hier Artikel von Kai Gosejohann 9.11.24
Mitte April 2023 gingen die letzten drei Atomkraftwerke Deutschlands endgültig vom Netz – eigentlich. Denn die Bundestagsfraktion von CDU und CSU will prüfen lassen, ob eine Wiederinbetriebnahme der Meiler Neckarwestheim 2, Isar 2 und Emsland noch möglich ist, wie die Onlineausgabe der Süddeutschen Zeitung (SZ) berichtet.
In einem Fünf-Punkte-Plan zur Energieversorgung bezeichnet die Union den Atomausstieg als „ideologisch motivierte Fehlentscheidung“, den sie selbst am 30. Juni 2011 im Deutschen Bundestag federführend beschloss.
Reaktivierung der AKWs wird immer schwieriger
Nun sind 13 Jahre vergangen und je mehr Zeit vergeht, desto unwahrscheinlicher wird ein Neustart der stillgelegten Reaktoren. Denn mit jeder Woche schreitet der Rückbau der Anlagen weiter voran. „Deshalb sollte zunächst der Rückbau gestoppt werden“, fordert der CSU-Energiepolitiker Andreas Lenz laut SZ. Eine Wiederinbetriebnahme sei nur sinnvoll, wenn die Kosten dafür vertretbar wären.
Das Bundesumweltministerium weist darauf hin, dass für eine erneute Nutzung die Betriebsgenehmigungen neu beantragt werden müssten – auf Basis des aktuellen Stands von Wissenschaft und Technik. Das dürfte schwierig werden. Als Alternative setzt die Union deshalb auf eine Beteiligung an der Forschung zu neuen Reaktortypen und kleinen modularen Reaktoren (SMR). Letztere existieren derzeit allerdings nur in der Theorie.
Atomkraft international weiter gefragt
(Anm. aber zurückgehend)
Auch Vertreter der Energiebranche bezweifeln, dass ein Wiederanlauf der deutschen Atommeiler realistisch ist. Markus Krebber, Chef des Energieriesen RWE, erklärte bei einer Veranstaltung der Unionsfraktion laut der Onlineausgabe der Welt, ein AKW-Betrieb sei hierzulande künftig nicht ohne gesellschaftlichen Konsens möglich. Außerdem verfüge RWE nicht mehr über das nötige Personal, um die Anlagen zu betreiben. Zwar sei eine weitere Nutzung technisch machbar, aber nicht im Handumdrehen. Daneben dämpfte auch CDU-Chef Friedrich Merz die Erwartungen an eine Rückkehr zum Atomstrom aus Altmeilern.
Während Deutschland aus der Atomenergie aussteigt, setzen viele andere Länder weiter auf diese Technologie. Laut dem „World Nuclear Industry Status Report“ sind in zwölf der 27 EU-Staaten Atomkraftwerke am Netz. Frankreich und andere Länder planen einen Ausbau, Polen will neu einsteigen. Weltweit sind rund 90 neue Reaktoren in Bau oder Planung, allein 40 davon in China. Dennoch ist der weltweite Ausbau der Atomenergie seit 50 Jahren rückläufig. Viele Projekte scheitern an den immensen Kosten und jahrelangen Bauverzögerungen.
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