Mittwoch, 5. Juli 2023

Sammelsurium: Hitzealarm in USA und Mexiko - "Jahr um Jahr wird es schlimmer - wir verbrennen hier!"

Hitzealarm in USA und Mexiko

hier  als Video von Christian von Rechenberg

Im mittleren Süden der USA und in Mexiko herrschen seit Wochen Temperaturen von bis zu 49 Grad. Viele Menschen sind bereits gestorben.

Videolänge:1 min Datum:30.06.2023

Verfügbarkeit:  Video verfügbar bis 30.06.2024


hier  im Spiegel  Artikel von Julia Köppe 

Mexiko: Temperaturen bis 49 Grad - mehr als hundert Hitzetote in Mexiko

Temperaturen bis 49 Grad Celsius: Mexiko leidet unter extrem hohen Temperaturen, Menschen sterben an Hitzeschlag und Dehydrierung. Auch an anderen Orten der Welt gefährdet Hitze Menschenleben.

Wegen einer Hitzewelle sind in Mexiko innerhalb von zwei Wochen 104 Menschen ums Leben gekommen. Die meisten seien an einem Hitzschlag gestorben, viele auch an Dehydrierung, teilte das Gesundheitsministerium mit. Konkret geht es um den Zeitraum vom 12. bis 25. Juni.

Vor allem im Norden des lateinamerikanischen Landes mit 126 Millionen Einwohnern machten sich die hohen Temperaturen bemerkbar. Dort starben allein im Bundesstaat Nuevo León 64 Menschen an den Folgen des Extremwetters. In der Ortschaft Aconchi im nördlichen Bundesstaat Sonora ist am Montag eine Höchsttemperatur von 49 Grad Celsius gemessen worden.

Mindestens 13 Hitzetote in Texas

Die dreiwöchige Hitzewelle führte zu Rekordnachfragen im Energienetz, Behörden beschlossen deshalb, den Unterricht in einigen Gebieten auszusetzen. Immerhin: In den vergangenen Tagen sind die Temperaturen gesunken, und die Regenzeit hat die dringend benötigten Niederschläge gebracht.

Aktuell leidet nicht nur Mexiko unter eine Hitzewelle, auch in Texas ist es derzeit extrem heiß. Hinzu kommt eine hohe Luftfeuchtigkeit, die die Hitze für Menschen besonders unangenehm macht. Die Stadt Corpus Christi meldete einen auch die Luftfeuchtigkeit berücksichtigenden Hitzeindexwert von 125 Grad Fahreinheit, was etwa 52 Grad Celsius gefühlter Temperatur entspricht.

Mindestens 13 Menschen kamen wegen der Hitze in Texas ums Leben. Zwei von ihnen waren gestorben, als sie trotz der hohen Temperaturen im Nationalpark Big Bend wandern gingen.

2023 – das Jahr der Klima-Anomalien

Es wird erwartet, dass die Temperaturen am Wochenende auch im mittleren Süden der USA steigen werden. In Teilen Floridas ist für die kommenden Tage ein Hitzeindex von bis zu 44 Grad Celsius vorhergesagt. Extreme Hitze fordert von allen Wetterlagen die meisten Todesopfer in den USA, noch vor Hurrikans, Tornados und Überflutungen....


hier Artikel von Sebastian Moll 2.7.23

Der Südwesten der USA trocknet aus

Die Wanne ist leer: Der Colorado River, der 40 Millionen Menschen in Metropolen wie Las Vegas und Los Angeles versorgt, führt immer weniger Wasser. Die Katastrophe ist absehbar

Der Hoover Dam, keine halbe Stunde außerhalb von Las Vegas gelegen, gehört seit Jahrzehnten zum Standardprogramm eines Besuchs im Westen der Vereinigten Staaten. Der Mega-Damm, mehr als 200 Meter hoch und 380 Meter breit, gilt als Paradebeispiel der Ingenieurskunst und des US-amerikanischen Pioniergeistes. Seine Errichtung in den 1930er Jahren sicherte mehr als 20 Millionen Menschen im Westen des Landes die Versorgung mit Wasser und Strom.

In den vergangenen Jahren ist ein Besuch am Hoover Dam jedoch zu einer beklemmenden Erfahrung geworden. Der 180 Kilometer lange Lake Mead, zu dem der Damm den Colorado River in der Hochwüste zusammenstaut, bietet einen erschreckenden Anblick. Die Kruste, die der Wasserstand über die Jahre in den Fels entlang des Seeufers gemalt halt, liegt heute bald 60 Meter höher als die Wasseroberfläche. Seinen höchsten Stand erreichte der See vor knapp 40 Jahren, anno 1983. Der einst mächtige Stausee wirkt heute wie eine leere Badewanne.

Der Lake Mead steht nur noch bei 25 Prozent seiner Kapazität und ist somit das deutlichste Zeichen dafür, dass der Colorado River, der ihn füttert, austrocknet. Die Wassermenge, die der Fluss trägt, ist im Durchschnitt um 20 Prozent zurückgegangen. Fachleute gehen davon aus, dass er bis zum Ende des Jahrhunderts nur noch die Hälfte seiner höchsten Wassermasse transportiert.

Die Staaten müssten längst Wasser sparen - tun sie aber nicht

Solche Statistiken wären für jeden Fluss tragisch. Im Fall des Colorado River hat das Austrocknen jedoch potenziell katastrophale Konsequenzen. Der gesamte Südwesten der USA ist von diesem Fluss abhängig: rund 40 Millionen Menschen. Städte wie Las Vegas, Los Angeles, Denver oder Phoenix können ohne den Colorado River nicht existieren. 29 indigene Stämme hängen von seinem Wasser ab, außerdem große Landstriche im Norden von Mexiko.

Der Südwesten – in der US-amerikanischen Vorstellung seit beinahe 200 Jahren so etwas wie ein gelobtes Land, in dem es unbegrenzte Ressourcen und unbegrenzte Möglichkeiten gibt -, droht zu einem Katastrophengebiet zu werden. Im Sommer des Jahres 2021 rief die US-Bundesregierung zum ersten Mal entlang des Colorado River einen Wassernotstand aus und zwang die Staaten Arizona und Nevada zu einer drastischen Reduzierung ihres Wasserverbrauchs. Im Jahr 2022 folgte dann ein Aufruf aus Washington an die sieben Staaten entlang des Flusses, sich darauf zu einigen, ihren Verbrauch dauerhaft um rund 40 Prozent insgesamt zu reduzieren.

Doch als reine Empfehlung blieb der Aufruf ergebnislos. Die Staaten konnten sich erwartungsgemäß auf gar nichts einigen. Und die Bundesregierung scheut bislang noch davor zurück, mehr Druck auszuüben und stärker einzuschreiten.

Die gesamte Lebensmittelversorgung der USA ist bedroht

Doch früher oder später wird der Südwesten der USA nicht an dramatischen Anpassungen vorbeikommen. „Die Staaten müssen radikal überdenken, welchen Städten sie Wachstum erlauben, welche Industrien sie unterstützen. Die gesamte Region muss von vorne anfangen, wenn sie überleben möchte“, sagt Abrahm Lustgarten, investigativer Reporter für die Stiftung Pro Publica, der sich seit vielen Jahren mit der Wasserversorgung des Westens beschäftigt. Der Weg des unbegrenzten Wachstums, den die Region in den vergangenen 100 Jahren beschritten hat, ist zur Sackgasse geworden.

Das Austrocknen des Westens ist eine Katastrophe mit Ansage. Die Region weiß seit Jahrzehnten, dass sie mit ihren Ressourcen irgendwann an ihre Grenzen stoßen wird – auch ohne den Klimawandel, der die Lage noch einmal verschärft hat. Bereits im Vertrag der sieben Colorado-River-Staaten über die Nutzung des Flusses im Jahr 1922 wurde mehr Wasser verteilt, als der Colorado trägt. Und Nutzer wie die indigenen Völker und die Regionen in Mexiko, die den Fluss brauchen, wurden von der Kalkulation vollständig ausgenommen.

