Pressemitteilung vom 4.8.2023
Seit Jahren ist die Lärm- und Schadstoffbelastung durch die Unmengen an Kieslastern ein Gesprächsthema in der Region. Anwohner*innen wünschen sich eine Begrenzung des Kiesabbaus, um die hiesigen Wasserquellen zu schützen und weniger gesundheitsschädigendem Lärm ausgesetzt zu sein; die Kieswerkschefs wünschen sich neue Abbaugenehmigungen, um mehr Profit zu schlagen.
Dass die Landespolitik sich weiterhin
weigert, ihre Verantwortung in Bezug auf die Klimakrise wahrzunehmen, wollen
die Anwohner*innen und die Aktivist*innen nicht hinnehmen:
Am heutigen Freitagmorgen (4.8.2023) halfen Klimaaktivist*innen den Anwohner*innen mit einer Aktion und verbanden diese mit einem Statement: "Wir werden weiter für die Umsetzung der demokratisch beschlossenen baden-württembergischen Klimaziele kämpfen.".
▸ Friedliche Sabotage an Radladern
In den frühen Morgenstunden begaben sich die Aktivist*innen zum Kieswerk Tullius, wo tagsüber die Kieslaster Schlange stehen. Mithilfe von Linsen ließen sie Luft aus den Reifen von mehreren Radladern ab, die den Kies auf die Lastwagen laden. Die Ventilkappe wird abgeschraubt, eine Linse wird eingesetzt und abschließend wird die Ventilkappe wieder aufgeschraubt. Auf diese Weise entweicht mit der Zeit die Luft. Dieses Vorgehen wurde von dem losen internationalen Zusammenschluss "Tyre Extinguishers" (dt. "Reifenlöscher") popularisiert und wird als so genannte "friedlichen Sabotage" eingeordnet.
▸ Betonindustrie macht 8 % der weltweiten CO2-Emissionen aus
Der Kiesabbau ist ein wichtiger Zulieferer der Betonindustrie, die nach ARD Recherchen für etwa 8% der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich ist (https://www.ardalpha.de/wissen/umwelt/klima/klimawandel/beton-emissionen-klimafreundlich-bauen-umwelt-loesungen-klimakrise-100.html). Zudem zerstört der Kiesabbau das wichtige Ökosystem Wald, das einen großen Beitrag zur Bekämpfung der Klimakrise leistet und dessen Boden als natürlicher Grundwasserfilter dient. "Wir finden es empörend, dass die Kieswerke Tullius unseren Wald zerstören und damit die Rohstoffe liefern für klimazerstörende und flächenfressende Neubauten", so eine der Aktivist*innen.
▸ Frühere Dialogversuche der Aktivist*innen im Sande verlaufen
Frühere Dialogversuche der Klimaaktivist*innen mit dem Chef des Tullius-Kieswerks waren im Sande verlaufen. Telefonisch hieß es vor knapp zwei Wochen, man wolle den Aktivist*innen nicht einmal eine Mailadresse zur weiteren Kontaktaufnahme mitteilen. Einen intakten Briefkasten besitzt Tullius ebenfalls nicht; die Aktivist*innen brachten ihr Dialoganliegen daher laminiert und mit einem Gewicht beschwert an dem kläglichen Rest des Briefkastens an. Von Tullius kam bisher keine Reaktion.Mit ihrer Aktion richten sich die
Aktivist*innen direkt gegen einen Verursacher der Klimazerstörung in der
Region: "Unsere friedliche Sabotage beim Kieswerk ist zielgenau und trifft
keine Unbeteiligten. Normalerweise lassen die Kieswerke Tullius beim
Umweltschutz die Luft ab - heute ist es mal andersherum", so eine der
Aktivist*innen.
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