Mittwoch, 4. Oktober 2023

So soll der Windpark in Wolfegg aussehen

Schwäbische Zeitung hier  Von Philipp Richter

Projektverantwortliche stellen Details und Zeitplan zum Projekt bei Alttann vor

Drei statt vier Windräder wird es im Alttanner Wald geben, falls das Landratsamt Ravensburg das Vorhaben in der Gemeinde Wolfegg so genehmigt. Das haben die Projektverantwortlichen bei einer Informationsveranstaltung in der Orangerie in Wolfegg bekanntgegeben und auch weitere Details für den Windpark am Rande des Altdorfer Waldes vorgestellt.

Das Interesse an der Veranstaltung, die nur für Wolfegger Bürger gedacht war, hielt sich in Grenzen. Ursprünglich hatten die Planer drei Runden angedacht, bei denen sich die Bürgerinnen und Bürger an Informationsständen zu den Themen rund um das Projekt informieren konnten. Aus drei Runden wurden wegen des mangelnden Interesses zwei. Angemeldet waren insgesamt gerade einmal 25 Personen der 3900-Einwohner-Gemeinde.

Gleich zu Beginn wurde klar gemacht, dass es hier nicht um das große 39 Anlagen zählende Projekt Altdorfer Wald von den Stadtwerken Ulm/Neu-Ulm geht. Es handelt sich beim Alttanner Wald um ein separates Projekt, das von der Laoco GmbH aus Kirchdorf an der Iller (Landkreis Biberach) und der Energiequelle GmbH aus Zossen (südlich von Berlin) geplant wird.

Ursprünglich gingen die Planer von vier Windrädern aus, doch das änderte sich mit dem Projektfortschritt. „Das hat mehrere Gründe“, erklärte Laoco-Geschäftsführer Christian Böhm, „Es gab artenschutzrechtliche Gründe und wegen des Wohngebiets hätte man das vierte Windrad nachts abschalten müssen, was die Wirtschaftlichkeit beeinflusst hätte. Deswegen haben wir es aufgegeben.“

Vorgesehen sind jetzt drei Windräder des dänischen Herstellers Vestas vom Typ V172-7,2. Aus dieser Nummer sind die Daten zum Windrad abzulesen: Der Rotordurchmesser misst 172 Meter, und die Anlage kommt auf eine Leistung von 7,2 Megawatt. Insgesamt kommt der Windpark Alttann nach der Realisierung auf eine rechnerische Leistung von rund 21 Megawatt. Das wäre in etwa der Strombedarf von rund 6000 Haushalten.

Die Nabenhöhe der Windräder beträgt 175 Meter. Damit kommen die Alttanner Windräder auf eine Gesamthöhe von 261 Meter. Zum Vergleich: Das Ulmer Münster hat eine Höhe von 162 Meter und der Stuttgarter Fernsehturm misst 216 Meter. Das Fundament für das Bauwerk soll 1,50 bis 2,00 Meter tief werden und einen Durchmesser von 25 Meter aufweisen.

Noch in diesem Jahr möchten die Projektpartner das Genehmigungsverfahren beim Landratsamt Ravensburg starten. Etwa elf bis zwölf Monate wird das in Anspruch nehmen, hieß es von den Vertreterinnen des Landratsamts, das Genehmigungsbehörde ist. Sie machten aber auch klar, dass es sich hierbei um ein nicht öffentliches Verfahren handelt. Das Gesetz sieht ein öffentliches Verfahren nur bei Windparks ab 20 Anlagen vor. „Das heißt aber nicht, dass man sich nicht an uns wenden kann. Jeder kann uns seine Bedenken mitteilen. Das heften wir nicht einfach ab, sondern melden es auch an unsere Fachbehörden“, so Landratsamtsmitarbeiterin Beate Hofmann.

