TAZ hier
So sieht es also aus, unser Klimaproblem: eine saftig grüne, ebene Fläche. Aus entwässertem Moorboden entweichen die darin gespeicherten Klimagase. Genauer: Kommt der gespeicherte Kohlenstoff mit Sauerstoff in Berührung, wird er als CO2 in die Atmosphäre entlassen. 37 Prozent der bundesweiten CO2-Emissionen aus der Landwirtschaft kommen von ehemaligen Moorböden, obwohl diese nur sieben Prozent der landwirtschaftlichen Fläche ausmachen. In Niedersachsen, dem moorreichsten Bundesland, machen Emissionen aus Moorböden 11 Prozent der landesweiten Klimaemissionen aus. Intakte Moore können mehr Kohlenstoff speichern als Wälder, nur gibt es leider in Deutschland kaum noch welche. Rund 95 Prozent sind trockengelegt, oft werden sie landwirtschaftlich genutzt.
Auf den Moorwiesen rund um den Ort Steimbke baut Christian Oehlerking das Futter für seine 400 Milchkühe an. Es ist gutes Futter, die Milchleistung der Kühe ist hervorragend. Um die Erträge zu erzielen, muss Oehlerking den Großteil seiner Flächen intensiv bewirtschaften. Er weiß, was dies für die Moorböden bedeutet, er kennt auch die Konsequenzen für das Klima. Er interessiert sich für Naturschutz. Doch das Thema Moorschutz bereitet dem 52-jährigen Landwirt Sorgen: „Mir wird Angst und Bange, wenn ich davon höre.“
Moorschutz klingt so einfach: Wiedervernässen, und schon sind die Emissionen gestoppt. Für Oehlerking und seinen Geschäftspartner bedeutet Wiedervernässung das Ende. „Wenn die uns die Gräben zuschütten, können wir den Laden dichtmachen.“ Denn nasse Flächen seien nicht zu bewirtschaften. Er wäre bereit, Flächen abzugeben, wenn ihm im Gegenzug andere angeboten würden. „Aber wie soll das gehen, wo es kaum mehr Flächen gibt?“ Auch die Auszahlung an Eigentümer von Moorflächen lohne sich nicht. Sein Bruder beispielsweise hat Flächen im Moor, dort stehen Eschen, Erlen, Büsche, anfangen kann man damit nichts. Für 80 Cent pro Quadratmeter wurden sie gekauft, das Land bot ihm 30 Cent. „Das geht so nicht“, Christian Oehlerking zuckt mit den Schultern.....
„Wir haben uns einen Lebensstandard erarbeitet, den wir auch halten wollen“, sagt Oehlerking. Wo es ginge, mache er bei Naturschutzprogrammen mit. Auf einem Teil der Grünflächen betreibt er Weidetierhaltung mit maximal vier Kühen pro Hektar. Wo es geht, bewirtschaftet er extensiv, das heißt: umweltschonender, nachhaltiger, mäht das Gras spät, um Bodenbrüter wie den Kiebitz zu schützen. Den Rest seine Flächen müsse er intensiv bewirtschaften: „Sonst rechnet sich der Betrieb nicht.“....
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen