Freitag, 8. November 2024

Große Steuerungerechtigkeit in Italien und dazu Deutschland im Vergleich

Das ist doch auch mal spannend - wer bezahlt mit seiner Steuer unser staatliches Netzwerk?

Hier  FAZ  Artikel von Christian Schubert • 28.10.24

Italien: Wenn fast die halbe Bevölkerung keine Einkommensteuer zahlt

Die Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni senkt trotz hoher Staatsschulden die Steuern und die Sozialabgaben für Niedrigverdiener; zudem deckelt sie im jüngsten Haushaltsgesetz die Erleichterungen für Gutverdienende. Daher gewinnt die Frage an Brisanz, wer in welcher Höhe in Italien Steuern bezahlt. Nach einer Studie der arbeitgebernahen Stiftung „Itinerari previdenziali“ trägt die Steuerlast nur ein kleiner Teil der Bevölkerung. Denn trotz einer niedrigen Arbeitslosenquote von unter 7 Prozent geben gut 45 Prozent aller Italiener an, gar kein Einkommen zu haben, womit sie auch keine Steuern zahlen, schreibt die Stiftung mit Sitz in Mailand auf Basis offizieller Zahlen des italienischen Finanzministeriums. Im Vergleich der Industrieländer ist das ein hoher Wert.....

Gleichere Lastenverteilung in Deutschland

Wie sieht es dagegen beim Steueraufkommen in Deutschland aus? Dort beteiligen sich mehr Erwachsene als in Italien an der Finanzierung der allgemeinen Staatsaufgaben, indem sie Einkommensteuer oder Lohnsteuer zahlen. Letztere führt der Arbeitgeber für seine Arbeitnehmer regelmäßig zu bestimmten Stichtagen ab. Diese haben somit keine Möglichkeit, diese Steuer dem Finanzamt vorzuenthalten – solange sich der Arbeitgeber gesetzestreu verhält. Die Lohnsteuer ist eine Sonderform der Einkommensteuer. Viele Arbeitnehmer sind nicht verpflichtet, eine eigene Steuererklärung beim Finanzamt abzuliefern, wenn sie keine weiteren Einkünfte haben.

Das Bundesfinanzministerium veröffentlicht regelmäßig steuerpolitische Daten für Deutschland. Nach dem jüngsten Report gibt es 48,61 Millionen Lohn- und Einkommensteuerzahler. Bezogen auf 84,36 Millionen Einwohner kommt man damit auf eine Quote von 57,6 Prozent. Wenn man Kinder bis 18 Jahre ausblendet, steigt der Anteil auf 69.3 Prozent. Andersherum: 21 Millionen der erwachsenen Einwohner werde nicht belastet. Sie haben entweder keine Markteinkommen oder liegen mit diesem unterhalb des Grundfreibetrags. Dieser Grundfreibetrag soll für dieses Jahr rückwirkend um 180 Euro auf 11.784 Euro erhöht werden – je Person. Der Bundestag hat das Gesetz dazu schon beschlossen. Ein verheiratetes Ehepaar mit einem zu versteuernden Einkommen von 23.568 Euro bleibt damit frei von jeder Einkommensteuerlast. Sozialversicherungsbeiträge, Werbungskosten, spezielle Freibeträge sind zu berücksichtigen, so dass letztlich das zu versteuernde Einkommen regelmäßig spürbar unter dem Bruttoeinkommen liegt.

Mehr und mehr Senioren wachsen mit ihren Bezügen in die Steuerlast hinein. Von denen, die ausschließlich Renteneinkünfte haben, waren zuletzt 71 Prozent steuerpflichtig. Sie zahlten im Durchschnitt 463 Euro Einkommensteuer im Jahr. Die Zahl bezieht sich auf das Jahr 2019. Weil zwischen Steuererklärung, Bearbeitung durch das Finanzamt und statistischer Auswertung viel Zeit vergeht, gibt es dazu keine neueren Angaben.

Doch schreibt das Frauenhofer Institut für Angewandte Informationstechnik einige Daten für das Bundesfinanzministerium fort. Danach trägt die untere Hälfte der Steuerpflichtigen (Einkünfte bis 37.375 Euro im Jahr) 5,8 Prozent zum Aufkommen der Lohn- und Einkommensteuer bei - und zum Solidaritätszuschlag nur noch 0,1 Prozent. Zum Vergleich: Beim oberen Zehntel sind es 56,9 Prozent beziehungsweise 95,2 Prozent.

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