Die Genehmigungsbehörde prüft den Antrag, hält mit allen Fachbehörden und den sogenannten Trägern öffentlicher Belange Rücksprache. Dazu zählen beispielsweise auch Naturschutzverbände, Kommunen oder die Bundeswehr. Wenn alle Gesetze eingehalten werden können, dann genehmigt das Landratsamt den Windpark. „Der Denkmalschutz könnte noch ein Thema sein, aber wir glauben, dass die Grundvoraussetzungen für die Genehmigung gegeben sind“, sagt Böhm. Die Projektpartner rechnen mit dem Baubeginn der Windräder 2025. Die ersten Windräder sollen sich in Alttann laut Plan dann im Jahr 2026 drehen.

Doch wie sieht es mit dem Eingriff in die Natur aus? Schließlich müssen für den Bau eines Windrads Bäume gefällt werden. Im Schnitt geht man von 0,6 Hektar Wald pro Windrad aus, die dauerhaft fehlen werden. Christian Böhm: „Weil wir jeden Eingriff ausgleichen müssen, haben wir auch ein Interesse, die Eingriffe so klein wie möglich zu halten.

Bei Windkraftanlage 2 muss kein einziger Baum gefällt werden, weil der Borkenkäfer hier zugeschlagen hat.“

Bürgermeister Peter Müller fragte, wie der Transport der Rotorblätter erfolgen soll. Laut Projektierer könne man die Bauteile bei Bedarf in einem 45-Grad-Winkel aufstellen und so transportieren, um wenig Bäume zu fällen. Auch die Waldwege mit einer Breite von 3,50 bis 4,00 Meter seien prinzipiell gut genug ausgebaut. An der ein oder anderen Stelle müsse man die Druckfestigkeit noch überprüfen und gegebenenfalls nachbessern.

Ein Bürger wollte wissen, wie man den Eingriff in die Natur ausgleiche. Dabei habe man mit der Forstbehörde gesprochen. Wegen des überdurchschnittlichen Waldbestands in der Gemeinde Wolfegg sei ein direkter Ausgleich nicht notwendig. Dies könne, wie das bei Baugebieten beispielsweise auch der Fall ist, über Ökopunkte ausgeglichen werden. Außerdem könne man überlegen, bestimmte Teile des Waldes nicht mehr zu bewirtschaften und der Natur zu überlassen. Ein Punkt, den die anwesenden Bürger beschäftigte, war das Thema Schall. Die Planer rechnen damit, dass die Windräder etwa ein Drittel des Jahres unter Volllast laufen, die restliche Zeit langsamer. Nachts müssen die Anlagen die 35-Dezibel-Grenze in Wohngebieten einhalten. Tagsüber dürfe es, so ein Energiequelle-Vertreter, auch lauter als 50 Dezibel sein. „Die Hauptwindrichtung ist so, dass Alttann kaum belastet ist“, hieß es. Laut Angaben der Schweizer Internetseite „Lärmorama“ sind 35 Dezibel etwa mit einem ruhigen Wohngebiet zu vergleichen, 50 Dezibel mit Regen oder Meeresrauschen.

Die Laoco GmbH und die Energiequelle GmbH planen in der direkten Nachbarschaft auf Bad Wurzacher Gemarkung einen weiteren Windpark mit drei Windrädern des gleich Typs. „Wir können uns vorstellen, eine dieser Anlagen zur Bürgerwindanlage zu machen“, sagte Thomas Stopp von der Energiequelle. Und auch die Gemeinde werde profitieren. So wollten die Projektpartner die Gemeinde finanziell beteiligen. Wolfegg könne mit circa 40.000 Euro pro Jahr rechnen, die nicht kreisumlagepflichtig sind.

Außerdem habe die Energiequelle die Möglichkeit, einmalig 200.000 Euro pro Windrad aus der eigenen Stiftung für gemeinnützige Projekte in der Gemeinde zur Verfügung zu stellen. Wie das Geld verwendet wird, würde man dann mit den Bürgern erarbeiten.

Informationen zum Windpark gibt es auf der Projekthomepage unter

www.energiequelle.de/alttann

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