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Wie immer ist viel los in der Welt der EWS. Besonders hat uns gefreut, dass wir es ins Finale des Deutschen Nachhaltigkeitspreises geschafft haben!
Weniger schön ist, dass der Stromnetzausbau noch immer stockt und es insbesondere in Süddeutschland zu wenig Erneuerbare gibt. Deswegen müssen die Netzbetreiber immer häufiger zu sog. Redispatch-Maßnahmen greifen. Dies sorgt für Kostensteigerungen, welche Privathaushalte in besonderem Maße betreffen. Ende September hat unsere Politik-Abteilung eine Studie veröffentlicht, die diesem Problem auf den Grund geht und Lösungsvorschläge aufzeigt. Mehr darüber lesen Sie in unserem Artikel unten
Gerade ist eine neue Print-Ausgabe des EWS Energiewende-Magazins erschienen. Unter anderem lesen Sie darin über die Renaturierung der Maas und ein Portrait unserer Stromrebellin 2023 Katja Diehl – wenn Sie das Magazin noch nicht kostenlos abonniert haben, lade ich Sie herzlich ein!
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Sonnige Grüße
Ihr Sebastian Sladek ,Vorstandsmitglied der EWS Elektrizitätswerke Schönau eG
Im deutschen Stromnetz müssen immer
mehr Ausgleichsmaßnahmen vorgenommen werden. Steigende Kosten durch Redispatch 27.10.23 Robert Goldbach Nicht nur die Erzeugungsart bestimmt Ihren Strompreis, auch die Netzentgelte machen einen guten Teil davon aus. Doch da sie noch den Gesetzmäßigkeiten der alten Energiewelt unterliegen, sind die Kosten für den Stromtransport in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Warum genau, wollen wir in diesem Artikel einmal näher beleuchten: Die Fiktion der Kupferplatte Stromnetze bringen den Strom von dort, wo er erzeugt wird, dorthin, wo er gebraucht wird. Die Betreiber dieser Netze lassen sich für den Transport vergüten – diese Netzentgelte sind als Bestandteil jeder Stromrechnung eingepreist. Um bei der Liberalisierung
des Strommarktes 1998 Chancengleichheit auf dem entstehenden Markt zu
gewährleisten, wurde in Deutschland die «Fiktion der Kupferplatte» eingeführt:
Unabhängig vom Standort sollen alle Marktteilnehmer gleichberechtigt Strom
anbieten und abnehmen können. Man versprach sich davon eine hohe
Wettbewerbsintensität und somit günstige Preise. Notwendig dafür ist
anzunehmen, dass die Netzkapazitäten stets ausreichen, um den Strom so zu
liefern, wie er gehandelt wurde. Ungleichgewicht im deutschen
Stromnetz Die Karte zeigt, wo Strom
abgeregelt und wo zusätzlich erzeugt wird In der Realität ist diese Annahme
jedoch nicht mehr zu halten. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien hat dafür
gesorgt, dass Strom mitunter recht unterschiedlich verfügbar ist. An einem
windstarken, aber bedeckten Tag wird beispielsweise im Norden in den On- und
Offshore-Windkraftanlagen viel Strom erzeugt, während im Süden, in dem die
Windkraft weniger ausgebaut ist, deutlich weniger fließt. Es bräuchte also viel
Leitungskapazität, um den Strom vom Norden in den Süden zu transportieren. Diese ist jedoch noch nicht
vorhanden. Vor allem Bayern hat sich jahrelang stark gegen den Ausbau
oberirdischer Stromleitungen gewehrt. Gleichzeitig sitzen die großen Stromverbraucher, also
Industriebetriebe, eher im südlichen Teil Deutschlands, der zudem auch dichter
besiedelt ist. Die Netzbetreiber haben die
