Blockade von Russland und China Stand: 04.11.2022
Der Erhalt der Antarktis ist für das Bewältigen der Klimakrise laut Wissenschaft unerlässlich.
Die Verhandlungen zum Schutz wichtiger Meeresgebiete scheiterten heute trotzdem - zum sechsten Mal.
Das zähe Ringen um ein Abkommen zum Schutz der Meere in der Antarktis ist zum sechsten Mal in Folge gescheitert. Auch bei der 41.Konferenz der "Antarktis-Kommission zum Schutz des maritimen Lebensraums" - kurz CCAMLR (Commission for the Conservation of Antarctic Marine Living Resources) - kam im australischen Hobart keine Einigung zu Stande. Beraten wurde über die Ausweisung neuer, vier Millionen Quadratkilometer großer Schutzgebiete im Südpolarmeer.
Das Abkommen scheiterte am Veto von Russland und China.
Auch strengere Fischereimaßnahmen konnten im größeren Rahmen nicht durchgesetzt werden. Ganz oben auf der Liste schützenswerter Güter steht für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs) der Krill. Die winzigen Krebstierchen sind fundamentale Grundlage der gesamten antarktischen Nahrungskette. Werden sie zu stark überfischt, droht dem gesamten Ökosystem des Kontinents der Kollaps. In der Industrie wird Krill vor allem zu Fischfutter und Öl weiter verarbeitet. Ein Brutgebiet für 60 Millionen Paare des antarktischen Eisfisches sollte ebenfalls unter Schutz gestellt werden. Das Fischen mit Netzen, die den Meeresgrund berühren, wäre damit verboten worden.
Blockade von den üblichen Verdächtigen
Verhandelt wurde der Schutz von drei Gebieten mit einer Gesamtfläche von knapp vier Millionen Quadratkilometern. Zum Vergleich: Deutschland ist insgesamt 360.000 Quadratkilometer groß.
25 von 27 Teilnehmerstaaten der Konferenz stimmten dem Schutz der Meeresgebiete zu, zwei nicht. China und Russland blockierten - wie schon in den Gesprächen und Jahren zuvor - das Abkommen. Es kann nur einstimmig zu Stande kommen. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir zeigte sich nach dem Ende der Gespräche konsterniert.
Die jahrelange russische Blockadehaltung stellt einmal mehr unter Beweis: Russland ist nicht an konstruktiver Zusammenarbeit mit der internationalen Gemeinschaft interessiert.
Cem Özdemir
China und Russland seien mehr an der Nutzung der Ressourcen der Arktis interessiert als an deren Schutz, so Özdemir weiter.
Zentral für das Klima
Der Antrag auf Schutz der Meeresgebiete wird in der Antarktis-Kommission bereits seit sechs Jahren immer wieder gestellt. Kurz vor der aktuellen Tagung der Komission hatte sich auch der Bundestag einstimmig für die Ausweisung eines Schutzgebietes ausgesprochen. Neben dem Schutz der Artenvielfalt käme einem Abkommen über den Schutz des Südpolarmeeres noch eine weitere wichtige Rolle zu.
Denn die Antarktis und insbesondere der Krill dienen als Kohlenstoffsenker, binden also besonders viele Treibhausgase aus der Atmosphäre. Die Rede sei von Millionen Tonnen Kohlenstoff, so Emily Grilly von der Naturschutzorganisation WWF. Die unscheinbaren Krebstierchen sind also viel mehr als die Lebensgrundlage für Wale, Pinguine und Robben.
Viele Leute kennen die Antarktis als den weißen Kontinent, mit Pinguinen und mit Walen und Robben. Aber wenn sie unter die Meeresoberfläche gehen, dann ist es da eine faszinierende Fülle von Leben. Man kann das vergleichen mit tropischen Korallenriffen.
- Stefan Hain, Sprecher Alfred-Wegener-Institut
Die Klimakrise hinterlässt bereits heute tiefe Spuren in den fragilen Ökosystemen der Antarktis. Erst im Frühjahr stellten Forschende fest: So wenig Meereis wie derzeit umgab die Antarktis seit Beginn der Messungen im Jahr 1970 noch nie. An vielen Stellen des sogenannten Eisschelf sind den Forschenden zufolge schon Kippunkte überschritten worden. Im Angesicht immer neuer Temperaturrekorde dürfte diese Entwicklung sich weiter verschärfen.
Nicht ganz umsonst
Immerhin war das diesjährige Treffen der Antarktis-Kommission nicht ganz vergebens. Insgesamt acht neue Gebiete wurden in eine Liste von "empfindlichen marinen Ökosystemen" aufgenommen. In ihnen finden sich besonders anfällige Arten wie Korallen und Schwämme. In diesen Gebieten darf ab sofort keine Fischerei mehr mit Fanggeräten betrieben werden, die den Meeresboden berühren. Sieben von den acht Gebieten waren erst im Frühjahr durch eine von Greenpeace durchgeführte Expedition entdeckt worden.
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