Mittwoch, 6. Januar 2021

Die Bildschirmzeitung zum aktuellen Regionalplan-Entwurf, anläßlich des Ravensburger KlimaCamps

 

Ravensburg - Am 12. Dezember hatte eine Gruppe junger Klimaaktivisten im Grüngürtel um die Altstadt einen Baum besetzt, an der viel befahrenen Schussenstraße. Auf Transparenten mahnten sie die weltweite Reduktion des Klimas um 1,5 Grad an, global die Abkehr vom herrschenden Wirtschaftssystem, „change the system not the climate“, und lokal endlich handeln statt reden.

Nichts, sagten sie, sei von den im Gemeinderat beschlossenen Klimazielen umgesetzt worden. Weder der OB Dr Daniel Rapp noch Simon Blümcke, der 1.Bürgermeister, suchten das Gespräch mit den jungen Leuten. In der Nacht zum 30. Dezember wurde, bewusst nach Beginn der Ausgangssperre, eine ordnungspolitische Groteske inszeniert.
60 Bereitschaftspolizisten aus Göppingen, ein Sondereinsatz-Kommando mit 14 Fahrzeugen, drei Fahrzeugen der Freiwilligen Feuerwehr räumten den Baum in gleißendem Scheinwerferlicht. Oben befand sich ein (!) Jugendlicher, der 17jährige Samuel Bosch. Unten machte sich der 61 jährige Professor Dr. Wolfgang Ertel von der FH Weingarten mit Kletterseilen bereit, im Baumhaus eine Nacht zu verbringen. Dafür der Großeinsatz staatlicher Gewalt, für einen vermutlich sechsstelligen Betrag, der, so wird es im Räumungsbescheid (Sofortkosten 150 Euro) angedroht, dem minderjährigen Samuel Bosch und somit dessen Eltern in Rechnung gestellt werden dürfte. ..........

Am Morgen des 30. Dezember dann aber eine stark besuchte Pressekonferenz vor dem geräumten Baum mit Vertretern regionaler Umweltorganisationen. „Wir brauchen die jungen Menschen in den Bäumen“, sagte Manfred Walser von den Scientists for Future (S4F) und Regionalplaner.

Er analysierte den Regionalplan Bodensee-Oberschwaben bis 2035.

Das Ergebnis, das auch Barbara Herzig vom BUND bestätigte: keine verdichteten Wohnformen, sondern weiterhin Zersiedlung, keine interkommunale Planung für Handwerk, Handel, Arbeit, sondern jeder mit seinem Supermarkt, seiner Industrieansiedlung. „Wir rennen wie die Lemminge auf den Abgrund zu. Jahrzehntelange Appelle, die Böden als Lebensraum, als Speicher zu erhalten, haben nichts genutzt. Nur die Jugend klettert auf die Bäume“, meint Barbara Herzig vom BUND, und Manfred Walser ergänzt: „Die Flächen, die im neuen Regionalplan zur Bebauung ausgewiesen sind, speichern zur Zeit eine knappe halbe Million Tonnen C02. Es zeigt, dass in den Köpfen der Mehrheit unserer Bürgermeister, Landräte und Lokalpolitiker das wirtschaftliche Wachstum noch immer das zentrale Leitbild ist. Und dass sie über Lippenbekenntnisse nicht hinauskommen.“....

Ganzer Text zum Nachlesen: 
https://www.diebildschirmzeitung.de/blix/aktuell/3381-wir-brauchen-die-jungen-menschen-in-den-baeumen

Text und Fotos: Wolfram Frommlet

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