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Dürre und Klimakrise: Müssen wir uns ums Grundwasser sorgen?
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Ausgetrocknete Böden und extremes Niedrigwasser in Flüssen: Mit der Klimakrise wird es auch in Zukunft längere Dürre-Perioden in Deutschland geben. Das Bundesumweltministerium teilt mit: "Die heute noch gesicherte selbstverständliche Verfügbarkeit von Wasser zu jeder Zeit und an jedem Ort ist perspektivisch auch bei uns durch die Klimakrise infrage gestellt." Was bedeutet diese Entwicklung für unser Grundwasser und die Trinkwasser-Versorgung? Hier finden Sie Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Steigt das Dürre-Risiko in Zeiten der Klimakrise?
Vorweg: Deutschland gilt als ein wasserreiches Land. Mit zunehmender Erwärmung im Zuge des Klimawandels steigt aber auch hierzulande das Dürre-Risiko in den Sommer-Monaten. Dies ist vor allem auf die zunehmende Verdunstung zurückzuführen. Die Waldschäden haben zuletzt bereits stark zugenommen, insbesondere bei Nadelbäumen. Und: Forscher haben aus Satelliten-Daten ermittelt, dass Deutschland - weltweit gesehen - zu den Regionen mit hohem Wasserverlust gehört: Seit 2002 sind pro Jahr 2,5 Milliarden Kubikmeter Wasser aus Böden, Vegetation, Gewässern und Grundwasser verloren gegangen - insgesamt etwa so viel wie die Wassermenge des Bodensees, der auf 48 Milliarden Kubikmeter kommt.
Wird es künftig weniger Regen geben?
Nicht unbedingt. Klima-Modelle zeigen, dass die Niederschlagsmenge in Deutschland nicht wesentlich zurückgehen wird. Aber der Regen fällt nicht mehr so wie gewohnt: Wir müssen künftig im Sommer mit länger anhaltenden Trocken-Perioden rechnen. Dafür wird es voraussichtlich im Winter mehr Regen geben, aber weniger Schnee. Zudem rechnen Experten mit mehr Starkregen, den ausgetrocknete Böden schlecht aufnehmen können. Hinzu kommt, dass Wasser bei höheren Temperaturen leichter verdunstet. Die letzten beiden Punkte können dazu führen, dass Grundwasserspiegel sinken.
Gibt es einen problematischen Rückgang des Grundwasserspiegels?
In einigen, aber nicht allen Regionen Deutschlands sind die Grundwasserspiegel in den vergangenen vier Jahren um einige Zentimeter bis Dezimeter gesunken - selten mehr. Zumindest für einige Regionen sind im Zuge der Klimakrise weiter sinkende Grundwasserspiegel zu erwarten. Aber Deutschland ist nach Einschätzung von Experten weit davon entfernt, dass dies zu einem nationalen Problem wird.
Wie bildet sich Grundwasser neu?
"Das Grundwasser ist ein genialer Speicher", sagt Wasser-Experte Jörg Dietrich von der Uni Hannover. "Wasser wird bei der Versickerung gereinigt, unter der Oberfläche gekühlt und vor Verdunstung geschützt. Zudem ist es leicht wieder an die Oberfläche förderbar." Im Winter und Frühjahr wird das Grundwasser neu gebildet. Klimamodelle zeigen, dass künftig in dieser Zeit mehr Regen fallen wird. Demzufolge könnte auch die Grundwasser-Neubildung leicht zunehmen. Zugleich könnte aber der Wasserbedarf in den trockenen Sommermonaten steigen - auf Kosten des Grundwassers.
Was hilft dem Grundwasser?
Wichtig ist, dass Regen im Boden versickern kann. Im Entwurf für die "Nationale Wasserstrategie" schreibt das Bundesumweltministerium: "Niederschlagswasser gehört in den Boden. Damit bleibt die Bodenfeuchte erhalten und das Grundwasser wird angereichert." Deshalb sollten Böden nicht weiter versiegelt werden. Also: besser Wiesen statt Parkplätze, Beete statt riesigen Terrassen. Experten fordern zudem, dass Moore wiedervernässt und Flussauen renaturiert werden. Auch Wälder sollten besser darauf ausgerichtet werden, Wasser im Boden zu speichern.
Gefährdet der Klimawandel die Trinkwasser-Versorgung?
Nein, sagt die Wasserwirtschaft. Mit 188 Milliarden Kubikmetern stehe bundesweit ausreichend Wasser zur Verfügung. Nur etwa drei Prozent davon werden für die Trinkwasser-Versorgung genutzt. Zudem ist der Wasserverbrauch pro Kopf seit 1990 deutlich zurückgegangen - von damals 147 Litern pro Tag auf zuletzt 127 Liter. Allerdings steht die Wasserwirtschaft vor der Herausforderung, dass in langanhaltenden Hitze-Perioden der Trinkwasser-Bedarf vorübergehend stark ansteigt.
Wie lässt sich Trinkwasser im großen Stil sparen?
