Sonntag, 3. November 2024

Bier hilft, Torf zu ersetzen und Moore zu retten - wäre das eine zündende Idee für die Rettung des Reicher Mooses?

Wie cool wäre das denn, wenn man den Gedanken weiter spinnt: Das Reicher Moos könnte endlich renaturiert werden und die Kurbäder könnten mit einer Innovativen Lösung glänzen, die sicherlich auch viele neue und alte Kunden ansprechen würde: indem der Torf ersetzt würde durch Produkte der Biererzeugung...

Standard  hier  Marlene Erhart  2. November 2024

ACR Awards: Erfindergeist ist facettenreich

Beim Bierbrauen entsteht nicht nur ein äußerst beliebtes Getränk. Als Nebenprodukt fällt im Prozess der fachsprachliche Treber an. In einem Forschungsprojekt gelang es, diesen in einen Wertstoff zu verwandeln, der zum Umweltschutz beitragen kann.

Braumeister Andreas Werner beschreibt die Situation als unbefriedigend: Um eines der liebsten Getränke des Landes zu produzieren, verarbeitet man Braugerste zu Malz. Daraus wird Bier gebraut, als Rückstand bleibt Treber übrig. Dieses Nebenprodukt zu entsorgen frisst Geld. Es seien Kosten für die Entsorgung von etwas, "das eigentlich etwas wert ist", sagt Werner. Um eine bessere Verwertung zu finden, wandte sich die Brauerei Göss an ihren langjährigen Partner, das Institut für Nachhaltige Technologien (AEE INTEC). Eine Lösung war nicht weit.

Im Projekt Bioprofit war es AEE INTEC und dem Start-up Terra Green GmbH gelungen, derartige Abfallprodukt in einen Wertstoff zu verwandeln. Das Verfahren wurde bei Gärresten von Biogasanlagen erprobt. Schwierig war dabei ehemals die Trennung von Fest- und Flüssigstoffen, was nun mittels Membrandestillation gelingt. Während sich aus den flüssigen Komponenten ein Stickstoffdüngemittel erzeugen lässt, entsteht aus den Feststoffen ein Ersatz für die umstrittene Ressource Torf. Größtenteils stammt dieser sonst aus Mooren im Baltikum.

Torfersatz

Im Fall der Braurückstände konnte das Verfahren mit dem Start-up, das auf die Herstellung nachhaltiger Pflanzsubstrate aus organischen Nebenprodukten spezialisiert ist, zur Anwendung gebracht werden. Der neue Torfersatz aus Reststoffen wurde in Versuchen an rund 22.000 Pflanzen im Erwerbsgartenbau getestet. In Kultursubstraten kann der Stoff bis zu 30 Prozent Torf ersetzen, im Heimbereich und -garten kann damit sogar ganz auf Torf verzichtet werden.

Brückenbauer zwischen Wissenschaft und KMUs

Für diese Entwicklung gab es bei der heurigen Enquete der Austrian Cooperative Research (ACR) den Start-up-Preis, der vom Austria Wirtschaftsservice gefördert wird. Insgesamt 19 private Forschungsinstitute betreiben im ACR-Netzwerk, das heuer sein 70-jähriges Bestehen feiert, Forschung und Entwicklung für Unternehmen. Ein spezieller Fokus liegt auf KMUs. Um deren Innovationspotenzial auszuschöpfen, brauche es "maßgeschneiderte Angebote", sagte ACR-Präsidentin Iris Filzwieser. Dabei sei die ACR-Familie Übersetzter, Sprachrohr und Brückenbauer zwischen Wissenschaft und KMUs.

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