Montag, 4. Oktober 2021

"Anwohner sollen fürs Parken zehnmal mehr zahlen"

Schwäbische Zeitung hier von Annette Vincenz, Auszüge in blau

Im Klimarat werden drastische Erhöhungen von Parkgebühren diskutiert - Gemeinderat muss aber zustimmen

Es ist schade, aber leider viel zu vertraut, dass in diesem typischen Schema abwertend über notwendige Maßnahmen berichtet wird. 
Sehr deutlich wurde dazu eine Meinung in den sozialen Medien geäußert: "Diese Überschrift ist wieder mal eine typische Frechheit der Schwäbischen. Vermutlich hat sich Frau Vincenz dabei gar nicht viel gedacht, außer dass das Aufmerksamkeit erregt. Dass diese Überschrift aber die gute Nachricht, nämlich dass die Stadt und der Verkehr schöner und besser werden sollen, ins Gegenteil verkehrt, das scheint sie nicht zu begreifen."

Um die Sache also anders herum aufzurollen: Auch Ravensburg will sich am Klimaschutz beteiligen - das ist eine erfreuliche Nachricht-  und hat daher endlich den lang versprochenen Klimarat aktiviert. In der öffentlichen Sitzung wurde das Ziel vorgelegt, den öffentlichen Personennahverkehr der Stadt besser und attraktiver für seine Bürger zu gestalten. Als begleitende Maßnahme für die Verbesserung des ÖPNV müssen die Parkgewohnheiten für den Individualverkehr jedoch notwendigerweise überdacht und angepasst werden. Wenn man Ravensburg zukunftsfähig gestalten will, dann muss das individuelle Parken im Gegenzug Schritt für Schritt weniger attraktiv gestaltet werden, um so auch einen Anreiz zu schaffen "alte Gewohnheiten" zu überwinden und umzusteigen.


Falls die Kommunalpolitiker zustimmen, wird Parken in Ravensburg in den nächsten Jahren sehr teuer. Sowohl für Anwohner als auch für Berufspendler oder für Menschen, die einen Einkaufsbummel machen. Mit den Mehreinnahmen will die Stadt klimafreundliche Maßnahmen finanzieren, etwa in Sachen Stadtbus. In der ersten Sitzung des Klimarats, einem neuen Expertengremium, wurden erstmals Details bekannt, wie viel Parken demnächst kosten soll.
.... Daher betonte er (BM Rapp), dass der Klimarat diese Themen nur diskutiert, die politischen Entscheidungen dann aber im Gemeinderat oder dem RVV-Ausschuss (RVV steht für Ravensburger Verkehrs- und Versorgungsbetriebe, früher Stadtwerke) gefällt werden.

Aber was ist im Einzelnen geplant? Bereits bekannt war, dass ab 2022 auf den zwei bislang kostenlosen Parkplätzen der Kuppelnau Gebühren eingeführt werden sollen. Dazu gibt es schon einen Grundsatzbeschluss. Neu ist die Höhe der Gebühren: Am Tag soll das Abstellen des Autos unter freiem Himmel vier Euro kosten. Es werden aber Monatstickets für 48 Euro angeboten, damit Berufspendler nicht ganz so stark belastet werden. Betroffen sind davon etwa 350 Stellplätze auf dem Scheffelplatz und 300 im Bechtergarten. Lediglich samstags und sonntags sowie an Feiertagen soll Parken dort kostenlos bleiben.
Eine Idee, die bereits vor fünf Jahren einmal aufgekommen war, die aber dann nach einem Aufschrei in der Bevölkerung wieder fallengelassen wurde, soll nun doch umgesetzt werden: Parkgebühren am Flappach von drei Euro am Tag. Der Zeitpunkt steht jedoch noch nicht fest. Die Rede ist von frühestens 2023. Wie Projektleiter Karl Bentele erläuterte, sollen gleichzeitig der Eintrittspreis und der Preis für den Badebus gesenkt werden. So würden Freibadbesucher, die umweltfreundlich mit dem Rad kommen, sogar entlastet.

Die größte Kröte müssen Inhaber von Anwohnerparkausweisen schlucken. Bislang waren die Gebühren gesetzlich auf 30,60 Euro gedeckelt, in Ravensburg kostete Anwohnerparken exakt 30 Euro im Jahr, also so gut wie nichts. Das soll sich nun ändern. Bis zum Jahr 2024 verzehnfacht sich die Gebühr für den Anwohnerausweis auf 300 Euro, mit Zwischenschritten von 100 Euro im kommenden Jahr und 200 Euro im Jahr 2023. So zumindest der Vorschlag der Stadtverwaltung.
Konstant bleiben die Parkgebühren im kommenden Jahr nur in den städtischen Parkhäusern und der Marienplatzgarage. Ab 2023 sind dort jedoch dynamische Gebühren je nach Auslastung vorgesehen. Das heißt: Wenn besonders viele Autofahrer in die Garagen fahren, ist der Preis höher als zu schwachen Auslastungszeiten - also am Abend. Was das Wifo gar nicht freuen dürfte, denn der größte Andrang herrscht bekanntermaßen am Samstagvormittag, wenn die Menschen auf den Markt wollen und shoppen gehen.

Wer hofft, stattdessen auf einen günstigeren oberirdischen Parkplatz ausweichen zu können, irrt. Die Gebühren werden dort auf das Niveau der Marienplatzgarage angehoben. „Wir versprechen uns davon eine Lenkungswirkung“, sagte Bentele.

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