Trotzdem wurde munter expandiert. Bis heute sind Las Vegas, Phoenix und Denver rasant wachsende Städte. In den vergangenen 30 Jahren ist die Bevölkerung der Region um 15 Millionen Menschen gewachsen. Vor allem jedoch siedelte sich ein großer Teil der Landwirtschaft in den sonnigen Tälern des Westens an. Das Imperial Valley von Kalifornien ist der Gemüsegarten der USA – rund zwei Drittel des nationalen Bedarfs stammt aus dem Landstrich entlang der mexikanischen Grenze. So gerät mit dem Austrocknen des Flusses nun auch die gesamte Lebensmittelversorgung der USA ins Wanken.

Die Landwirtschaft verbraucht rund 70 Prozent des Wassers der Region

Um sowohl die Region als auch die Ernährung des Landes zu retten, wären nun einschneidende Änderungen der bestehenden Praktiken notwendig. Die Landwirtschaft verbraucht rund 70 Prozent des Wassers der Region. Eine Dezentralisierung und/oder nachhaltigere Praktiken könnten viele der Probleme lösen. Doch Abrahm Lustgarten ist eher pessimistisch: „Es ist ein vertracktes Problem. Die Landwirtschaft in der bestehenden Form gehört zur Kultur und zur Identität dieser Region. Und es hängen viele Einkommen davon ab.“ Deshalb traut sich bislang die Politik nicht, das Problem wirklich im Kern anzugehen.

Als Beispiel für die Reform-Resistenz der Landwirtschaft nennt Lustgarten etwa die Priorisierung der Alfalfa-Produktion. Die Nutzpflanze Alfalfa wird vorwiegend zur Viehfütterung verwendet, ein bedeutsamer Anteil der kalifornischen Produktion wird exportiert. Doch Washington zaudert, sich mit den ausländischen Handelspartnern und der Fleischindustrie anzulegen, zumal die Rancher in Arizona und Nevada mehrfach ihre Bereitschaft demonstriert haben, sich zur Not auch militant mit dem Bund anzulegen.

Wenn nicht bald etwas geschieht, ist die Katastrophe nicht mehr abzuwenden

So hält die Bundesregierung dysfunktionale Praktiken aufrecht, anstatt einzuschreiten. Die Alfalfa- und die Fleischproduktion werden subventioniert. Gleichzeitig bezahlt man Bäuerinnen und Bauern dafür, das Wasser, das sie nicht brauchen, nicht einfach versickern zu lassen. Veraltete Regeln räumen Nutzenden wieder das Recht auf die gleiche Wassermenge ein, wenn sie im Vorjahr ihr gesamtes Kontingent verbraucht haben. Das hat im Imperial Valley zu einer Wasserverschwendung monumentalen Ausmaßes geführt.

So führt an einem harten Eingreifen der Bundesregierung, allen Widerständen zum Trotz, kein Weg vorbei, wenn die Region überleben will. „Wir brauchen eine nationale Wasserpolitik, die auf die Lebensmittel- und die Energiepolitik abgestimmt ist“, sagt Jay Famiglietti, Direktor des Globalen Instituts für Wassersicherheit an der Universität von Saskatchewan (siehe Interview). Und dabei darf kein Augenblick mehr verschwendet werden. „Wir stehen an einem Scheideweg. Wir sind dabei, zu scheitern.“


 hier  Artikel von Sebastian Moll •  3.7.23

Wassermangel in den USA: „Wir stehen am Abgrund“

Jay Famiglietti ist Direktor des Global Institute for Water Security an der Universität von Saskatchewan in Kanada. Famiglietti und sein Team erforschen die Sicherheit der Wasserversorgung weltweit im Zusammenhang mit der Klimakrise. privat

Professor Famiglietti, Sie untersuchen die Wasserversorgung in verschiedenen Regionen der Welt. Wie schlimm ist die Situation im Südwesten der USA im Vergleich?

