Heinrich Strößenreuther hier LinkedIn
Betonophil, asphaltgeil, faktenbefreit – so müsste man die #A100 brandmarken. Doch sie steht auch für eine unvollständige Debatte. Aber der Reihe nach …
Die A100 ist ein Relikt der #1950er – eine Bau- und Straßenphantasie von einem schicken Autobahnring um Berlin, die spätestens in den 1970ern auf den Prüfstand gehört hätte.
Die geplante #Westtangente, die zu BRD-DDR-Zeiten vom Süden übers #Gleisdreieck nach Norden geführt hätte, wurde erfolgreich von der „Mutter aller Bürgerinitiativen“ verhindert. Heute steht dort ein Park – ein Magnet zum Chillen im heißen Berlin.
Dann kam der #Tiergartentunnel, der 16. Bauabschnitt, und mit ihm 720 Mio. Euro (!!!) für 3 km Autobahn, um ein bis zwei Minuten Fahrzeitverkürzung zu erreichen. Hier ist fast alles gesagt. Aber dass der Kfz-Verkehr durch den Homeoffice-Effekt um 10 bis 20% #geschrumpft ist, in Berlin in einigen Straßen um 50% – das fehlt und das wirft massive Fragen über die Notwendigkeit von #Neubau versus #Erhalt auf.
Doch statt einer wirklichen #Debatte über die relevanten Fragen wurde jahrzehntelang stumpf pro oder contra argumentiert – von Politik, Parteien, Journalisten und NGOs gleichermaßen.
Das Bittere: Jeder Euro, der hier in Beton fließt, fehlt bei der dringend notwendigen #Sanierung von #Brücken. Darunter #leiden alle Autofahrer:innen, in allen Teilen Berlins – ebenso wie Anwohner:innen, Rad- und Fußgänger:innen, die nun vom Umleitungsverkehr gequält werden. Währenddessen spart eine kleine #Minderheit aus dem Südosten ein paar Minuten – die sie im Stau gleich wieder verliert.
Fast vergessen: Die massiven Schäden durch #Schwerlastverkehr, die Radfahrende, ÖV-Nutzende und Fußgänger:innen über Steuern mitbezahlen. Warum lassen wir uns diese Hashtag#Quersubventionierung gefallen, die in zig Etats versteckt ist? Warum #begrenzen wir nicht endlich die zulässigen Gewichte, wenn wir als Steuerzahler:innen dafür aufkommen müssen?
Die A100 zeigt: Wir bauen weiter wie in den 50ern – während wir die Infrastruktur von heute und morgen #vernachlässigen.
Zum #Schaden der Wirtschaft, der Anwohner:innen und aller, die nicht zu dieser Minderheit aus dem Südosten gehören.
Klar ist: Einen 17. Bauabschnitt darf es nicht geben, solange nicht alle Brücken für die nächsten 30 Jahre #ertüchtigt sind, solange Berlin nicht auf #Hitze, Dürre und Klimawandel vorbereitet ist (Stichwort BaumEntscheid) und solange das #Mobilitätsgesetz illegalerweise nicht mal ansatzweise umgesetzt wird. First things first!
PS: Lasst uns darüber nachdenken, wie wir heißen #Beton wieder in #Stadtnatur, #Bäume und Grünflächen verwandeln. Denn das ist, was wir brauchen für eine Stadt, in der #Hitzetage in 20–30 Jahren die Produktivität halbieren (ein Hitzetag = ein halber Streiktag, so die Allianz).
PS: Ich wünsche mir mutigere Stimmen aus meiner Partei. Dass wir mehr als fünf Jahre eine #grüne #Verkehrssenatorin hatten, die dieses Projekt nicht stoppte und den 17. Bauabschnitt nicht endgültig beerdigte, kritisiert die taz zurecht.
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