Montag, 4. Oktober 2021

Schutzgebiet Oberschwaben rückt näher

Schwäbische Zeitung  hier von Kara Ballarin, Auszüge in blau

Land will erste Stellen schaffen - Bauern und Forstwirte skeptisch

Naturschützer sind begeistert, Landwirte skeptisch: Das Land möchte in Oberschwaben ein neues Biosphärengebiet einrichten. Dafür geht die grün-schwarze Regierung nun den nächsten Schritt und will im kommenden Haushalt Stellen für ein Biosphärengebiet in der Region schaffen. Sie sollen der Information dienen, sagt der Grünen-Landtagsabgeordnete Markus Rösler der „Schwäbischen Zeitung“.

Noch muss der Landtag den Etat für 2022 beschließen. Kommt alles wie geplant, wird es neun zusätzliche Stellen für Schutzgebiete geben. Das erklärt Markus Rösler, Naturschutzexperte der Landtags-Grünen. Vier Stellen sind für das neue Besucherzentrum des Nationalparks Schwarzwald angedacht, dessen Eröffnung sich pandemiebedingt verzögert hat. Die weiteren fünf Stellen sind für Biosphärengebiete vorgesehen: zwei für das im Südschwarzwald mit Fokus auf Naturschutz sowie auf Klimaschutz und Mobilität, eine für das auf der Schwäbischen Alb zugunsten Forschung und Monitoring. Hinzu kommen zwei Stellen, die am Regierungspräsidium Tübingen geschaffen werden sollen, um als Schaltstelle rund um das mögliche Biosphärengebiet Oberschwaben zu dienen.

...„Das sind weltweit Modellregionen für nachhaltige Entwicklung“, sagt Rösler über Biosphärengebiete. „Dort versucht man, die Ziele des Naturschutzes mit Mitteln der Wirtschaftsförderung zu erreichen.“ Weltweit gelten die gleichen Standards für ein solches Gebiet. Es unterteilt sich in drei Bereiche. Ausgangspunkt ist die Kernzone, die Rösler als „Nationalpark im kleinen oder großen Bannwald“ bezeichnet. Hier muss die Natur sich selbst überlassen werden, und zwar auf mindestens drei Prozent der Gesamtfläche. Für das mögliche Biosphärengebiet Oberschwaben sind hierfür vor allem die Moorlandschaften im Blick. Die Kernzonen sollen von Pflegezonen ummantelt sein. „Da hat der Naturschutz Vorfahrt“, sagt Rösler. Auf mindestens zehn Prozent der Fläche sollen etwa Feuchtwiesen gepflegt und Streuobstbestände geschützt werden. Kern- und Pflegezonen müssen zusammen mindestens 20 Prozent der Fläche umfassen. Die restliche Fläche heißt Entwicklungszone. Hier ist Bewirtschaftung von Feld, Wald und Wiese innerhalb gewisser Leitplanken möglich. Im Fokus hier sind eine nachhaltige Regionalentwicklung und die Förderung regionaler Wirtschaftskreisläufe. Insgesamt muss ein Biosphärengebiet zwischen 30 000 und 150 000 Hektar groß sein.

Verordnen kann das Land ein solches Schutzgebiet nicht - auch wenn es als Ziel im grün-schwarzen Koalitionsvertrag verankert ist. Jede beteiligte Kommune muss dazu einen Gemeinderatsbeschluss herbeiführen. .....Lokalpolitiker, Naturschützer und die Tourismusbranche sehen in einem Biosphärengebiet große Chancen, während Grundbesitzer, Forst- und Landwirte skeptisch sind.
Die Skepsis hat einen einfachen Grund: Fläche ist endlich“, sagt Karl Endriß, Vorsitzender des Kreisbauernverbands Biberach-Sigmaringen. Kommen weitere Schutzzonen hinzu, verschärfe das die Konkurrenz um Flächen. Zudem äußert Endriß die Sorge, dass Landwirte weitere Einschränkungen bei der Bewirtschaftung ihrer bestehenden Flächen hinnehmen müssten. Die Bauern seien gesprächsbereit, betont er, aber: „Wir wollen mitgenommen werden, auch bei den Planungen, von Anfang an.“
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