgase wie ein durchschnittlicher Deutscher in etwa 3.700 Jahren. Oder noch krasser: ein durchschnittlicher Bangladeschi in 46.000 Jahren. Hätte ich gut 50 Leben, würde ich so viel CO₂ produzieren, wie Abramowitschs Yacht in einem Jahr. Seine Yacht. In einem Jahr.


Weltraumflüge und "Ludicrous Mode"

Jetzt könnte man sagen, Abramowitsch ist eh so ein klassischer Bösewicht mit Methoden so zwielichtig, dass selbst die Schweiz ihn nicht haben wollte, als er ein Aufenthaltsgesuch stellte. Aber mit von der Partie sind auch vermeintliche Saubermänner wie Bill Gates, Jeff Bezos und Elon Musk, die sich alle drei gerne vor Kameras stellen und davon erzählen, wie wichtig ihnen das Klima ist und was sie alles dafür tun: Jeff Bezos gründete in diesem Jahr den Bezos Earth Fund, zehn Milliarden für den Klimaschutz; Bill Gates hat nicht nur ein Buch über die Rettung des Klimas geschrieben, er hat allein 2021 zwei Milliarden für Klimaschutz investiert, Musk immerhin 100 Millionen.  

Was sie neben aller ehrenwerter Investitionen und Spenden auch tun: Sie befeuern und profitieren von einem System, das das Leben auf dem Planeten bedroht. Bezos Tourismusflüge ins All allein produzieren pro Start bis zu 300 Tonnen CO₂. Musks Edel-Teslas haben einen Ludicrous Mode, mit dem die Autos von 0 auf 100 km/h in drei Sekunden beschleunigen. Keine Ahnung, was das mit Nachhaltigkeit zu tun haben soll, aber es sind auch diese Späße, die zu solchen Zahlen führen: Das reichste Prozent der Welt, also jene, die mehr als 100.000 US-Dollar im Jahr verdienen, produzieren 15 Prozent aller CO₂ -Emissionen. Das ist doppelt so viel, wie die ärmste Hälfte der Weltbevölkerung.....

George Monbiot, einer der klügsten Analysten der Zusammenhänge von Ungerechtigkeit und planetarer Krise, fordert eine Reichensteuer, um den Kollaps der Ökosysteme zu verhindern – und ich finde es fast ein bisschen zahm. In Berlin stimmten kürzlich fast 60 Prozent der Wählenden dafür, große Wohnungsunternehmen zu enteignen, damit das Menschenrecht auf Wohnen verteidigt wird. "Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit", steht in unserem Grundgesetz und das Verfassungsgericht hat Klimaschutz kürzlich zum Grundrecht erklärt. Enteignung zum Schutz der Lebensgrundlagen – ich mag den Klang, den das hat, und wir könnten das Geld gut gebrauchen:

Es ist höchste Zeit, entstehende Schäden vor allem im globalen Süden abzufedern, und darüber hinaus ein neues Wirtschaftssystem zu finanzieren, in dem es nicht mehr profitabel ist, den Planeten zu zerstören, sondern ihn zu erhalten. Donut und Care Economy, Cradle to Cradle, zirkuläres Wirtschaften – die Konzepte sind da und sie wären finanzierbar, wenn unsere Politiker es denn wollten.

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