hier ORF Von Siri Malmborg
In einer enttäuscht klingenden Aussendung verkündet die Letzte Generation Österreich das Ende ihrer Kampagne. Sie sehe „keine Perspektive für Erfolg“ mehr. Laila Fuisz von der Letzten Generation nennt es einen „gut überlegten Schritt“. Wie geht es jetzt weiter?
Vor rund einer Woche hat die Letzte Generation Österreich noch am Flughafen Wien Schwechat protestiert. Heute schreibt sie auf X und in einer Aussendung: „Wir haben vielfältig protestiert, trotz Hass & Morddrohungen weitergemacht. Die Regierung nimmt in Kauf, für den Tod von Milliarden Menschen verantwortlich zu sein. Die Gesellschaft hat versagt. Dieses Projekt endet. Der Widerstand bleibt.“
Angefangen mit einer Straßenblockade im Februar 2022 hatte sich die Letzte Generation Österreich rund zweieinhalb Jahre mit verschiedensten Formen des zivilen Ungehorsams für ein „Recht auf Überleben“ eingesetzt. Auch das Beenden der Kampagne kann als Protestakt gesehen werden.Laila Fuisz von der Letzten Generation beschreibt gemischte Gefühle unter den Mitgliedern der Klimaprotestbewegung. „Es bricht mir das Herz zu sehen, dass es irgendwie der Gesellschaft so egal ist, was passiert. Und gleichzeitig fühlt es sich richtig an.“ Das Beenden der Kampagne sei der richtige nächste Schritt: „Es fühlt sich danach an, dass wir Platz für Neues machen. Es ist wichtig, dass neue Formen des Widerstands entstehen, und wir wollen das unterstützen“, sagt Laila Fuisz. „Also ich weiß, es ist ein notwendiger Schritt, und trotzdem tut es einfach unfassbar weh.“
In der Aussendung der Letzten Generation Österreich heißt es: „Die Regierung glänzte in den letzten zwei Jahren mit kompletter Inkompetenz. Menschen aus der Bevölkerung haben sich für die fossile Verdrängung entschieden.“ Die Letzte Generation Österreich habe getan, was sie konnte, sagt Laila Fuisz. „Ich finde es auch unfair, dass sich einfach alle darauf verlassen haben: Ah, die werden das schon regeln, die Leute, die das auf sich nehmen.“ Damit sei jetzt Schluss: „Wir werden das nicht weiter für die Menschen machen, wenn niemand bereit ist, selbst den Arsch hochzukriegen und ins Handeln zu kommen.“
„Der Widerstand geht weiter“
In der Aussendung schreibt die Letzte Generation Österreich „Der Widerstand geht weiter.“ und „Wir machen Platz, damit neues entstehen kann.“ Wie dieser neue Widerstand aussehen kann, lässt die Letzte Generation offen. Laila Fuisz formuliert es so: „Es gibt verschiedene Überlegungen, und Konzepte müssen noch fertig entwickelt werden.“ In diesen Überlegungen zu neuen Widerstandsformen gehe es darum, wie man weiter Menschen mobilisieren könne. Laila Fuisz: „Der Plan ist, zu schauen, dass sich die Menschen jetzt überlegen: Okay, wenn die Letzte Generation uns jetzt nicht mehr den Arsch retten will, bin ich dann bereit, irgendwas zu geben für eine bessere Welt, für eine funktionierende Demokratie und für ein halbwegs gutes Zusammenleben im Klimakollaps?“
Letzte Generation Österreich
Laila Fuisz sieht es als ihre Verantwortung, weiter Widerstand zu leisten: „Wir bleiben wütend, und richten diese Wut an die Regierung, weil die sind die, die gerade versagen.“ Zugleich schwingt die Hoffnung mit, dass das Ende der Letzten Generation Österreich die Bevölkerung mobilisiert. Laila Fuisz: „Ich hoffe so sehr, ganz tief in meinem Herzen, dass das genug Menschen in der Bevölkerung verstehen werden und bereit sind, sich dagegen aufzulehnen. Weil es geht hier um alles, was wir lieben, alles was wir haben und alles, worauf unser Zusammenleben aufbaut.“
Spendenkanäle bleiben offen
Laila Fuisz hat gerade erst ihre sechswöchige Ersatzfreiheitsstrafe abgesessen. „Die Proteste, die ich gemacht habe, die bereue ich auch auf gar keinen Fall, und ich trage auch die Konsequenzen dafür“, sagt Laila Fuiz. „Weil ich weiß, es war in der Situation immer der genau richtige Schritt, diese Proteste zu machen und ich werde es auch weiter die Strafe noch absitzen müssen.“ Sie muss wegen noch offener Strafen in einem halben Jahr nochmal für sechs Wochen ins Polizeianhaltezentrum.
Einige Mitglieder der Letzten Generation werden Ersatzfreiheitsstrafen absitzen, andere werden Geldstrafen bezahlen. „Die Spendengelder, die noch übrig sind, die werden wir verwenden, um die Menschen durch Ermittlungen zu tragen, wie zum Beispiel wegen krimineller Vereinigung oder schwerer Sachbeschädigung.“ Daher bleiben die Spendenkanäle laut Aussendung offen.
Laila Fuisz plant, weiterhin in Kampagnen tätig zu bleiben: „Ich sehe keine andere sinnvolle Möglichkeit, wie ich mein Leben jetzt gerade verbringen kann, in einer Zeit, wo alles zusammenbricht und alles auf dem Spiel steht.“ Erst einmal werde sie aber eine kleine Pause einlegen: „Weil es einfach notwendig ist, nach so viel Arbeit, die man da reingesteckt hat.“
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