Aufgabe, die Stabilität der Netze zu jedem Zeitpunkt zu gewährleisten. Wenn das
Netz droht, überlastet zu werden, können sie verschiedene Ausgleichsmaßnahmen
vornehmen, also in den Stromtransport eingreifen. Man spricht hierbei vom
«Engpassmanagement». Steigende Kosten für Redispatch Immer mehr und immer teurere
Redispatch-Maßnahmen werden notwendig. Grob gesagt wird dann dort, wo viel
Produktion stattfindet, der Strom nicht mehr ins Netz eingespeist. Stattdessen
wird an anderer Stelle – dort, wo viel Nachfrage herrscht – ein anderes
Kraftwerk angeworfen, das zuvor nicht im Einsatzplan stand. Da den Stromproduzenten
jedoch dadurch keine Nachteile entstehen sollen, erhalten sie ihre Vergütung
auch für den nicht abgenommenen Strom. Letztlich werden dieselben
Kilowattstunden also doppelt bezahlt: die abgeregelten wie die zusätzlich
erzeugten. Die entstehenden Mehrkosten fließen in die Netzentgelte ein und
werden so sozialisiert. Die EWS haben beim Forum
Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) eine Studie in Auftrag gegeben, die diesen Vorgang genauer
betrachtet. Die Kosten für Redispatch beliefen
sich in 2022 auf 2,69 Mrd. Euro, was einem Anstieg von 2.345 Prozent gegenüber
2013 entspricht. Die Auswertung von Daten der
Bundesnetzagentur zeigte: Ausgleichsmaßnahmen zum Engpassmanagement werden
immer häufiger notwendig. Der gesamte Bedarf ist 2022 im Vergleich zu 2021 um
19 Prozent auf 32.772 GWh angestiegen. Die Kosten hierfür beliefen sich 2022
auf 4,2 Milliarden Euro, wovon mit 2,69 Mrd. Euro alleine zwei Drittel auf den
Redispatch zurückzuführen sind. Im Vergleich zu 2013 sind die Gesamtkosten um
1.900 Prozent angestiegen; die des Redispatchs haben sich sogar um 2.345
Prozent erhöht. Die gestiegenen Kosten für fossile Brennstoffe im Zuge der
Energiekrise ab 2021 treiben die Netzentgelte zusätzlich in die Höhe (siehe
Grafik oben). Soziale und ökologische Folgen Die steigenden Kosten für die
Netzentgelte schlagen sich in den Stromrechnungen nieder. EWS-Vorstand Sebastian Sladek
kritisiert das: «Nicht nur, dass große industrielle Verbraucher im aktuellen
System vom Bezug des kostengünstigen Windstroms aus dem Norden profitieren, sie
werden zudem mit rabattierten Netzentgelten immer noch fürstlich dafür belohnt,
Strom gleichmäßig zu verbrauchen, was bei dem wachsenden Anteil von volatiler
Einspeisung heute aber gar nicht mehr sinnvoll ist.» Die fehlenden
Übertragungskapazitäten sind auch ein Problem für den Klimaschutz, da die
Kraftwerke, die meistens im Zuge des Redispatch hochgefahren werden, fossile
Brennstoffe verfeuern. Zwar gilt grundsätzlich der Einspeisevorrang für
Erneuerbare, aber zur Stabilisierung des Stromnetzes kommen meistens Kohle- und
Gaskraftwerke weiter zum Einsatz, wenn nicht genügend erneuerbarer Strom
vorhanden ist. 2022 kam es durch die Ersatzerzeugung des Stroms mit fossilen
Kraftwerken zu Mehremissionen von ca. 1,04 Mio. Tonnen CO2. Was jetzt zu tun ist Das Großprojekt «Stromtransport von
Nord nach Süd» hinkt seit Jahren seinem ursprünglichen Zeitplan hinterher,
jetzt wird es immerhin etwas konkreter: Doch auf die große Unwucht im deutschen Strommarkt muss schon vorher reagiert werden, betont Sebastian Sladek: «Ein Weiter-wie-bisher zementiert nicht nur soziale und ökologische Missstände, sondern wird das System über kurz oder lang implodieren lassen, da Markt und Physik immer weiter auseinanderlaufen.» Die