Ziemlich schlimm. Die Lage am unteren Flusslauf des Colorado, in Neu Mexiko, Arizona und Kalifornien, steht kurz vor dem Kippen. Wir kommen an den Punkt, an dem einfach nicht mehr genug Wasser da ist, um die Bevölkerung zu versorgen. Es müssen harte Entscheidungen getroffen werden, wofür wir das Wasser verwenden.

Die ganze Region hängt von einem einzigen Fluss ab, der jetzt austrocknet.

Das ist teils richtig. Weil das Wasser im Colorado knapp wird, werden zunehmend die Grundwasserreserven angezapft. Das Problem dabei ist jedoch, dass die Nutzung des Grundwassers vollkommen unreguliert ist. Da herrscht der Wilde Westen.

Aber der Staat Kalifornien hat doch zumindest ein Gesetz zur Nutzung des Grundwassers.

Ja, das stimmt, aber das Gesetz ist bislang das einzige, und es ist weder voll implementiert noch wird seine Befolgung durchgesetzt. Der Zeitrahmen, den die Gesetzgeber sich gesteckt haben, um nachhaltige Wassernutzung in Kalifornien zu erzielen, liegt bei 20 Jahren. Das ist viel zu lange. Das Grundwasser verschwindet im Moment in einer rasenden Geschwindigkeit. Bis jetzt werden die Dinge schlimmer und nicht besser.

Sie befürchten also, dass es in 20 Jahren im Südwesten der USA kein Wasser mehr gibt?

Ich glaube in der Tat, dass es in 20 Jahren kein Wasser mehr gibt, das zu managen wäre. Wir stehen hier tatsächlich am Abgrund.

Was sind die Konsequenzen, wenn die Region austrocknet?

In Kalifornien ist der größte Wasserverbraucher die Landwirtschaft. Die landwirtschaftliche Produktion dort ist unersetzlich für die Versorgung der gesamten USA. Wenn die Produktion hier drastisch zurückgeht oder verschwindet, bringt das die Lebensmittelmärkte rund um die Welt in Schwierigkeiten. In Arizona gibt es nur noch ganz wenig Oberflächenwasser, da gibt es große Wüstengebiete. Weil es dort nur wenig Landwirtschaft gibt, sind die Grundwasserreserven noch halbwegs intakt, aber sie schwinden im Moment auch rasant. Wenn das so weitergeht, dann können Wüstenstädte wie Phoenix nicht überleben.

Diese Entwicklung war seit Jahrzehnten absehbar. Warum hat man sie nicht verhindert?

Ich glaube, die Fehler wurden von Anfang an gemacht. Man hat sich bei der Besiedelung des Westens einfach keine Gedanken über begrenzte natürliche Ressourcen gemacht. Das hat sich etwa im Wasserabkommen von 1922 widergespiegelt, der das Wasser des Colorado River unter den sieben Anrainerstaaten aufgeteilt hat. Die Verteilungsmenge basierte auf Daten einer historisch außerordentlich wasserreichen Periode. Natürlich hat sich die Zivilisation des Westens rund um diese Entscheidungen entwickelt und kann jetzt nur noch schwer rückgängig gemacht werden.

Was würden Sie tun, wenn Sie von vorne anfangen könnten?

Man würde von Anfang an die verschiedensten Wassernutzungen in die Planung einbeziehen: Wasser für die Umwelt, Wasser für die Industrie, Wasser für die Menschen, Wasser, um Lebensmittel zu produzieren, Wasser, um Energie zu produzieren. Wir müssten den Klimawandel in die Kalkulation einbeziehen, und wir müssten Oberflächenwasser und Grundwasser als zusammenhängendes System denken. Alles Dinge, die wir nicht tun. Deshalb ist die Wasserversorgung der USA ein Kartenhaus...


03.07.2023  hier

Wie trocken wird es in Europa?

