Sonntag, 4. Juni 2023

Das Gute zum Wochenende : Wenn Verbote nützen

ZDF hier von Christian Dezer    03.06.2023  mit einigen eingebetteten Videos
z.B. 
plan b: SOS Ozean

Verbote, Kontrollen und Überwachungen führen meistens zu Aufschrei, Empörung und Ablehnung. Mitunter können sie aber auch sehr positive Auswirkungen haben. So will die Europäische Union künftig mit schärferen Kontrollen die Überfischung in EU-Gewässern bekämpfen. Seit 2018 wurde darüber verhandelt. 

Jetzt sollen unter anderem die Fangquoten auf den Schiffen per Video überwacht und die Fischerboote mit Satelliten geortet werden. Strafen sollen danach doppelt so hoch sein wie der Durchschnittswert der gefangenen Fische.

Eine gute Nachricht, sind doch die Fischbestände in EU-Gewässern zum Teil katastrophal zurückgegangen. Diese neuen Regeln aktualisieren etwa 70 Prozent der bisher geltenden EU-Vorschriften und unterstützen so die dringend notwendige Entwicklung zu einer nachhaltigeren Fischerei.

Erheblich dazu beitragen können auch Meeresschutzgebiete. 70 Prozent unserer Erde sind von Wasser bedeckt, aber nur kleine Teile der Weltmeere stehen unter Schutz. In einem der größten Schutzgebiete bei Hawaii haben Untersuchungen bewiesen, wie gut sich das auf die Artenvielfalt und die Fischbestände auswirkt.

Bei bestimmten Thunfischarten erholte sich die Population so, dass die Fangquote in den angrenzenden Gewässern des Schutzgebietes deutlich erhöht werden konnte. Nach Meinung der Forschenden zeigt das, wie wichtig Schutzzonen als "Kinderstuben" für den Fischbestand sind. Ähnliche Erfahrungen mit Fangverboten machen Kleinfischer in inzwischen 14 Ländern in Afrika und Südostasien. Sie haben sich einem selbstverordneten Fischfangmoratorium unterworfen. Dazu sperren sie abwechselnd bestimmte Meeresgebiete vor ihren Küsten für einige Monate, damit sich die Fischpopulationen erholen können. Der Erfolg ist so überzeugend, dass mittlerweile über 700.000 Fischer bei der Initiative mitmachen.

Bei einer anderen Bedrohung der Weltmeere stellt sich ebenfalls die Frage, ob Verbote nicht eine wirksame Methode sein könnten. Seit einigen Tagen beraten 175 Länder bei einer UN-Konferenz in Paris darüber, wie Plastikmüll vermieden oder eingedämmt werden kann.

Angesichts der prognostizierten Vervierfachung von Plastikmüll in den Ozeanen herrscht dringender Handlungsbedarf. Und zu handeln, wäre gar nicht so schwer, denn bestimmte Plastikprodukte könnten sofort reduziert oder ganz vermieden werden, wie Mikroplastik in Kosmetika, Plastikbesteck oder Plastikfasern von Zigarettenfiltern, um nur einige zu nennen.

Nächste Woche, am 8. Juni, ist übrigens der Welttag der Ozeane. Damit macht die UN seit 15 Jahren auf den Zustand unserer Weltmeere aufmerksam. Vielleicht motiviert das ja einige Länder zu weiteren Schutzmaßnahmen. Hoffnung auf eine Einigung bis 2025 gibt es jedenfalls.

Ihr Christian Dezer, Redaktionsleiter plan b


Was sonst noch gut war diese Woche:

Artenvielfalt zwischen Ölpalmen: Bauminseln in Ölbaumplantagen können innerhalb von fünf Jahren die Artenvielfalt erhöhen. Und dass, ohne die Produktivität zu verringern. Ein Forscherteam unter der Leitung der Universität Göttingen legte auf der indonesischen Insel Sumatra 52 experimentelle Baumflächen mit lokalen Holzarten an. Das Ergebnis macht deutlich, dass die Industrie und die Natur von solchen Maßnahmen profitieren können. Solche Bauminseln bieten ein großes Potenzial zur ökologischen Wiederherstellung.

Gemüseanbau ohne Chemie: Beim Anbau von Freilandgemüse kommen oft Herbizide zur Bekämpfung von Unkraut zum Einsatz. Ein Forschungsteam vom Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe im bayrischen Straubing hat jetzt ein umweltfreundliches biobasiertes Mulchverfahren für den Gemüseanbau entwickelt. Dabei handelt es sich um eine flüssige Mischung auf der Basis von nachwachsenden Rohstoffen, die mit Wasser, Pflanzenöl und u. a. mit natürlichen Bindemitteln gemischt ist. Damit fallen Herbizide oder Folien zur Unkrautvernichtung weg.

Medikamente vom Mikroroboter: Es klingt nach Science-Fiction, könnte aber bald Realität sein. An der US-Universität von Colorado ist ein Mikroroboter entwickelt worden, der im menschlichen Körper Medikamente verabreichen kann. Der Mini-Roboter ist nur 20 Mikrometer breit, damit ein Vielfaches kleiner als die Breite eines Haares. Sein Einsatz soll helfen, Medikamente an schwer zugängliche Organstellen zu transportieren. Bei Mäusen waren die Experimente erfolgreich. Die Forschenden wollen die Mikro-Maschinen vollständig biologisch abbaubar machen.

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