Die Landwirtschaft sollte verstärkt darauf verzichten, Trinkwasser für die Bewässerung zu nutzen. Stattdessen wäre der Aufbau von Wasser-Reservoirs sinnvoll. Auch in der Industrie und in Gärten ist es möglich, öfter auf Brauchwasser zu setzen, das nicht die hohe Trinkwasser-Qualität hat. In Fabriken könnte zudem Wasser mehrfach verwendet werden. In Gebäuden kann das Abwasser der Waschbecken für die Toiletten-Spülung verwendet werden. Auch der Verzicht auf Fleisch hilft: Für die Produktion von einem Kilogramm Rindfleisch werden circa 15.000 Liter Wasser benötigt.
Werden wir in Deutschland künftig mehr Wasser verbrauchen?
Das lässt sich schwer vorhersagen. In den zurückliegenden Jahrzehnten ist der tägliche Pro-Kopf-Verbrauch stark zurückgegangen. Der Wasserwirtschafts-Experte Jörg Dietrich von der Uni Hannover geht davon aus, "dass der Wasserverbrauch der Haushalte und der Industrie durch bessere Technik und schlaueres Verhalten kontinuierlich weiter gesenkt werden kann, ohne dass wir auf Komfort verzichten müssen". Jedoch werde die Landwirtschaft infolge des Klimawandels mehr bewässern müssen. Industrie und Kraftwerke verbrauchen aber viel mehr Wasser als die Landwirtschaft.
Kann Deutschland von Ländern im Mittelmeer-Raum lernen?
Experten sagen: Deutschland kann sehr viel von Mittelmeer-Ländern darüber lernen, wie man schonender mit Wasser-Ressourcen umgehen kann. Ein Beispiel: die Bewässerungstechniken in der Landwirtschaft. Zudem könnten öffentliche Flächen und Privatgärten besser mit weniger Rasen und mehr mit trockenresistenten Sträuchern bepflanzt werden, um weniger bewässern zu müssen. Grundlegend sei die Erkenntnis: Wasser ist ein knappes Gut, mit dem man sorgsam umgehen muss.
hier hier in der Frankfurter Rundschau 12.03.2023
Umweltministerin: Das Wassermanagement muss sich ändern
Für Umweltministerin Steffi Lemke steht das Thema der Wasserversorgung auf der Agenda.
Wasser ist eine der wertvollsten Ressourcen, doch Dürresommer und Flutkatastrophen scheinen als Folge der Klimakrise zur Normalität zu werden. Wie lässt sich die Wasserversorgung sichern?
Im weitgehend grau-nassen März in Deutschland erscheint der Gedanke an Wasserknappheit weit weg, doch die Versorgung mit der Ressource muss gut organisiert werden. Insbesondere, weil das natürliche Wasserangebot in der Bundesrepublik sehr ungleich verteilt ist: So ist dem Umweltbundesamt zufolge in den Gebirgsregionen Süddeutschlands zehn- bis zwanzigmal mehr Wasser verfügbar als im trockenen Brandenburg.
Umweltministerin Steffi Lemke hat sich das Thema der Wasserversorgung nun auf ihre Agenda gesetzt. So will sie künftig unter anderem vermehrt mit Verbundnetzen und Fernleitungen Wasser aus nassen Regionen Deutschlands in trockene Gegenden bringen. „Die vergangenen Dürrejahre haben deutliche Spuren in unseren Wäldern, Seen und Flüssen und in der Landwirtschaft hinterlassen“, sagte die Grünen-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur.
Als Teil einer Nationalen Wasserstrategie will das Umweltministerium gemeinsam mit den Ländern evaluieren, wo Verbundnetze und Fernleitungen nötig sind, um regionale Unterschiede in der Wasserverfügbarkeit auszugleichen. Erste Fernleitungen gibt es bereits, beispielsweise in Stuttgart oder Hessen. Lemke will dies nun mit der Wasserstrategie bündeln.
Niederschlag sehr ungleich verteilt
„Zwar herrscht in Deutschland im Mittel kein Wasserstress“, schreibt das Umweltbundesamt, „jedoch gibt es regionale und saisonale Unterschiede“. Der Niederschlag sei sehr ungleich verteilt: Im Osten und Nordosten Deutschlands fällt im Durchschnitt weniger als im Westen und Süden. Wenn mehr als 20 Prozent des verfügbaren Wassers vom Menschen genutzt wird, spricht man von Wasserstress. Dann kommt es nach Expertenangaben zu Problemen für Umwelt und Wirtschaft: Moore und Feuchtgebiete können austrocknen, Wälder können unter der Trockenheit ächzen.
Aber nicht nur Trockenheit kann zum Problem werden. Die Wassermassen im Ahrtal und in Nordrhein-Westfalen hatten vor zwei Jahren eine Flutkatastrophe verursacht. „Extremwetterereignisse treten immer häufiger auf und stellen Kommunen und Länder vor große Probleme“, sagte Lemke. Daher sollen Kommunen und Länder künftig gesetzlich verpflichtet werden, Gefahren- und Risikokarten für Starkregen zu erstellen und bei der Bebauungsplanung zu berücksichtigen.
Zu hohe Verschmutzung durch Pestizide
Ein weiteres Ziel der Strategie ist sauberes Wasser in Flüssen und Seen, denn die Verschmutzung der Gewässer durch Pestizide, Mikroplastik oder Rückstände von Medikamenten ist hoch. „Sauberes Wasser muss immer und überall in Deutschland ausreichend verfügbar sein“, sagte die Umweltministerin.
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