Durch den Klimawandel sind Dürren in Europa deutlich wahrscheinlicher und auch intensiver geworden. In weiten Teilen von Europa und auch Afrika sind die Folgen des Wandels zu spüren, allerdings mit unterschiedlichen Auswirkungen. Viele Länder bereiten sich auf Wetterextreme vor. Eine Reise zu den Auswirkungen des Klimawandels:

Deutschland: Die Winter, also die Kälteperioden, sind auffällig kürzer geworden.
Wasserspeicher wie Grundwasser, Seen und Böden können sich wegen weniger Regens vielerorts nicht mehr so stark füllen, wie Fred Hattermann vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung (PIK) sagt. Es sei außerdem schlicht wärmer geworden, „in Deutschland mittlerweile im Durchschnitt um 2 Grad Celsius“, sagt Klimaforscher Hattermann. „Durch die längere Vegetationsperiode und hohen Temperaturen steigt der Wasserstress für die Vegetation und insgesamt die Verdunstung.“ Von Hitze-Verhältnissen wie in Spanien oder Frankreich sei man in Deutschland noch ein gutes Stück entfernt, sagt Hattermann. Dennoch bereitet man sich vor: Zur Wasserversorgung hat der Bund kürzlich eine Nationale Wasserstrategie formuliert. Gemeinsam mit den Ländern sollen Leitlinien entwickelt werden, wie die Nutzungsansprüche in Fällen von Wasserknappheit aussehen würden.

Großbritannien: Die Behörden verbieten in Teilen von Südostengland den Einsatz von Gartenschläuchen und Sprengern. Wer dort künftig den Garten wässert, sein Auto wäscht oder den Pool füllt, muss mit einer Strafe von 1000 Pfund (knapp 1170 Euro) rechnen. Der Versorger betont, ihm bleibe keine andere Möglichkeit: Die Nachfrage habe im Juni Rekorde gebrochen, teilte South East Water mit. Einige Schulen mussten wegen Wassermangels schließen, mancherorts haben Stationen geöffnet, an denen Anwohner Flaschenwasser abholen können.

Niederlande: Sie bereiten sich erneut auf einen extrem trockenen Sommer vor. Noch sind die Wasserspeicher gefüllt und das Grundwasser durch das nasse Frühjahr ausreichend hoch. Doch in einigen Gegenden ist der Wasserstand so niedrig, dass Fische nicht mehr genügend Sauerstoff bekommen. Sollte die Trockenheit anhalten, wird die Regierung erneut den Notplan in Kraft setzen. Dann verteilt ein nationales Krisenteam das Wasser. Oberste Priorität haben dabei die Deiche. Sie müssen feucht gehalten werden, sonst drohen sie zu brechen. Das wäre für das Land, das zu gut einem Drittel unter dem Meeresspiegel liegt, katastrophal.

Frankreich: Hier legt man örtlich fest, was bei Dürre erlaubt ist. Im südlichen Département Pyrenées-Orientales (an der Grenze zu Spanien) gelten schon strenge Regeln: Autowaschen außerhalb der Anlage ist verboten, Fassaden und Dächer reinigen ebenso. Private Pools auch in Ferienunterkünften dürfen nicht auf- oder nachgefüllt werden. Auch Rasen und Beete zu gießen, ist untersagt. Strandduschen und Springbrunnen soll der Hahn abgedreht werden. Und Landwirte müssen ihren Wasserverbrauch ebenfalls erheblich runterschrauben.

Spanien: Das Land leidet unter einer langandauernden Dürreperiode, die in manchen Teilen schon 2014 begonnen hat und sich verschärft. Dramatisch ist die Lage in Katalonien und Andalusien. Dort sind die Stauseen nur zu etwa einem Viertel gefüllt. In besonders von Dürre betroffenen Regionen gelten seit 2022 Begrenzungen beim Wasserverbrauch. Der Ackerbau und Gewächshäuser müssen ihren Wasserkonsum um 40 Prozent einschränken, die Viehwirtschaft um 30 Prozent und das verarbeitende Gewerbe und die Industrie um 15 Prozent. Autos dürfen nur in Waschanlagen gewaschen werden, Schwimmbäder und Pools nur gefüllt werden, wenn das Wasser in einem geschlossenen Kreislauf gesäubert wird.