Autor:innen des FÖS haben daher ein paar Vorschläge gemacht, wie der
Herausforderung jenseits des Netzausbaus zu begegnen ist. Die aktuelle Struktur der
Netzentgelte kommt aus der fossil geprägten Vergangenheit und belohnt eine
konstante hohe Nachfrage (z. B. bei Industriebetrieben). Das spiegelt jedoch
nicht die Realität eines Stromsystems wider, das auf Erneuerbaren mit schwankender
Erzeugung beruht. Darum müssen Anreize neu gesetzt werden, um
Redispatch-Maßnahmen nicht so häufig notwendig zu machen. Netzentgeltreform: Kosten
gerechter verteilen und Flexibilität belohnen! 2022 waren die Netzentgelte für
Haushalte fast dreimal so hoch wie für Industriekunden. Um mehr Gerechtigkeit
nach dem Verursacherprinzip zu schaffen, plädieren die Autor:innen für eine
grundsätzliche Reform der Netzentgeltsystematik, um die Systemkosten sowohl
regional wie auch nach Verbrauchergruppen fairer zu verteilen. Dadurch ließen sich sowohl Regionen
entlasten, die bereits sehr viel installierte Leistung von
EE-Stromerzeugungsanlagen errichtet haben, als auch die wachsende Belastung der
privaten Verbraucherinnen und Verbraucher durch die steigenden Netzentgelte reduzieren. Den Strom flexibel abzunehmen und
erzeugungsnah dann zu verbrauchen, wenn viel davon vorhanden ist, kann die
Netze entlasten und Systemkosten senken. Passenderweise berät dazu aktuell auch der Bundestag beispielsweise die
Regelung «Nutzen statt Abregeln» im Rahmen einer Novelle des
Energiewirtschaftsgesetzes. Aufteilung in mehrere Preiszonen So lange im Süden massenhaft Windstrom aus dem Norden eingekauft wird, ohne dass der Aspekt des Transports in die Kosten einfließt, gibt es keine Anreize, den Verbrauch nach der tatsächlichen Verfügbarkeit auszurichten. Eine Idee ist, den Stromhandel in mehrere
Zonen aufzuteilen, also von der einheitlichen Preiszone abzulassen. Diese Idee
ist nicht
neu und hätte den Vorteil, dass der jeweilige
Strommarkt die physikalische Realität besser abbildet: In Zonen, in denen es
viel Strom gibt, wird der Strom billiger, also steigen zum Beispiel die Anreize
für Großverbraucher, sich dort niederzulassen. Dafür würden dann in den Zonen,
in denen Strom teurer wird, Anreize gesetzt, in erneuerbare Energieerzeugung
und Leitungen zu investieren. Das Thema wird in der Politik bereits
kontrovers diskutiert, die Haltungen der zu erwartenden Gewinner und Verlierer
einer solchen Reform sind nicht
überraschend. So könnten deutsche
Stromhandelszonen gestaltet werden Fazit Immer mehr Strom in Deutschland wird erneuerbar hergestellt, und das ist gut so. Jedoch ist das Stromnetz noch nicht darauf ausgerichtet, was dies mit sich bringt. Der stetig steigende Einsatz von Netzausgleichsmaßnahmen belastet die Verbraucher:innen und das Klima. Darum müssen die Engpässe möglichst schnell behoben werden und die Regulierung der Stromnetze an die erneuerbare Energiewelt angepasst werden. Darüber hinaus müssen Netze für die neue Energiewelt fit gemacht werden – was nicht nur in Deutschland, sondern weltweit eine große Aufgabe ist. Und natürlich führt kein Weg daran vorbei, dass die südlichen Regionen beim Ausbau der Windkraft aufholen müssen. |
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