"HEUTE WICHTIG" im Stern hier vom 04.01.2022
"Ein Stadtteil ist komplett anders für einen Menschen, der dunkelhäutig ist, für einen Menschen im Rollstuhl, komplett anders für eine Frau, einen Mann", sagt Dr. Mary Dellenbaugh, Landschaftsarchitektin und promovierte Humangeographin.
Eine Stadt sollte gendergerecht ausgelegt sein, denkt man. Doch viele Städte und Gemeinden sind das nicht – ganz im Gegenteil. Besonders benachteiligt: Frauen, Menschen mit Behinderung und Kinder."Ein Stadtteil ist komplett anders für einen Menschen, der dunkelhäutig ist, für einen Menschen im Rollstuhl, komplett anders für eine Frau, einen Mann. Wir haben viele unterschiedliche Betrachtungsweisen auf einen Ort", erklärt die Urbanistin Dr. Mary Dellenbaugh-Losse im Podcast "heute wichtig". Doch diese unterschiedlichen Betrachtungsweisen sind problematisch für die angesprochenen Gruppen. Das reicht von der tatsächlichen physischen Hürde bis hin zu einer gefühlten oder tatsächlich erlebten Unsicherheit. Denn meist werden Straßen, Plätze und Parks von Männern konzipiert – und damit für Männer. Die fahren häufiger mit dem Auto und haben tendenziell weniger Angst im Dunkeln, erklärt Dr. Dellenbaugh-Losse.
So passiert es, dass Frauen viele Orte als gefährlicher einschätzen, wie 2020 eine Umfrage von "Plan International" ergab, einem Netzwerk von NGOs. Abgefragt wurde das Sicherheitsgefühl von Frauen an mehr als 1000 Orten in vier deutschen Großstädten. Das Ergebnis: Die Befragten bewerteten 80 Prozent dieser Orte als unsicher. Mary Dellenbaugh-Losse berät Städte bei der Genderpartizipation in der Stadtplanung und bringt es im Gespräch mit Michel Abdollahi auf den Punkt: "Gendergerechte Stadtplanung ist einfach nutzerfreundliche Stadtplanung."
"Menschen sind nicht 'one size fits all'"
Ob Menschen mit Behinderung, Menschen mit Migrationshintergrund oder Kinder, viele Teile der Bevölkerung haben es in deutschen Städten schwerer als andere. Doch aktuell ändert sich das. Das Fahrrad gewinnt an Bedeutung, und auch sonst versuchen viele Kommunen, ihre Städte so zu entwickeln, dass sie beispielsweise für Fußgänger:innen attraktiver sind. Denn auch Großstädte sind ein Lebensraum, der sich bestenfalls nicht nur um Autos drehen sollte, sondern um die Menschen, die dort wohnen.
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