Mallorca: Auf der liebsten Ferieninsel der Deutschen hat es ergiebige Niederschläge gegeben, und die Grundwasserreservoirs sind besser gefüllt als im vergangenen Jahr. Zudem verfügt die Insel über Meerwasserentsalzungsanlagen. Dennoch könne es in einigen Gemeinden wegen der immensen Zahl an Touristen zu einigen Einschränkungen kommen, warnen die Behörden.

Portugal: Dort fürchtet man ebenfalls wieder Dürre und will die Entnahme von Grundwasser in der Algarve verringern. Dort ist der Bau einer Meerwasserentsalzungsanlage geplant.

Italien: Der Stiefel wird dieses Jahr von Wetterextremen heimgesucht. Im Frühjahr machten Dürre und Trockenheit vor allem in Norditalien Probleme. Ende Mai kam es dann in der Adria-Region Emilia-Romagna zu Unwettern, verheerenden Überschwemmungen und Erdrutschen; die Trockenheit zuvor hatte für ein hartes Erdreich gesorgt, das weniger Wasser absorbieren kann. Für diesen Sommer hat die Regierung Maßnahmen zur Vorbeugung auf den Weg gebracht. So sollen etwa die Wiederverwendung von gereinigtem Abwasser und der Ausbau von Entsalzungsanlagen forciert werden.

Griechenland: Hier ist das Wetter anders als gedacht: Meteorologen sagen, dass es seit Jahrzehnten keinen so kühlen, regnerischen Frühling gegeben habe. Bis Juni stieg das Thermometer auf der weit südlich gelegenen Insel Kreta nur auf etwas mehr als 30 Grad. Wasserprobleme gibt es keine, weil die Stauseen des Landes bereits im letzten Jahr gut gefüllt waren.

Türkei: Das Land verfügt über große natürliche Wasserreserven. Aber nicht nur in Megastädten wie der 16-Millionen-Metropole Istanbul wird das Wasser immer mal wieder knapp. Stauseen und Wasserreservoire werden in trockenen Monaten seit einigen Jahren bedrohlich leer. Zudem sinkt der Grundwasserspiegel vielerorts. Die städtische Wasserverwaltung ruft Menschen in Istanbul immer wieder dazu auf, Wasser zu sparen. Die türkischen Wassersysteme müssen erneuert werden; über Lecks in den Rohren geht ein großer Teil Wasser verloren.

Afrika leidet unter massiver Dürre

Norden: Die Sahel-Region vom Senegal im Westen bis nach Dschibuti im Osten Afrikas erlebt seit Monaten eine katastrophale Dürre. Am Horn von Afrika ist sie so schlimm wie seit 40 Jahren nicht mehr. 346 Millionen Menschen – ein Viertel der Bevölkerung Afrikas – haben dort deshalb nicht genug zu essen, weil wegen Wassermangels nichts wächst. Aber auch in bei Touristen beliebten Ländern wie Marokko regnet es deutlich zu wenig, im Atlasgebirge fällt viel weniger Schnee als noch vor fünf Jahren. Flüsse fallen trocken, es müssen immer tiefere Brunnen gebohrt werden.

Südafrika: In Kapstadt hätte 2018 fast die „Stunde Null“ geschlagen. Dann wäre nach einer dreijährigen Dürre das Wasser abgeschaltet worden. Auf dem Höhepunkt der Krise, im Februar 2018, durften die rund 4,5 Millionen Einwohner täglich nur noch 50 Liter Wasser pro Person verbrauchen – das musste fürs Trinken, Duschen, Putzen, Kochen und Klospülen reichen. Seither baut die südafrikanische Stadt eine neue Wasserversorgung auf, die zu je einem Viertel auf Regen, Grundwasserentnahme, Entsalzung und Aufbereitung beruht. (dpa/mic)

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