Dienstag, 7. November 2023

SPD legt Plan für Schaffung von einer Million neuer Arbeitsplätze bis 2030 vor - woher nimmt sie bloß die Arbeitskräfte?

Klimaneutraler Umbau der Wirtschaft - grundsätzlich jederzeit. Natürlich muss über das "wie" noch verhandelt werden.
Was mich stutzig macht ist die  Ansage, "1 Million neuer Arbeitsplätze" -  diese Aussage wäre in meiner zurückliegenden Boomer-Jugend sicher eine Sensation gewesen. 

Bild links von der Bertelsmann-Stiftung  hier

Nur- wo wird der heutigen Realität Rechnung getragen, dass nicht etwa Arbeitsplätze fehlen sondern - ganz im Gegenteil dazu - arbeitende Menschen? 

Finde nur ich das fragwürdig und wenig seriös, wenn solche Megatrends einfach verschlafen -vergessen - nicht ernst genommen ? werden.
Man kriegt sie doch an jeder Straßenecke mit - die Plakate zur Mitarbeitersuche.

Wo wollen wir unsere Abstriche machen in Zukunft: Sind Klimamaßnahmen überhaupt noch umsetzbar ohne Arbeitskräfte? Wie sieht`s aus mit der Boomer-Generation, die langsam ins Pflegealter aufrückt - schwierig wird`s allemal, schon heute fehlen  Pfleger.....Und dann erst noch die Straßenbau-Pläne von Hr. Wissing.

Klimaneutraler Umbau der Wirtschaft   

in RND  hier Kristina Dunz  06.11.2023

In einem Entwurf für den Leitantrag zum Bundesparteitag führt die Parteispitze Möglichkeiten für die Finanzierung eines klimaneutralen Umbaus der Wirtschaft auf. Dafür sollen privates Kapital genutzt und Superreiche mit einer temporären Krisenabgabe sowie Zukunftsabgabe herangezogen werden.

Die SPD-Spitze will mit weitreichenden wirtschafts- und steuerpolitischen Maßnahmen zum klimaneutralen Umbau der Wirtschaft für die Schaffung von einer Million neuer Arbeitsplätze in Deutschland bis 2030 sorgen. Mit einem staatlichen Deutschlandfonds soll privates Kapital aktiviert und jährlich ein Investitionsvolumen von 100 Milliarden Euro geschaffen werden, ferner sollen die Einkommens-, Erbschaft- und Schenkungssteuer sowie auch die Schuldenbremse reformiert werden, Superreiche sollen zusätzliche Abgaben leisten.

Das geht aus einem Entwurf für den wirtschaftspolitischen Leitantrag für den Bundesparteitag im Dezember hervor, der dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorliegt. Das SPD-Präsidium befasst sich an diesem Montag mit dem 21-Seiten-Papier, das der Parteivorstand am 13. November beschließen will. Hauptziel ist, den Industriestandort zu stärken, Bildungschancen zu sichern und Vertrauen in den Staat zurückzugewinnen.....


Bild oben hierBis 2060 nimmt der Anteil der Älteren deutlich zu, die Zahl der erwerbstätigen jüngeren Deutschen jedoch stark ab
Quelle: Infografik Die Welt


schon vor einem Jahr war das klar:

Baby-Boomer gehen in Rente : Arbeitskräftemangel dürfte sich verschärfen

ARD Stand: 21.11.2022 hier

Schon jetzt fehlen in vielen Wirtschaftszweigen immer häufiger Arbeitskräfte. Das Problem wird sich deutlich verschärfen, wenn die Generation der Baby-Boomer in Rente geht. 

Wie kann gegengesteuert werden?

In Deutschland macht sich der Mangel an Arbeitskräften bereits immer stärker bemerkbar. Doch in den kommenden Jahren droht sich die Situation nochmals dramatisch zu verschärfen. Nach einer Untersuchung des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) droht bis 2035 der Verlust von sieben Millionen Arbeitskräften, wenn keine Gegenmaßnahmen eingeleitet werden."

Bis 2035 verliert Deutschland durch den demografischen Wandel
sieben Millionen Arbeitskräfte
und damit ein Siebtel des Arbeitsmarkts",
 sagte IAB-Forscher Enzo Weber, einer von vier Autoren der Studie


"Aber die Schrumpfung lässt sich aufhalten, wenn alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, um Ältere im Job zu halten, berufliche Entwicklung von Frauen zu stärken, Zuwanderer anzuziehen und zu integrieren, Arbeitslosigkeit weiter abzubauen und die Geburtenrate zu erhöhen", betonte Weber.

hier zum Bild links ein kurzes Video



Und hier noch ganz aktuell ein Auszug hier vom 3.11.23 aus der Süddeutschen Zeitung

Arbeitskräftemangel: Deutschland hat seine Dienstleister vergrault

Man merkt es am Flughafen, im Café, beim Bäcker und im Hotel. Es fehlen Vollzeitkräfte und Minijobber, Fachleute und Ungelernte. In München fährt der Bus nicht, keine Leute, in Cuxhaven kommt die Müllabfuhr nicht, keine Leute, in Halle an der Saale bittet die Kita die Eltern darum, die Kinder vorzeitig abzuholen. Keine Leute.

Der schon lange bekannte Fachkräftemangel in Deutschland berührt die Sektoren Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Krisenhaft unterbesetzt sind auch die Bildungs- und Gesundheitsbereiche. Dem Handwerk fehlen Friseure und Tischlerinnen. Der Fliesenleger, den man anruft wegen eines Kostenvoranschlags, bietet ein Gegengeschäft an - ob man nicht vielleicht jemanden kenne, der beim Fliesenleger arbeiten wolle? Sorry, kennt man nicht. Man kennt nur viele Menschen, die "was mit Medien" machen. Man kennt auch keine Arzthelfer. Wenn man bei der Ärztin anruft, ist ein Band zu hören. Das Band sagt, es gäbe gerade einen "Engpass". Man möge daher bitte lieber nicht krank sein oder später noch mal anrufen. Zum Beispiel nächstes Jahr.

Von 801 Berufsgattungen sind laut Bundeswirtschaftsministerium 352 "aktuell mit Fachkräfteengpässen" konfrontiert. Nicht gezählt: all die kleinen Dienste, die man immer für etwas Selbstverständliches gehalten hat, oft erbracht von Leuten, die man ungelernt nennt, was selten freundlich gemeint ist. Der Engpass ist manchmal ein Defizit, das manchmal ein Mangel ist, der in Wahrheit ein Loch ist. Es wird gerade immer größer.

Mathelehrer am Gymnasium, die eigentlich weder Lehrer noch Mathematiker, sondern nur Teil der Einsatzreserve in einem kollabierenden Bildungssystem sind, sind übrigens insofern auch etwas, nun ja, ungelernt. Aber man kann froh sein, dass sie den Anschein von Unterricht am Leben erhalten.

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