Mittwoch, 1. März 2023

Gefährdet Wasserstoff die Trinkwasserversorgung?

Kann man nach dieser Studie beruhigt sein, wenn man sich um die Wasserbestände Sorgen macht?
Ich bin noch nicht überzeugt, zu verheerend war die Trockenheit letztes Jahr. Und die Grundwasserbestände haben sich auch diesen Winter nicht aufgefüllt. Das Grundwasser ist bereits an vielen Stellen zurückgegangen - wie können wir da an mehr Entnahme denken?
("Die Zeiten, in denen Deutschland als wasserreich galt, sind vorbei"  hier oder "Gefährliche Trockenheit in Deutschland" hier  oder "Längst Notstand bei Trinkwasser" hier)

Was die Pläne angeht Meereswasser zu nutzen: auch da gibt es Schwierigkeiten. Denn Entsalzung schwemmt Abfallstoffe ins Meer. Auch das brauchen wir nicht wirklich, zusätzlich zu allen anderen Gefährdungsfaktoren.
(Wasserstoff: Retter aus der Klimakrise oder falscher Hoffnungsträger? hier)

efahrer hier  25. Februar 2023 | Tobias Stahl

Forscher rechnen das aus

Der Branchenverband DVGW hat nachgerechnet, ob die deutschen Elektrolyse-Ambitionen die Trinkwasserversorgung gefährden könnten.

Um grünen Wasserstoff zu erzeugen, benötigt man erneuerbaren Energie und Wasser. Nun hat der Branchenverband der deutschen Gas- und Wasserwirtschaft nachgerechnet, ob es dafür genügend Wasservorkommen in Deutschland gibt.

Die Wassermengen, die aller Voraussicht nach für die Erzeugung von grünem Wasserstoff durch Elektrolyse benötigt werden, beeinträchtigen die Trinkwasserversorgung in Deutschland nicht. Zu diesem Ergebnis kommen heute vorgestellte Untersuchungen des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW).

Der DVGW hat für seine Berechnungen eine installierte Elektrolyseleistung von 10 Gigawatt bis 2030 zugrunde gelegt. Die dafür benötigte Wassermenge liegt bei rund sieben Millionen Kubikmetern Reinstwasser, was wiederum maximal neun Millionen Kubikmetern aus natürlichen Ressourcen gewonnenem Süßwasser entspricht.

Die Bundesregierung hatte in ihrer "Nationalen Wasserstoffstrategie" die Installation von Wasserstoffelektrolyseuren mit einer Gesamtleistung von 5 Gigawatt bis 2030 angesetzt. In der europäischen Wasserstoffstrategie strebt man für ganz Europa bis 2030 eine Elektrolyseleistung von 40 GW an.

Der vom DVGW errechnete Wasserbedarf von sieben Millionen Kubikmetern Reinstwasser sei Vergleich zu anderen Nutzungen eine kleine Menge: Allein für die Beregnung von landwirtschaftlichen Flächen wurden demnach im Jahr 2019 fast 450 Millionen Kubikmeter Rohwasser genutzt. In der Energiewirtschaft entwichen im selben Jahr mindestens 300 Millionen Kubikmeter aus den Kühltürmen der Kraftwerke durch Verdunstung – das ist mehr als das Dreißigfache dessen, was für die Elektrolyse notwendig wäre. 

Laut DVGW-Berechnung wird die gesamte Wassernachfrage in Deutschland durch die Erzeugung grünen Wasserstoffs per Elektrolyse selbst bei einer langfristigen Ausbauleistung von 40 GW nur um weniger als ein Prozent steigen. DVGW-Vorstand Dr. Wolf Merkel erklärt: „Angesichts zunehmender Hitze- und Trockenperioden wächst die Sorge um die Verfügbarkeit unserer Trinkwasserressourcen. Die Ergebnisse unserer Berechnungen schaffen dahin gehend Klarheit, dass die von der Politik derzeit geplanten Elektrolysekapazitäten keine nennenswerte Erhöhung des deutschlandweiten Wasserbedarfs bedeuten."

Auch die Nutzung von gereinigtem Abwasser ist denkbar

Wichtig sei, von Anfang an regionale Gegebenheiten zu berücksichtigen, betont Merkel. So sollten Verfügbarkeit und Qualität der Wasserressourcen am jeweiligen Standort ebenso in die Kapazitätsplanung einfließen wie die regionalen Auswirkungen und langfristigen Folgen. Dies gelte insbesondere für Regionen, die in den vergangenen Jahren von Trockenheit und Dürre betroffen waren – wie die Bundesländer Brandenburg, Sachsen-Anhalt oder Niedersachsen.

Wenn Oberflächen- oder Grundwasser nur begrenzt zur Verfügung stehen, können zudem andere Wasserquellen genutzt werden. An küstennahen Standorten oder für die Offshore-Elektrolyse kommt auch entsalztes Meerwasser infrage. Laut einer Studie der Stiftung Offshore-Windenergie sehen die Ausbaupläne ohnehin vor, ein Drittel der Elektrolysekapazitäten direkt bei den Windparks in der Nordsee zu installieren. Der Bedarf an Süßwasser würde sich dadurch weiter reduzieren. Eine alternative Rohwasserquelle für küstenferne Regionen wäre zudem die Nutzung von Abwässern aus Kläranlagen, die man reinigen und zu Reinstwasser für den Elektrolyseur aufbereiten könne.

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