Kommentar von Günther Moewes
Über falsche Narrative und ökonomische Mantras - oder: Was eine vernünftige Politik eigentlich sagen müsste.
Die Kolumne „Gastwirtschaft“.
Was früher Inquisition und Hexenverbrennung waren, nennt man heute „Narrativ“, „Zeitgeist“ oder „Meinungskorridor“. Tagtäglich beten uns Regierungen und konservative Medien ihr ökonomisches Mantra vor: Die Wirtschaft schwächele. Das Wachstum gehe zurück. Trotz ständiger Lohnerhöhungen steige der Konsum nicht, sondern nur die Inflation. Nun gefährdeten sogar angedrohte Zölle den Exportüberschuss.
In einer vernünftigen Wirtschaft und Politik müsste die Regierung stattdessen etwa Folgendes sagen: Aus Anlass des Erdüberlastungstags am 1. August sei man besorgt, dass dieser Tag immer noch jedes Jahr früher eintrete. Es gebe jedoch auch erste positive Anzeichen: Dazu gehöre der Rückgang von Wachstum und Konsum in vielen Industrieländern. Dies sei ein „natürlicher Vorgang“, den die Regierung zu fördern versuche. Zum Beispiel durch Verringerung vermeidbarer Schadarbeit. Dazu zähle an erster Stelle der Transportwahn von Fernhandel und Ferntourismus. Die Regierung bemühe sich um deren Reduzierung. Daraus entstünden keinerlei Wohlstandsverluste, sondern gewaltige Einsparungen.
Man müsse deshalb sehr genau fragen, wer die vermeintlichen „Terroristen“ seien
Letztlich müsse man den freigesetzten Arbeitskräften ihren Lohn nur vorübergehend auch ohne Arbeit weiter zahlen. Und sie dabei nach und nach in Bereiche mit nützlichem Arbeitsbedarf überführen: Grüner Wasserstoff, Bildung, Pflege, Wohnungsbau, Bahnsanierung, Recycling, Extremwettervorsorge, Gewaltprävention, Natursanierung.
Deutsche Autos nach China und chinesische Autos nach Deutschland – das sei dagegen absolut unsinnig. Besonders die Produktion der monströsen Transportmittel und Hafenanlagen hätten den Überlastungstag bis heute so weit vorgerückt.
In diesem Zusammenhang kritisierte die Regierung auch die konservativen Medien, insbesondere die privaten TV-Sender: Nicht die „Klimakleber“ trieben den Erdüberlastungstag jedes Jahr auf ein früheres Datum, sondern die in den Zielländern immer unbeliebteren Fern- und Flugtouristen. Man müsse deshalb sehr genau fragen, wer die vermeintlichen „Terroristen“ seien. Die Erde richte sich nicht nach menschlichen Rechtsvorstellungen und der „Rechtsstaat“ dürfe nicht die „Freiheit“ garantieren, den Globus zu zerstören. „Im Recht“ sei vielmehr immer die Naturevolution.
Der Autor ist emeritierter Professor für Industrialisierung und Ökonomiekritiker.
53 seiner bisher 76 FR-Kolumnen sind in seinem Buch „Arbeit ruiniert die Welt“ erschienen.
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